# taz.de -- Merkel und Greta Thunberg bei den UN: Anklage gegen die Untätigkeit
       
       > Greta Thunberg greift die Regierungschefs scharf an – und dürfte damit
       > auch Angela Merkel gemeint haben, die in New York das Klimaprogramm
       > vorstellt.
       
 (IMG) Bild: Hoffentlich bleiben Greta Thunbergs wütende Worte bei den UN nicht ungehört
       
       New York taz | Für diese Rede [1][ist sie in die USA gesegelt] – und sie
       hat dafür gesorgt, dass sie in Erinnerung bleiben wird: Mit einem wütenden
       Appell hat sich die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg zu Beginn
       des UN-Klimagipfels an die Staats- und Regierungschefs aus über 100 Ländern
       gewandt.
       
       Es sind keine freundichen Bitten, die Thunberg in wenigen Minuten
       formuliert, keine detaillierten Forderungen. Es ist eine einzige Anklage.
       „Wir stehen am Anfang eines Massenaussterbens“, ruft die 16-Jährige
       Schwedin. „Und alles, worüber Ihr reden könnt, ist Geld und das Märchen von
       einem ewigen Wirtschaftswachstum – wie könnt Ihr es wagen?“ Dass viele
       Politiker*innen sich hinter die Proteste stellen, empört Thunberg. „Ihr
       sagt, ihr hört uns und versteht die Dringlichkeit“, sagte sie. „Aber das
       glaube ich nicht.“
       
       Für [2][die Vorschläge, die beim Klimagipfel präsentiert werden sollen],
       hat Thunberg nur Verachtung übrig. „Wie könnt Ihr es wagen zu glauben, dass
       man das lösen kann, indem man so weiter macht wie bislang – und mit ein
       paar technischen Lösungsansätzen?“, ruft sie. „Ihr seid immer noch nicht
       reif genug zu sagen, wie es wirklich ist. Ihr lasst uns im Stich.“ Während
       es im Saal, der Thunberg zu Beginn noch mit viel Applaus begrüßt hatte, im
       Verlauf ihrer Rede immer stiller wird, bricht auf der Empore, wo auch
       Vertreter*innen von Umweltverbänden sitzen, lauter Jubel aus, als Greta mit
       einer Drohung schließt: „Wenn Ihr Euch dazu entscheidet, uns im Stich zu
       lassen, dann werden wir Euch das nie vergeben.“
       
       Als Angela Merkel wenige Minuten später als vierte Regierunsgschefin ans
       Rednerpult tritt, könnte der Gegensatz nicht größer sein. Ruhig, fast
       emotionslos, trägt sie ihre Rede vor. Und macht genau jene Aussage, die
       Thunberg zurvor so entschieden kritisiert hatte: „Wir alle haben den
       Weckruf der Jugend gehört“, sagt die Bundeskanzlerin. Und: „Wir müssen dem
       Weckruf der Wissenschaft folgen.“ Dann trägt sie einige Punkte [3][aus dem
       Klimaschutzprogramm] vor, auf das sich die Bundesregierung am vergangenen
       Freitag geeinigt hat.
       
       ## Merkel trifft Thunberg
       
       Dass dieses sowohl bei Wissenschaftler*innen als auch bei den
       protestierenden Schüler*innen auf scharfe Kritik gestoßen ist, erwähnt die
       Kanzlerin ebensowenig wie die als völlig unzureichend kritisierte Höhe des
       beschlossenen CO2-Preises von nur 10 Euro pro Tonne. Stattdessen betont sie
       die Investitonen von 54 Milliarden Euro, die mit dem Klimaschutzpaket
       einhergehen, und kündigt an, die deutschen Zahlungen für den
       internationalen Klimaschutz von 2 auf 4 Milliarden Euro zu verdoppeln.
       
       Vor Beginn des Gipfels kam es zu einem kurzen direkten Aufeinandertreffen
       von Merkel und Thunberg. Regierungssprecher Steffen Seibert twitterte ein
       Foto, auf dem beide nebeneinander saßen und sich unterhielten. Über die
       Inhalte des Gesprächs gab es keine Angaben. Allzu freundlich, das legt
       Thunbergs Wut-Rede nahe, dürfte es nicht gewesen sein.
       
       23 Sep 2019
       
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