# taz.de -- Kurden in Syrien: Autonom seit dem Bürgerkrieg
       
       > Die Kurden wurden lange Zeit in Syrien diskriminiert. Der Assad-Clan
       > unterstützte aber zugleich die türkisch-kurdische Guerilla der PKK.
       
 (IMG) Bild: Kobane, 2016: Die Kurden-Miliz YPG wird gefeiert
       
       Istanbul taz | Lange Jahre hatte man von den Kurden in Syrien praktisch
       nichts gehört. Während die Kurden erst im Irak und Iran, dann auch in der
       Türkei aufbegehrten und ihr Selbstbestimmungsrecht forderten, blieb es in
       Syrien still. Die Politik der syrischen Regierung, schon unter dem Vater
       des jetzigen Diktators Baschar al-Assad, Hafis al-Assad, war immer, die
       Kurden aus dem gesellschaftlichen und politischen Leben Syriens
       auszuschließen. Die vergleichsweise kleine Minderheit von rund einer
       Million Menschen wurde diskriminiert, vielfach ausgebürgert, erhielt keine
       offiziellen Papiere und war für das Regime eigentlich nicht existent.
       
       Hafis al-Assad bezeichnete sie als illegale Einwanderer aus der Türkei,
       dabei gerieten die meisten bereits nach der Aufteilung des Osmanischen
       Reiches 1923 unter syrische Kontrolle. Das änderte sich auch nicht
       wesentlich, als Assad senior der kurdisch-türkischen PKK-Guerilla nach dem
       Militärputsch von 1980 ein sicheres Exil und eine Operationsbasis bot, von
       wo aus sie in der Türkei Attentate durchführen konnten. Im von Syrien
       kontrollierten Bekaa-Tal im Libanon befand sich die größte PKK-Basis der
       80er und 90er Jahre. In dieser Zeit wurde der Grund gelegt für die spätere
       Zusammenarbeit der syrischen Kurden mit der PKK.
       
       Als der Aufstand gegen das Assad-Regime 2011 begann, wollten die Kurden von
       den sunnitischen Führern der Bewegung Garantien haben, dass in einem neuen
       Syrien ohne Assad die Kurden gleichberechtigt mit den Arabern leben können
       und einen Autonomiestatus bekommen würden. Dazu waren die Vertreter der
       Anti-Assad-Bewegung nicht bereit.
       
       Die Kurden hielten sich daraufhin aus den Kämpfen heraus und einigten sich
       sogar stillschweigend mit dem Assad-Regime, sich gegenseitig nicht
       anzugreifen. Assad zog daraufhin einen Großteil seiner Truppen aus den
       Kurdengebieten zurück, wodurch der Weg für die kurdische Selbstverwaltung
       frei wurde.
       
       ## Cizre, Kobane und Afrin
       
       Die Kurden gründeten zunächst drei Kantone: Kamischli oder auch Cizre
       genannt, Kobane und Afrin. Ziel der Kurden war es, diese drei zunächst
       nicht miteinander verbundenen Regionen durch die Eroberung der dazwischen
       liegenden Gebiete zu einer gemeinsamen Autonomiezone zu machen, die sie
       Rojeva nannten. In den Fokus des Krieges rückten die Kurden erst, als der
       IS im Herbst 2014 einen Großangriff auf Kobane startete.
       
       Obama entschied damals, dass die US-Luftwaffe aufseiten der Kurden
       eingriff, die sich dann zu einer Allianz mit den USA zusammenschlossen und
       mit den USA auch gegen die anderen IS-Hochburgen in Syrien ankämpften.
       Gemeinsam mit den USA brachten sie so das gesamte Gebiet östlich des
       Euphrats unter ihre Kontrolle, ein Drittel des syrischen Staatsgebietes.
       
       Da die syrisch-kurdische Miliz YPG eng mit der PKK zusammenarbeitet und
       auch ideologisch auf den inhaftierten PKK-Führer Abdullah Öcalan
       eingeschworen ist, sieht die türkische Regierung durch die
       Territorialgewinne der Kurden die Gefahr, dass an ihrer Grenze ein quasi
       von der PKK kontrollierter Staat entstehen könnte. Das zu verhindern ist
       das Hauptziel [1][der türkischen Angriffe auf syrisches Territorium].
       
       13 Oct 2019
       
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