# taz.de -- Proteste gegen die Regierung: Hongkonger im Streik
       
       > Mindestens 24.000 Menschen wollen am Montag in Hongkong die Arbeit
       > niederlegen. Regierungschefin Lam steht unter Druck, will aber nicht
       > zurücktreten.
       
 (IMG) Bild: Stillstand am Flughafen: In Hongkong ist der Verkehr durch den Streiks lahmgelegt
       
       Peking dpa | Zeitgleich mit dem Beginn eines großen Streiks hat Hongkongs
       Regierungschefin Carrie Lam die anhaltende Gewalt bei Demonstrationen in
       der Stadt scharf verurteilt. Die Proteste [1][dauern seit Wochen an]. Sie
       hätten „die Stadt an den Rand einer sehr gefährlichen Situation gebracht“,
       sagte Lam am Montag auf einer Pressekonferenz. Die Regierung werde
       entschlossen dabei vorgehen, Recht und Ordnung aufrechtzuerhalten und das
       Vertrauen wiederherzustellen.
       
       Aktionen der Demonstranten, die zuvor etwa das Verbindungsbüro Chinas in
       Hongkong mit Eiern und Farbe bewarfen und eine chinesische Nationalflagge
       im Hafen versenkt hatten, bezeichnete Lam als „eine Herausforderung“ für
       das Prinzip „ein Land, zwei Systeme“. Hongkong wird diesem Prinzip folgend
       als chinesische Sonderverwaltungszone autonom regiert. Wohlstand und
       Stabilität stünden auf dem Spiel, so Lam.
       
       In Hongkongs morgendlicher Hauptverkehrszeit kam es derweil am Montag zu
       erheblichen Verzögerungen, weil Demonstranten Teile des U-Bahn-Netzes und
       Straßen blockierten. Am Flughafen der Stadt mussten 130 Flüge gestrichen
       werden, da sich zahlreiche Mitarbeiter*innen für den Streik krankgemeldet
       hatten. Die U-Bahn-Gesellschaft teilte mit, dass der Betrieb auf vier
       Linien wegen einer Reihe absichtlicher Türverstopfungen teilweise
       eingestellt worden sei.
       
       Beobachter sehen in den Protesten die schwerste politische Krise Hongkongs
       seit der Rückgabe an China vor 22 Jahren. Auch in der neunten Woche der
       Proteste gibt es keine Anzeichen, dass sich die Bewegung abschwächt. Die
       Zentralregierung in Peking hat die Ausschreitungen mehrfach scharf
       verurteilt und die Regierung und die Polizei vor Ort aufgefordert, wieder
       Ordnung herzustellen.
       
       Später am Tag waren Proteste in acht Bezirken angekündigt. Mindestens
       24.000 Menschen aus 20 Sektoren wollen sich an dem geplanten Streik
       beteiligen, wie die Organisatoren mitteilten.
       
       ## Breite Bewegung gegen die Regierung
       
       In der Finanzmetropole gibt es seit fast zwei Monaten Kundgebungen mit
       Hunderttausenden Teilnehmern. Wiederholt kam es zu [2][schweren
       Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei]. Hongkongs
       Regierungschefin Lam hat das Gesetz zur Auslieferung mutmaßlicher
       Krimineller an China, das den Anlass für die Proteste gegeben hatte,
       mittlerweile zwar [3][für „tot“ erklärt]. Die Proteste haben sich aber zu
       einer breiteren Bewegung gegen die Regierung und das harte Vorgehen der
       Polizei entwickelt. Viele Menschen befürchten zudem einen zunehmenden
       Einfluss Pekings und fordern demokratische Reformen.
       
       Erneut erklärte Lam am Mittwoch, dass sie und die Regierung Fehler im
       Zusammenhang mit dem Gesetz gemacht hätten. „Ich übernehme die
       Verantwortung für das, was wir gemacht haben, weil ich die Regierungschefin
       bin.“ Einen Rücktritt, der von Demonstranten seit Wochen gefordert wird,
       lehnte Lam aber ab. Sie denke derzeit nicht, dass ihr Rücktritt für eine
       bessere Lösung sorgen würde, sagte Lam.
       
       Die frühere britische Kronkolonie wird seit der Rückgabe 1997 an China nach
       dem Grundsatz „ein Land, zwei Systeme“ autonom regiert. Anders als die
       Menschen in der Volksrepublik genießen die Hongkonger das Recht auf freie
       Meinungsäußerung sowie Presse- und Versammlungsfreiheit.
       
       5 Aug 2019
       
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