# taz.de -- Kommentar Ministerin über Ende Gelände: Populismus statt Politik
       
       > Bei Protesten gegen Braunkohle-Abbau sind Klimaschützer über zwei Felder
       > gelaufen. Julia Klöckner hat sich nun empört darüber geäußert.
       
 (IMG) Bild: „Elitäres, ignorantes Verhalten“: Für die AktivistInnen hat Julia Klöckner eher wenig über
       
       Hurra! Endlich nimmt CDU-Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner die
       Sorgen der Bauern im Rheinland ernst und spricht sich mit klaren Worten
       gegen die landwirtschaftlichen Schäden durch Klimawandel und Tagebaue aus …
       
       Ach nein, sorry: gegen die landwirtschaftlichen Schäden durch Gegner von
       Klimawandel und Tagebauen. Denn die haben etwas Skandalöses getan: Bei
       ihren [1][Protesten gegen die Klima- und Landschaftszerstörung, die mit dem
       Abbau der Braunkohle einhergeht], sind sie doch tatsächlich über ein
       Petersilien- und ein Karottenfeld gelaufen. Landwirtschaftliche Ressourcen
       zu zerstören sei ein „elitäres, ignorantes Verhalten“, zürnte Klöckner in
       einer Pressemitteilung und bescheinigte den Klimaaktivisten ein
       „Glaubwürdigkeitsproblem“.
       
       Das hat allerdings eher die Ministerin selbst. Denn die durch die Proteste
       von Ende Gelände entstandenen Schäden sind minimal: Die Petersilie war
       längst abgeerntet, die Schneise durchs Karottenfeld ist gerade mal wenige
       Meter breit. Insgesamt dürfte etwa ein Zehntel Hektar betroffen sein.
       
       Durch die Braunkohletagebaue im Rheinland, gegen die protestiert wird, sind
       in den letzten Jahrzehnten dagegen rund 17.000 Hektar Fläche abgebaggert
       worden, ein großer Teil davon wertvolles Ackerland. Nur ein Bruchteil davon
       entsteht später auf den renaturierten Flächen neu, und das meist mit
       weitaus schlechterer Bodenqualität.
       
       Gegen diese gewaltige Zerstörung landwirtschaftlicher Ressourcen, für die
       viele Landwirte zwangsweise enteignet und umgesiedelt werden, war von
       Klöckner bisher kein Wort zu hören. Das entlarvt ihre angebliche Sorge um
       die Bauern als reinen Populismus gegen die Klimaaktivisten. Der mag bei
       vielen Landwirten gut ankommen. Doch von der klimabewegten Jugend
       entfremdet Klöckner ihre Partei mit solcher Polemik noch stärker. Und auch
       den Bauern würde sie mit einer konsequenten Klimapolitik mehr helfen als
       mit Kritik an jenen, die sich dafür einsetzen.
       
       26 Jun 2019
       
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