# taz.de -- Großbrände in Brasilien: Viel Rauch um Bolsonaro
       
       > Macron spricht sich wegen der Brände gegen ein Handelsabkommen der EU mit
       > dem Mercosur aus. Brasiliens Präsident schickt das Militär ins
       > Brandgebiet.
       
 (IMG) Bild: Selbst Gräben helfen nicht überall: Santa Helena, Brasilien
       
       Port Velho/Biarritz ap | Angesichts wachsender internationaler Kritik will
       der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro die Armee in den Kampf gegen
       Riesenbrände im Amazonas-Regenwald schicken. Schon ab Samstag würden
       Einheiten in Grenzregionen, indigenen Territorien und anderen betroffenen
       Regionen eingesetzt, um für einen Monat bei der Eindämmung der Feuer zu
       helfen, hieß es in einem Dekret Bolsonaros. Die [1][zunehmende Zahl von
       Waldbränden] in Brasilien hat international Besorgnis ausgelöst.
       
       Frankreich und Irland sprachen sich wegen Umweltversäumnissen der Führung
       in Brasilia gegen ein [2][Handelsabkommen der EU mit Staaten in Südamerika
       aus]. Unter zunehmenden Druck geriet Bolsonaro auch im eigenen Land:
       Tausende Menschen gingen aus Protest gegen seine Umweltpolitik in Rio de
       Janeiro, São Paulo, und Brasilia auf die Straße.
       
       Schutzmaßnahmen für den Regenwald hatte Bolsonaro vor kurzem als Hindernis
       für die wirtschaftliche Entwicklung Brasiliens bezeichnet. Zudem teilte er
       gegen Kritiker aus, die darauf hinweisen, dass der Amazonas-Regenwald
       riesige Mengen an Sauerstoff erzeugt und große Bedeutung für den
       internationalen Kampf gegen den Klimawandel hat.
       
       Nun lenkte Bolsonaro offenbar ein. „Der Schutz des Waldes ist unsere
       Pflicht“, erklärte er bei der Unterzeichnung des Dekrets. „Wir sind uns
       dessen bewusst und werden handeln, um Abholzung und kriminelle Aktivitäten
       zu bekämpfen, die Menschen im Amazonas gefährden. Wir sind eine
       Null-Toleranz-Regierung bei Verbrechen, und auf dem ökologischen Feld wird
       das nicht anders sein.“
       
       Das Militär werde „stark agieren“, um die Waldbrände unter Kontrolle zu
       bringen. Laut der Exekutivanordnung sollen die Streitkräfte mit den
       Behörden für öffentliche Sicherheit und Umwelt zusammenarbeiten. Zudem bot
       US-Präsident Donald Trump nach eigenen Angaben Bolsonaro Hilfe bei der
       Bekämpfung der Waldbrände an.
       
       ## Bolsonaro der Lüge bezichtigt
       
       Der Élysée-Palast in Paris setzte zuvor auf Wirtschaftspolitik und
       unverblümte Worte, um Druck auf Bolsonaro auszuüben. Staatspräsident
       Emmanuel Macron könne „nur schlussfolgern, dass Bolsonaro ihn beim
       Osaka-Gipfel angelogen“ habe, teilte das Pariser Präsidialamt mit.
       Regierungen hatten sich dort geeinigt, dass es dringend erforderlich sei,
       den Klimawandel und Umweltzerstörung zu bekämpfen.
       
       „Die Entscheidungen und Äußerungen von Brasilien in den vergangenen Wochen
       zeigen klar, dass Präsident Bolsonaro entschieden hat, weder seine Zusagen
       zum Klima einzuhalten noch sich beim Thema Biodiversität einzubringen“,
       schrieb der Élysée-Palast. Daher sei Frankreich gegen ein Handelsabkommen
       der EU mit dem Mercosur-Bündnis, dem Brasilien, Argentinien, Paraguay und
       Uruguay angehören.
       
       Auch der irische Ministerpräsident Leo Varadkar sagte, es sei
       ausgeschlossen, dass sein Land für das Handelsabkommen stimme, „wenn
       Brasilien seine Umweltzusagen nicht erfüllt.“
       
       Die Vereinbarung zum Abbau von Zöllen war als größtes Handelsabkommen der
       EU dargestellt wurden, als sie im Juni erzielt wurde. Sie verpflichtete die
       Mercosur-Staaten auch zur Einhaltung des Pariser Klimaabkommens, zu dem
       auch eine Verpflichtung Brasiliens gehört, illegale Abholzung am Amazonas
       zu stoppen.
       
       ## Anstieg um 85 Prozent
       
       Macron hatte am Donnerstag getwittert: „Unser Haus brennt. Buchstäblich.“
       Er rief die G7-Staaten auf, die Brände am Amazonas auf die Tagesordnung
       ihres am Samstag beginnenden Gipfels in Biarritz zu setzen. Dafür erhielt
       er Unterstützung von Deutschland, der EU und anderen Ländern. Bolsonaro
       hatte Macron Effekthascherei und den Versuch vorgeworfen, „persönlichen
       politischen Gewinn aus einer inneren Angelegenheit Brasiliens und anderer
       Amazonasländer zu ziehen“. In Brasilien liegt etwa 60 Prozent des
       Amazonas-Regenwalds.
       
       Waldbrände in der jährlichen Trockensaison sind in Brasilien häufig, doch
       in diesem Jahr besonders weit verbreitet. Örtliche Experten gaben deren
       Zahl für das laufende Jahr im ganzen Land mit fast 77.000 an – im Vergleich
       zum Vorjahreszeitraum ein Anstieg um 85 Prozent. Etwas mehr als die Hälfte
       dieser Brände sind in der Amazonas-Region aufgetreten.
       
       24 Aug 2019
       
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