# taz.de -- Kritik von Sprinterin Lückenkemper: Sehr fragwürdige Kameraplatzierung
       
       > Gina Lückenkemper ist empört über die Kameraplatzierung am Startblock bei
       > der Leichtathletik-WM. Sie rüffelt generell gern die Fernsehgewaltigen.
       
 (IMG) Bild: Gina Lückenkemper sprintet – und präsentiert sich mit Charme, Witz und kritischem Esprit
       
       Großes Interesse daran, dass ihre Sportart, die Leichtathletik, gefälligst
       medial besser präsentiert wird, hat Gina Lückenkemper schon seit Langem.
       „Wir müssen die Sportart transparent machen, zeigen, was die für tolle
       Typen und Persönlichkeiten hat“, hatte die 100-Meter-Läuferin [1][vor einem
       Jahr in der taz gefordert].
       
       Bei der [2][Leichtathletik-WM in Doha/Katar] musste sich die 22-jährige
       Sprinterin wieder zu Wort melden. An den Startblöcken für die
       Sprintwettbewerbe sind nämlich Kameras installiert, die nach oben gerichtet
       sind und den konzentrierten Gesichtsausdruck der Läufer und Läuferinnen vor
       dem Start zeigen sollen. Also eigentlich ein Versuch, die Leichtathletik
       telemedial attraktiver zu machen.
       
       Aber Lückenkemper ist empört. „In den knappen Sachen über diese Kamera zu
       steigen, um in den Block zu gehen, finde ich sehr unangenehm“, sagt die
       Sprinterin aus Soest. „Also ich weiß nicht, ob ihr gerne von unten von
       einer Kamera gefilmt werden wollt“, fügt sie hinzu: „Ich finde diese
       Kameras nicht ganz so geil.“ Lückenkempers Kritik wird von Tatjana Pinto,
       einer weiteren deutschen 100-Meter-Sprinterin bei der WM, geteilt: Es sei
       doch schon „sehr fragwürdig, die Kamera da zu platzieren“.
       
       Ob Lückenkemper und Pinto zum Objekt dieser zu Recht unter Sexismusverdacht
       stehenden Kameraführung wurden, stand zu Redaktionsschluss noch nicht fest:
       Halbfinale (das beide erreicht hatten) und Finale fanden erst danach statt.
       
       ## Witz, Empathie und Lust am Sport
       
       Gerade Lückenkemper hat sich in den vergangenen Jahren zum Gesicht des
       deutschen Sprints entwickelt: vor einem Jahr Vizeeuropameisterin auf ihrer
       Strecke, drei deutsche Meisterschaften, schon drei Mal unter der im
       100-Meter-Sprint der Frauen noch immer magischen Marke der 11 Sekunden
       geblieben – das sind Erfolge, auf denen sich aufbauen lässt.
       
       Lange lief Lückenkemper für den LAZ Soest, dann war sie für die
       Leichtathletikhochburgen Dortmund und Leverkusen am Start, und neuerdings
       sorgte ein Ausrüsterwechsel in Leverkusen dafür, dass sie für den SCC
       Berlin antritt. Auch das ein guter Name in der Welt der Leichtathletik.
       
       Was die junge Läuferin auszeichnet, ist nicht nur ihr sportliches Talent,
       sondern auch wie sie sich in der Öffentlichkeit präsentiert. Sie ist eine,
       die auf Fotos auch mal die Zunge herausstreckt, eine, die mit Witz und
       Empathie über ihre Lust am Sport spricht, statt nur verdruckst irgendwelche
       biomechanischen Aspekte zu erörtern.
       
       Und Gina Lückenkemper ist eine, die sich Gedanken macht, wie denn ihr
       offenes Verständnis von Leichtathletik auch vermittelt werden kann. „Warum
       ist es nicht möglich, das Angebot breiter zu fächern?“, hat sie mal von ARD
       und ZDF wissen wollen, als die die Fernsehrechte hatten, aber, so
       Lückenkemper, schlicht „scheiße übertragen“ hatten.
       
       Nun also legt sich Gina Lückenkemper erneut mit den Fernsehgewaltigen an.
       Dieses Mal bei der Leichtathletik-WM in Katar. Und wieder einmal mit guten
       Argumenten. „War an der Entwicklung dieser Kamera eine Frau beteiligt?“,
       fragt sie. „Ich glaube, nicht.“
       
       29 Sep 2019
       
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