# taz.de -- Geplante Tesla-Fabrik: Rumstromern in Brandenburg
       
       > Was 2020 bringt – wer weiß es? Sicher ist: Die in Rekordzeit geplante
       > Tesla-Fabrik bei Berlin wird dieses Jahr für viele Schlagzeilen sorgen.
       
 (IMG) Bild: Gehört vielleicht bald zum Brandenburger Alltag: Das Elektroauto
       
       Tesla ist bereits in Brandenburg. Im Gewerbegebiet Freienbrink, auf der
       Rückseite der Tankstelle zwischen den Lagerhäusern von Edeka und Lidl,
       befindet sich der einzige „Tesla Destination Charger“ im Umkreis von knapp
       20 Kilometern. An den Steckdosen kann man die Elektroautos des
       kalifornischen Konzerns „während des Aufenthaltes für ein paar Stunden oder
       über Nacht“ aufladen. So verspricht es zumindest die Webseite des von Elon
       Musk gegründeten Unternehmens.
       
       Der Konzern ist in Berlin und Brandenburg [1][in aller Munde], seit Musk im
       November überraschend verkündet hat, eine seiner bescheiden „Gigafactory“
       genannten Fabriken in einen brandenburgischen Kiefernwald zu pflanzen. Dem
       von Wahlniederlagen und politischen Pannen geplagten Ministerpräsidenten
       Dietmar Woidke (SPD) kommt der Coup gelegen. Ein Weltkonzern aus einer
       Zukunftsbranche will sich in Europa niederlassen und entscheidet sich für
       Brandenburg. Und auch Berlin erhofft sich ein bisschen Industrieglanz von
       dem Projekt.
       
       Doch Tesla ist Tempo gewohnt. In China zog der Konzern in weniger als einem
       Jahr seine Giagafactory hoch, vor wenigen Tagen wurden die ersten Fahrzeuge
       gebaut. Das Unternehmen hat auch in Brandenburg ehrgeizige Ziele. Schon im
       Frühjahr will man mit den Bauarbeiten beginnen. Das erste Auto soll 2021
       vom Band laufen. Hergestellt werden soll der Kompakt-SUV Model Y. Bestellen
       kann man das Auto schon jetzt. Einstiegspreis: 56.000 Euro. Bis zu 4.000
       Menschen sollen in der Fabrik in drei Schichten arbeiten, bis zu 4
       Milliarden Euro sollen investiert werden.
       
       Doch die beschauliche Gemeinde Grünheide, auf deren Gebiet sich der
       angepeilte Standort befindet, ist nicht Schanghai. Woidke trat
       dementsprechend kurz vor Weihnachten auf die Bremse: „Der Zeitplan ist
       ambitioniert.“
       
       ## Details weiter unklar
       
       Tatsächlich ist nämlich noch einiges zu klären. Der Kauf des Grundstücks
       etwa. Mit dem Land, dem Eigentümer der 300 Hektar großen Fläche, hat man
       sich bereits vor Weihnachten über einen Verkauf geeinigt. Allerdings
       blieben Details unklar, weswegen der Kaufvertrag nicht wie geplant bereits
       Mitte Dezember abgeschlossen werden konnte. Erst im Januar soll sich nun
       der Haushaltsausschuss des Brandenburger Landtags damit beschäftigen. Und
       zunächst müsse der Tesla-Vorstand dem Vertrag zustimmen, heißt es aus der
       Staatskanzlei.
       
       Während die Zustimmung des Ausschusses Formsache wird – keine Partei will
       die Ansiedlung torpedieren –, dürfte die Genehmigung durch das
       Landesumweltamt aufwendiger werden. Es muss die Industrieansiedlung nach
       dem Immissionsschutzgesetz prüfen. Immerhin: Die nötigen Unterlagen hat
       Tesla bereits eingereicht.
       
       Das Gesetz beinhaltet nach Angaben des Bundesumweltministeriums unter
       anderem den Schutz von Menschen, Tieren und Pflanzen, Boden und Wasser vor
       schädlichen Umwelteinwirkungen. Danach sollten die Unterlagen öffentlich
       bekannt gemacht werden; es folge die Beteiligung der Öffentlichkeit, hat
       Umweltminister Axel Vogel (Grüne) mitgeteilt. Die Behörde dürfte sich alles
       genau anschauen. Schließlich will man sich bei einer Investition dieses
       Ausmaßes keinem Klagerisiko aussetzen, nur um das Verfahren zu
       beschleunigen.
       
       Zwar macht der Wald an der Autobahn A 10 auf den ersten Blick nicht viel
       her. Trotzdem gehört das gesamte Areal zum Landschaftsschutzgebiet
       Müggelspree-Löcknitzer Wald- und Seengebiet. Woidke weiß das: Er hat die
       entsprechende Verordnung 2006 als Minister für Ländliche Entwicklung,
       Umwelt und Verbraucherschutz in Kraft gesetzt. Sie soll „die Vielfalt,
       Eigenart oder Schönheit der eiszeitlich geprägten Landschaft“ schützen und
       schränkt die zulässigen Nutzungen stark ein.
       
       Kritisch dürfte auch die Wasserfrage sein. Rund zwei Drittel des Areals
       liegen im Wasserschutzgebiet des Wasserwerkes Erkner. In Schutzzone 3B, zu
       der etwa ein Drittel der Tesla-Fläche gehört, gelten 56 Verbote. Vieles
       davon betrifft zwar eher die Landwirtschaft. Verboten ist aber auch die
       Erweiterung von Industriegebieten.
       
       ## Fragen über Fragen
       
       In dieser Frage bekommt Tesla indirekt Hilfe von der deutschen
       Automobilindustrie. Vor zwanzig Jahren war der Standort nämlich in der
       Verlosung für eine BMW-Fabrik. Die siedelte sich dann in Leipzig an. Doch
       der Bebauungsplan für das Industriegebiet ist seit 2004 rechtsgültig.
       Demzufolge darf der Investor 80 Prozent der Fläche bebauen, und zwar bis zu
       10 Meter hoch.
       
       Für den Landkreis Oder-Spree, zu dem Grünheide gehört, stellen sich nun
       ganz neue Fragen. Eine regionale Steuerungsgruppe, in der Kommunen wie
       Grünheide, Erkner, Fürstenwalde, Storkow und Schöneiche zusammenarbeiten,
       soll herausarbeiten, in welchen Bereichen die Städte und Gemeinden mit der
       Tesla-Ansiedlung Bedarfe sehen. Schwerpunkte seien Infrastruktur und
       Wohnungsbau, hieß es.
       
       Für Brandenburg hat Tesla Signalwirkung. In der Vergangenheit war dort die
       SPD stets als Verteidiger der Braunkohleindustrie aufgefallen. Nun will
       Woidke Brandenburg zu einem „Vorreiterland der Energiewende in Deutschland“
       machen. In den Wochen nach dem Tesla-Coup präsentierte die Landesregierung
       weitere Projekte. So will BASF in der Lausitz eine neue Fabrik für
       Batteriechemikalien errichten, die für Elektroautos verwendet werden.
       Unterschrieben ist allerdings auch in diesem Fall noch nichts. Außerdem
       will der US-Batteriehersteller Microvast in Ludwigsfelde südlich von Berlin
       eine neue Fabrik errichten.
       
       Bei der oppositionellen Linken sieht man die Ansiedlung kritisch. „Die
       Planungsverfahren sind in der Kürze der Zeit nur sehr, sehr schwer
       möglich“, sagte Linke-Fraktionschef Sebastian Walter.
       
       2 Jan 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Geplante-Tesla-Fabrik-bei-Berlin/!5646240&s=anna+kl%C3%B6pper/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Marco Zschieck
       
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