# taz.de -- Berliner Polizei legt Bilanz vor: Defizite selbstkritisch eingeräumt
       
       > Die Polizei hat Lehren aus dem Anschlag auf dem Breitscheidplatz gezogen
       > und vorgestellt. Eindeutige Fehler sieht sie jedoch nicht.
       
 (IMG) Bild: Polizeipräsidentin Slowik und Direktionsleiter Wulff bei der Bilanz-PK der Polizei
       
       Zweieinhalb Jahre nach dem Anschlag auf dem Breitscheidplatz hat die
       Berliner Polizei ihre Lehren aus dem Anschlag in einem neuen Bericht
       vorgestellt. Wie Polizeipräsidentin Barbara Slowik am Dienstag mitteilte,
       habe die Nachbereitung „Defizite offenbart“. Slowik sagte, eindeutige
       Fehler sehe sie nicht. Nachsorge und Schutzausstattung seien jedoch nicht
       professionell gewesen.
       
       Direktionsleiter Siegfried-Peter Wulff leitete eine aus 132 Polizist*innen
       bestehende Arbeitsgruppe zur polizeiinternen Nachbereitung.
       
       Als eine unmittelbare Maßnahme kann die neue „Führungsgruppe für
       Sofortlagen“ gerechnet werden. Die Einheit hört seit Februar 2018 den
       Polizeifunk mit und kann bei Bedarf Kräfte zusammenstellen oder über
       Fahndungen entscheiden. Wie Wulff mitteilte, habe die sechsköpfige Gruppe
       bereits 176 besondere Einsatzlagen vorbereitet sowie 34 tatsächlich
       ausgelöst.
       
       Seit 2017 seien als Reaktion auf den Anschlag 20 Übungen durchgeführt
       worden, darunter auch ein simulierter Terroranschlag auf ein
       Einkaufszentrum in Steglitz. Dabei übten 550 Einsatzkräfte gemeinsam mit
       BVG und Feuerwehr den Ernstfall. Slowik sieht die Berliner Polizei heute
       professionell und zeitgemäß aufgestellt. „Hundertprozentige Sicherheit kann
       es aber nicht geben“, sagte sie.
       
       ## Kritik am Umgang mit Angehörigen
       
       Darüber hinaus wurde eine Koordinierungsstelle für die psychosoziale
       Notfallversorgung eingerichtet. Nach dem Attentat hatte es Kritik am Umgang
       mit Angehörigen und Opfern gegeben. Auch in puncto Eigensicherung wurden
       Maßnahmen ergriffen. 95 Millionen Euro seien investiert worden, darunter in
       neue Schutzkleidung und Waffen für die Beamt*innen.
       
       Eine Plattform für den Upload von Foto- und Videohinweisen sei überarbeitet
       worden. Zuvor habe das System einen vierstündigen Vorlauf benötigt, jetzt
       sei es sofort einsatzbereit. Außerdem wurden Module über lebensbedrohliche
       Einsatzlagen in alle Ausbildungsstufen integriert und
       Fortbildungsmöglichkeiten geschaffen, so Wulff.
       
       Mit dem Bericht habe die Polizei ihre Hausaufgaben gemacht, kommentierte
       ein Sprecher der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Nun sei die Politik dafür
       verantwortlich, genügend Geld bereitzustellen. Die GdP forderte
       Videoüberwachung an belebten Plätzen, die Möglichkeit für Spezialkräfte,
       sich aus der Luft abzuseilen, und Antiterrortraining.
       
       Der Attentäter Anis Amri war am 19. Dezember 2016 mit einem Lastwagen in
       den Weihnachtsmarkt gefahren. Dabei starben zwölf Menschen, Dutzende wurden
       verletzt. Amri konnte fliehen und wurde wenige Tage später von der
       italienischen Polizei erschossen.
       
       30 Jul 2019
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Gabriel Rinaldi
       
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