# taz.de -- Konsumverhalten am Black Friday: Kritik oder Klassismus?
       
       > Die Kapitalismus-Dresche, die pünktlich zum Black Friday mitgeliefert
       > wird, ist billiger als jedes Angebot. Dahinter verbirgt sich oft
       > Verachtung.
       
 (IMG) Bild: Der Kampf um Schnäppchen ist hart
       
       Wissen Sie, was noch nerviger ist als die anlässlich des Black Friday
       eintreffende Newsletter-Flut, bei denen die Postfächer zu explodieren
       drohen? Ich verrate es Ihnen: Es ist die dazugehörige Konsum- und
       Kapitalismuskritik, die billiger ist als jedes Cyber-Week-Angebot.
       
       Alle Jahre wieder stellen insbesondere mittelständische Leute ihre steilen
       Thesen auf, als gäbe es den Kapitalismus erst, seitdem sich der Black
       Friday Sale in Deutschland durchgesetzt hat. Statt heute [1][unnötige Dinge
       im Internet zu bestellen], sollen Menschen ihren Konsum hinterfragen und
       sich darauf besinnen, was sie wirklich brauchen. Nachhaltiger denken.
       Lieber [2][den Verzicht preisen] und nicht so hemmungslos übertreiben mit
       ihrem „Konsum-Irrsinn“.
       
       Auf Twitter pathologisiert so mancher Möchtegern-Marx Leute als
       „Konsum-Psychopathen“. Ganz raffinierte Denker_innen merken an, dass Black
       Friday in Deutschland ja gar keinen Sinn ergibt, schließlich sei es eine
       US-amerikanische, mit Feiertagen zusammenhängende Erfindung. Tja, es ergibt
       auch keinen Sinn, die Weihnachtsmann-Erfindung von Coca-Cola in Form von
       Schokolade, Postkartenmotiven und Filmfiguren zu verbreiten, aber da
       bleiben die Boykottaufrufe interessanterweise aus.
       
       Natürlich sollen Rabatte zum Kaufen anregen, weswegen existieren sie sonst?
       Wohl kaum aus Philanthropie. Es mag überraschend kommen, aber die meisten
       Deutschen [3][shoppen unnötig]. Auch unreduzierte Ware – vor allem, wenn
       sie besser betucht sind.
       
       Für Leute mit weniger Geld sind Aktionen wie der Black Friday eine
       Gelegenheit, sich mal etwas leisten zu können. Ob so funktional wie ein
       Kühlschrank oder luxuriös wie teure Schminke: Hinter der moralischen
       Verdammung des Black-Friday-Konsums verbirgt sich häufig Klassenhass,
       mindestens jedoch peinlich verkürzte Konsum- und Kapitalismuskritik.
       
       Ich jedenfalls habe mir nach jahrelangem Geiern diese Woche endlich die
       Designerstiefel gegönnt, die eigentlich so viel wie mein Monatseinkommen
       kosten und dank Cyber Week nur noch so viel wie ein Paar Sneaker.
       
       28 Nov 2019
       
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