# taz.de -- Parlamentswahl in Tunesien: Islamistische Ennahda vorn
       
       > Prognosen zufolge lässt die Ennahda-Partei ihre Konkurrenten hinter sich,
       > bleibt aber unter 20 Prozent. Das Land steht vor einer schwierigen
       > Regierungsbildung.
       
 (IMG) Bild: Unterstützer feiern am 6. Oktober den Ennahda-Vorsitzenden Rached al-Ghannouchi
       
       Tunis afp | Die gemäßigt islamistische Ennahda-Partei liegt laut ersten
       Prognosen bei der Parlamentswahl in Tunesien vor der Partei des
       inhaftierten Medienunternehmers Nabul Karoui in Führung. Die Ennahda kam
       den am Sonntagabend veröffentlichten Nachwahlbefragungen zufolge auf 40 der
       217 Mandate, Karouis Partei Qalb Tounes auf 33 bis 35 Sitze. Vorläufige
       amtliche Wahlergebnisse werden erst für Mittwoch erwartet.
       
       Qalb Tounes und Ennahda beanspruchten den Wahlsieg am Sonntagabend jeweils
       für sich. Beide Parteien beriefen sich dabei auf „vorläufige Ergebnisse“,
       ohne nähere Angaben zu machen.
       
       [1][Mitte September hatte die erste Runde der Präsidentschaftswahl] in dem
       nordafrikanischen Land stattgefunden, die mit einer herben Schlappe für die
       etablierten Parteien endete. Bislang hatte die muslimische Ennahdha
       gemeinsam mit der Mitte-Partei Nidaa Tounes die Mehrheit im Parlament.
       
       Im Gegensatz zur Wahl des Staatsoberhaupts stieß die Parlamentswahl in der
       Bevölkerung auf geringes Interesse. Dabei ist das Parlament für jene Fragen
       zuständig, die die Menschen am meisten interessieren: die stagnierende
       Wirtschaft, die hohe Arbeitslosigkeit, die schlecht funktionierende
       Verwaltung und die anhaltende Inflation. Es ist die zweite Parlamentswahl
       in Tunesien, seitdem sich das Land 2014 während des Arabischen Frühlings
       eine neue Verfassung gab.
       
       Viele Tunesier sind enttäuscht angesichts der Krise. Er habe „keine
       Hoffnung auf positive Veränderung“, sagte der 60-jährige Mohamed Daadaa am
       Sonntag bei der Stimmabgabe in Tunis. „Ich traue niemandem und keiner
       politischen Partei. Das Leben wird immer schlechter in diesem Land.“
       
       7 Oct 2019
       
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