# taz.de -- Gewalt, Herkunft und Geschlecht: Und woher kommst du?
       
       > Deutschland ist von Herkunftsnennungen bei Straftaten besessen.
       > Stattdessen sollten wir über das wahre Problem sprechen: Gewalt von
       > Männern.
       
 (IMG) Bild: Bei Straftaten erwähnen Medien oft die Staatsangehörigkeit der Täter – außer bei Deutschen
       
       Meine Damen und Herren, liebe Lesende, machen Sie es sich gemütlich, lehnen
       Sie sich reinen Gewissens zurück, denn: Die deutschen Herkunftsfestspiele
       haben begonnen. Und diesmal ballern sie so richtig.
       
       Angefangen hat alles, nachdem in Augsburg ein Mann begleitet von einer
       Gruppe junger Männer einen anderen Mann tödlich verletzt hat. Schlimme Tat,
       schlimme Berichterstattung: ARD und ZDF senden live eine 50-minütige
       Pressekonferenz, beim Bayerischen Rundfunk, bei Bild und Welt beginnt das
       Spekulationsspektakel.
       
       [1][Die Welt] berichtet über sieben Festnahmen, erwähnt aber nur die
       Staatsbürgerschaften derjenigen Verdächtigen, die nicht nur deutsch sind.
       Ebenso [2][die Bild]: Es handle sich „um einen 17-Jährigen mit deutscher,
       türkischer und libanesischer Staatsangehörigkeit. Ein weiterer
       Festgenommener (17) ist Italiener.“
       
       Gewinner im Woher-kommst-du-wirklich-Bingo ist aber [3][der BR.] Der
       spricht unbeholfen über die Staatsbürgerschaften des Täters, als handle es
       sich um einen Dinosaurier – einen nichtdeutschen natürlich. „Wie ist das
       möglich?“, fragt man sich im Freistaat, und nun ja. Der BR erkennt, dass
       „man über die entsprechende Familienkonstellation nur spekulieren“ kann, um
       nur wenige Sätze später genau das zu tun: Über den Geburtsort des Täters zu
       spekulieren, den Geburtsort der Eltern, ihr Bleiberecht und wie lange die
       eigentlich schon hier sind, in unserem schönen deutschen Deutschland. Wie
       gesagt: Willkommen bei den Herkunftsfestspielen.
       
       Das ist alles kein Zufall, wie eine aktuelle Studie zeigt. [4][Laut
       Forschenden der Hochschule Macromedia] spielt die Herkunftsnennung in der
       Berichterstattung eine immer größere Rolle. Und zwar vor allem bei
       migrantischen Tätern. Obwohl also laut Kriminalstatistik zwei Drittel der
       Tatverdächtigen die deutsche Staatsbürgerschaft haben, wird so [5][ein
       verzerrtes Bild] des gewalttätigen Migranten gezeichnet.
       
       Ebenfalls in Augsburg wurde vergangene Woche ein (deutscher) Vermieter zu
       einer Entschädigungszahlung verurteilt. Er hatte angegeben, dass er nur „an
       Deutsche“ vermiete – aus Sorge vor bösen Migranten. Der zuständige Richter
       [6][konterte ziemlich klug]: „Verbrechen und Vergehen werden von Menschen
       begangen, nicht von Staatsangehörigen.“
       
       Statt über den Migrationsdingsbums von Tätern hätte man nach Augsburg über
       die eigentliche Auffälligkeit sprechen können. Straftaten werden nämlich
       zumeist [7][von Männern begangen]. Vor allem von deutschen Männern.
       
       13 Dec 2019
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.welt.de/vermischtes/article204138284/Augsburg-Sieben-Festnahmen-im-Fall-des-getoeteten-Feuerwehrmanns.html
 (DIR) [2] https://www.bild.de/regional/muenchen/muenchen-aktuell/schlaeger-17-gefasst-festnahme-nach-toedlicher-pruegel-attacke-66558246.bild.html
 (DIR) [3] https://www.br.de/nachrichten/bayern/nationalitaet-von-straftaetern-und-der-fall-augsburg,Rk8wSSQ
 (DIR) [4] https://mediendienst-integration.de/artikel/wie-oft-nennen-medien-die-herkunft-von-tatverdaechtigen.html
 (DIR) [5] http://Die%20Gefahr%20der%20Obsession
 (DIR) [6] https://www.sueddeutsche.de/bayern/augsburg-urteil-vermieter-diskriminierung-1.4717248
 (DIR) [7] /Kriminalstatistik-fuer-2016/!5404233
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Simon Sales Prado
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Geht's noch?
 (DIR) Herkunft
 (DIR) Männergewalt
 (DIR) Berichterstattung
 (DIR) Geht's noch?
 (DIR) Kriminalität
 (DIR) Herkunft
 (DIR) Verbrechen
 (DIR) Kriminalität
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Ex-Politiker im Dschungelcamp: Faust aufs Auge
       
       Der frühere Verkehrsminister und CDU-Politiker Günther Krause zieht ins
       „Dschungelcamp“. Dort ist er vielleicht besser aufgehoben, als man glaubt.
       
 (DIR) Kriminalität und Herkunft: Von öffentlichem Interesse
       
       Die Herkunft von Tätern verschweigen? In der Einwanderungsgesellschaft ist
       das aussichtslos und selbstschädigend für Medien.
       
 (DIR) Herkunftsnennung bei Straftaten: Die Gefahr der Obsession
       
       In den letzten fünf Jahren nennen Nachrichtenbeiträge immer häufiger die
       Herkunft von Tatverdächtigen. Das ergibt eine neue Studie.
       
 (DIR) Verbrechen und Gender: Es sind Männer
       
       Eine Europol-Kampagne weist darauf hin, dass auch Frauen Schwerverbrechen
       begehen. Die wichtigere Wahrheit bleibt dabei auf der Strecke.
       
 (DIR) Kriminalstatistik für 2016: Ohne Sternchen
       
       Bei der Diskussion über den Kriminalitätsbericht wird zu sehr auf die
       Nationalität der Täter*innen geschaut. Und zu wenig auf das Geschlecht.