# taz.de -- Präsidentschaftswahl in Guatemala: Stichwahl zwischen zwei Übeln
       
       > Die sozialdemokratische Sandra Torres und der rechte Alejandro Giammattei
       > treten im August gegeneinander an. Beide haben Dreck am Stecken.
       
 (IMG) Bild: Einst First Lady, heute Präsidentschaftskandidatin: Sandra Torres hat nicht nur Fans
       
       Wien taz | Sandra Torres gegen Alejandro Giammattei. Das ist die Paarung,
       die am 11. August zu einer Stichwahl um die Präsidentschaft in Guatemala
       antreten wird. Aus einem Feld von 19 Kandidatinnen und Kandidaten konnte
       Torres mit knapp über 24 Prozent der gültigen Stimmen einen relativ
       deutlichen Vorsprung herausholen. Sie zog für die sozialdemokratisch
       auftretende Nationale Einheit der Hoffnung (UNE) ins Rennen. Giammattei mit
       seiner jüngst gegründeten Rechtspartei Vamos liegt mit 15 Prozent deutlich
       dahinter.
       
       Noch bevor die eine oder der andere in den pistazienfarbenen Palast in
       Guatemala-Stadt einzieht, liegen düstere Wolken über dem künftigen
       Staatsoberhaupt. Fast alle Präsidenten der vergangenen 20 Jahre landeten
       vor Gericht, haben Haftstrafen abgesessen oder warten noch auf ein Urteil.
       Auch der scheidende Präsident Jimmy Morales wird sich wegen illegaler
       Wahlkampffinanzierung verantworten müssen.
       
       Für Sandra Torres, 63, ist es gleichzeitig Hypothek und Startvorteil, dass
       sie den Präsidentenpalast schon gut von innen kennt. Sie war mit dem
       sozialdemokratischen Präsidenten Álvaro Colom (2008–2012) verheiratet und
       hat als First Lady nicht nur Freunde gewonnen. Als Koordinatorin der
       Sozialprogramme ist sie vielen in Erinnerung, wie sie arme Familien auf dem
       Land und in städtischen Randgebieten besuchte, Projekte eröffnete und
       medienwirksame Ansprachen über die Armutsbekämpfung hielt. Statistisch
       gelang es damals auch, die absolute Armut zu reduzieren.
       
       Torres gilt aber auch als absoluter Machtmensch, der sich scheiden ließ, um
       das Verbot der Kandidatur von Angehörigen zu umgehen. Ihr sauberes Image
       litt irreparablen Schaden, als sie sich vergangenes Jahr mit ihrer Fraktion
       UNE dem „Pakt der Korrupten“ im Kongress anschloss, der durch
       Amnestiegesetze in erster Linie aktive Politiker vor Strafverfolgung
       schützen sollte.
       
       ## Keine Hoffnungsträger in der Stichwahl
       
       Alejandro Giammatei, ebenfalls 63, hängt der Ruf des ewigen Verlierers
       nach. Er bewirbt sich zum vierten Mal in Folge um die Präsidentschaft und
       umgibt sich mit einer Phalanx von suspekten Gestalten, die entweder in
       manifeste Korruption oder schwere Menschenrechtsverbrechen verwickelt sind.
       Er selbst wurde beschuldigt, als Direktor des berüchtigten
       Pavón-Gefängnisses 2007 die Exekution rebellierender Häftlinge in Auftrag
       gegeben zu haben.
       
       Nicht in die Stichwahl geschafft hat es die Hoffnungsträgerin der Indigenen
       und Bauernbewegungen, die 49-jährige Thelma Cabrera, selbst Angehörige des
       Maya-Volkes der Mam. Mit 10 Prozent der Stimmen erzielte sie aber einen
       Achtungserfolg, nachdem ihr die Umfragen nicht mehr als 2 Prozent zugetraut
       hatten.
       
       Relevant ist, wer gar nicht antreten durfte, nämlich die ehemalige
       Generalstaatsanwältin Thelma Aldana, die gemeinsam mit der Internationalen
       Kommission gegen Straflosigkeit in Guatemala (CICIG) dutzende
       Korruptionsskandale aufgedeckt hatte. Dass ihre vielversprechende
       Kandidatur vom Verfassungsgerichtshof verboten wurde, gilt als Beweis, dass
       Teile der Justiz noch immer käuflich sind. Ihre Präsidentschaft wollten die
       Wirtschaftseliten, die Militärs und die korrupte Politikerkaste um jeden
       Preis verhindern. Nicht antreten durfte auch die Diktatorentochter Zury
       Ríos.
       
       17 Jun 2019
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ralf Leonhard
       
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