# taz.de -- Nach Kritik an Migranten-Unterbringung: US-Regierung verlegt Kinder
       
       > Die Bedingungen von eingesperrten Migrantenkindern in US-Lagern haben
       > viele erschreckt. Nun werden sie in anderen Einrichtungen untergebracht.
       
 (IMG) Bild: Menschen in El Paso, Texas, warten auf Essen (Archivbild vom 27. März 2019)
       
       El Paso ap | Nach Medienberichten über die desolate Unterbringung von mehr
       als 300 Kindern an der Grenze zu Mexiko hat die US-Regierung unzählige
       Minderjährige aus der umstrittenen Grenzkontrollstelle in Texas geholt. Am
       Montag seien noch 30 Kinder in der Einrichtung bei El Paso gewesen, sagte
       die Kongressabgeordnete Veronica Escobar unter Verweis auf Informationen
       von der Zoll- und Grenzschutzbehörde.
       
       In den Berichten hatte es geheißen, mehr als 300 Kinder versorgten sich in
       der Einrichtung gegenseitig – die älteren versuchten, sich um Kleinkinder
       und Säuglinge zu kümmern. Sie hätten nicht genügend Wasser, Lebensmittel
       und Sanitäranlagen. Teilweise konnten sie seit Tagen nicht duschen. Die
       Nachrichtenagentur AP berichtete am Donnerstag erstmals über die Zustände
       in Clint bei El Paso. Einige Kinder wurden dort seit drei Wochen
       festgehalten, 15 von ihnen waren an Grippe erkrankt, weitere 10 befanden
       sich in medizinischer Quarantäne wie Anwälte berichteten, die die
       Einrichtungen besuchen konnten.
       
       Wohin alle Kinder gebracht wurden, war zunächst unklar. Laut Escobar wurden
       einige in eine andere Unterkunft in El Paso geschickt. Ihr zufolge gibt es
       in der temporären Einrichtung Ausrollmatratzen, Duschen, medizinische
       Versorgung und Klimaanlagen. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights
       Watch (HRW) widersprach: Dort seien die Konditionen nicht unbedingt besser,
       sagte die HRW-Anwältin Clara Long. Ein Junge habe ihr erzählt, seine
       Familie habe in den ersten zwei Nächten keine Matratzen zum Schlafen
       erhalten, sagte Long. Seine Mutter habe Fieber bekommen, es habe keine
       Zahnbürsten gegeben und sei sehr kalt gewesen.
       
       Grenzschutzbeamte teilten der Nachrichtenagentur AP am Montag mit, dass
       ihre Kurzzeiteinrichtungen nicht für schutzbedürftige Personen ausgelegt
       seien. Sie benötigten dringend zusätzliche Mittel, um diese humanitäre
       Krise zu bewältigen.
       
       ## Scharfe Kritik
       
       Abgeordnete der Demokraten und Republikaner hatten sich in der vergangenen
       Woche angesichts der Berichte entsetzt gezeigt. Vizepräsident Mike Pence
       sagte am Sonntag in der Fernsehsendung „Face the Nation“, unsichere,
       unhygienische Bedingungen für Kinder seien „total inakzeptabel“. Er hoffe,
       der Kongress werde weitere Ressourcen für die Grenzsicherung zur Verfügung
       stellen.
       
       Scharfe Kritik gibt es aber nicht nur an der Unterbringung von
       unbegleiteten Minderjährigen. Die ranghöchste Demokratin Nancy Pelosi griff
       Präsident Donald Trump wegen geplanter Massenabschiebungen an. Damit bewege
       sich Trump „außerhalb des Zirkels des zivilisierten menschlichen
       Verhaltens“, sagte die Vorsitzende des Repräsentantenhauses am Montag
       (Ortszeit) bei einer Veranstaltung zum Thema Einwanderung in Queens in New
       York. Ähnlich kritisch äußerte sich der demokratische Minderheitsführer im
       Senat, Chuck Schumer.
       
       [1][Am Wochenende hatte Trump die Massenabschiebungen kurz vor deren für
       Sonntag angekündigten Beginn] auf Eis gelegt. Der Kongress habe nun zwei
       Wochen Zeit, „die Asyl- und Schlupflochprobleme“ an der Grenze zu Mexiko zu
       lösen, schrieb er auf Twitter, und drohte: „Wenn nicht, fangen die
       Abschiebungen an!“.
       
       Die in den Grenzeinrichtungen eingesperrten Kinder konnten HRW-Anwältin
       Long und andere Anwälte im Rahmen eines Abkommen aus der Ära des ehemaligen
       Präsidenten Bill Clinton besuchen. Das sogenannte Flores-Settlement regelt
       die Unterbringung von Migrantenkindern und ihren Familien. Laut den
       Anwälten kannte der Grenzschutz den Besuchstermin drei Wochen im Voraus.
       
       Viele der festgehaltenen Kinder kamen alleine an die Grenze zwischen den
       USA und Mexiko, einige wurden laut den Anwälten jedoch von ihren Eltern
       oder anderen Angehörigen wie Tanten und Onkels getrennt. Die staatlichen
       Regelungen sehen vor, dass die Kinder nicht länger als 72 Stunden in den
       Grenzschutzeinrichtungen untergebracht sind. Spätestens dann müssen sie in
       die Obhut des Gesundheitsministeriums überstellt werden, während die
       Behörden entscheiden, ob sie zu Verwandten oder Freunden der Familie
       gebracht werden können.
       
       25 Jun 2019
       
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