# taz.de -- Berlinale-Jurypräsident Jeremy Irons: Fauxpas der Festivalveranstalter
       
       > Irons hat sich wiederholt frauenfeindlich und homophob geäußert. Ihn zum
       > Vorsitzenden der Berlinale-Jury zu wählen, ist falsch.
       
 (IMG) Bild: Jeremy Irons bei der Premiere des Films „Painters and Kings of the Prado“ im Dezember 2019
       
       Bei der [1][Berlinale vor zwei Jahren] war #MeToo das dominierende Thema.
       Die Bewegung war erst wenige Monate, die Vorwürfe an den deutschen
       Regisseur [2][Dieter Wedel wegen sexueller Übergriffe] waren erst wenige
       Woche alt. Allen in der Branche schien klar zu sein: Jetzt muss sich etwas
       ändern. Und es gab Veränderungen.
       
       In Veranstaltungen wurde über die Probleme der Branche diskutiert, die
       Vertrauensstelle gegen sexuelle Belästigung und Gewalt, Themis, wurde ins
       Leben gerufen und die Frauenquotierung der Filme deutlich erhöht. Doch nun,
       kaum einen Monat bevor das Filmfestival in Berlin wieder an den Start geht,
       scheint das schon wieder fast vergessen.
       
       Letzten Freitag verkündete das renommierte Festival, dass [3][Jeremy Irons]
       in diesem Jahr Präsident der Internationalen Jury ist. Der britische Film-
       und Theaterschauspieler fiel in den vergangenen Jahren immer wieder durch –
       höflich ausgedrückt – kontroverse Meinungsäußerungen auf. Einmal ging es um
       Abtreibung, ein andermal um die Ehe für alle oder sexuelle Belästigung von
       Frauen.
       
       In einem Interview mit dem Radio Times sagte er 2011, dass eine Frau damit
       umgehen könne, wenn ein Mann seine Hand auf ihren Po lege. Das sei
       Kommunikation. Außerdem vertrat er die Ansicht, dass Frauen wegen solcher
       Vorfälle nicht vor Gericht gehen sollten. Jahre vorher schon sagte er: „Ich
       liebe Frauen und habe die Angewohnheit, sie liebevoll anzufassen.“
       
       In einer aktuellen Stellungnahme der Festivalleitung lässt der 71-Jährige
       nun verkünden, er bedauere seine Aussagen. Sie repräsentierten „weder seine
       Denkweise noch seine Haltung“. Trotzdem bleibt die Frage, welches Bild von
       dem Festival die Verantwortlichen mit der Wahl von Irons zum
       Jurypräsidenten vermitteln wollen.
       
       Wäre ihnen der notwendige Wandel in der Filmbranche wirklich wichtig,
       hätten sie keinen Juryvorsitzenden gewählt, der in der Vergangenheit
       sexuelle Belästigung verharmlost hat, sondern eine Person, die mit
       Entschlossenheit für eine gewaltfreie und gleichberechtigte Branche und
       Welt kämpft.
       
       15 Jan 2020
       
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