# taz.de -- Ermordeter CDU-Politiker in Kassel: Festnahme im Fall Lübcke
       
       > Der Mörder des Kassler Regierungspräsidenten ist offenbar gefasst. Nach
       > FAZ-Informationen stammt der Verdächtige aus dem rechtsextremen Milieu.
       
 (IMG) Bild: Der Verdächtige wurde in die JVA Kassel I gebracht
       
       Frankfurt am Main taz | Diesmal sind sich die hessischen
       Ermittlungsbehörden sicher: Zwei Wochen nach dem tödlichen Schuss auf den
       Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke, CDU, sind sie davon
       überzeugt, dass sie den Mörder des Politikers gefasst haben. Das
       Wiesbadener Landeskriminalamt und die Kasseler Staatsanwaltschaft teilten
       am Sonntag offiziell mit, Spezialeinheiten der Polizei hätten am frühen
       Samstagmorgen in Kassel einen 45-jährigen Mann festgenommen, der als
       dringend tatverdächtig gilt. [1][Nach Informationen der FAZ] soll der
       Verdächtige aus dem rechtsextremen Milieu stammen. Für Montag hat die
       Polizei Informationen zu einem möglichen Tatmotiv angekündigt.
       
       Am Sonntag erließ ein Richter Haftbefehl; seitdem sitzt der Mann in der JVA
       Kassel I in Untersuchungshaft. Auch Einzelheiten zum mutmaßlichen Täter und
       den Beweisen gegen ihn kündigten Ermittlungsbehörden für die kommende Woche
       an. Nur so viel war bereits am Sonntag noch zu erfahren: Der Täter ist
       danach mit einer DNA-Spur am Tatort überführt worden und es ist nicht der
       am vergangenen Wochenende nach einer spektakulären Aktion in einem
       niedersächsischen Fährhafen festgenommene Ersthelfer aus Lübckes
       Nachbarschaft.
       
       Der war zeitweise unter Verdacht geraten und festgenommen, [2][später aber
       wieder freigelassen worden]. Bei der eindrucksvollen Trauerfeier in der
       Kasseler Martinskirche, bei der am Donnerstag mehr als Tausend Menschen
       Abschied von Lübcke nahmen, hatte der evangelische Landesbischof von
       Kurhessen-Waldeck, Martin Hein, die „quälende Ungewissheit“ beklagt, die
       die Menschen angesichts der unaufgeklärten Gewalttat umtreibe. Ein erster
       Fehlschlag bei den Ermittlungen hatte für zusätzliche Unruhe gesorgt.
       
       Spezialkräfte der Polizei hatten am vergangenen Wochenende im Hafen von
       Harlesiel eine Nordseefähre evakuiert, um einen jungen Mann festzunehmen,
       der unmittelbar nach der Tat als Ersthelfer am Tatort gewesen war und
       dessen Verhalten danach die Ermittler irritiert hatte. Stundenlang hatten
       die Fahnder den Mann vernommen, ihn wenig später aber wieder freigelassen.
       
       ## Ziel von Hassbotschaften und Morddrohungen
       
       Besonders verärgert waren LKA und Staatsanwaltschaft, weil die vorläufige
       Festnahme durchgesickert war und von der FAZ unter Berufung auf Ermittler
       als Durchbruch der Fahndung gefeiert worden war.
       
       Von Anfang an war dieser Mordfall [3][von zahlreichen Spekulationen über
       das mögliche Motiv des Täters] begleitet. Regierungspräsident Lübcke war
       zwar in seiner Region äußerst beliebt. Im Jahr 2015 war er allerdings Ziel
       von Hassbotschaften und Morddrohungen geworden, als er bei einer
       Bürgerversammlung rassistischen Zwischenrufern energisch entgegengetreten
       war und die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel verteidigt
       hatte.
       
       Auch sein entschiedener Einsatz für den Ausbau von Wind- und Solarparks
       hatte ihm heftige Kritik eingebracht. Nach dem Mord an ihm waren im Netz
       menschenverachtende Hassbotschaften gepostet worden, mit denen
       Rechtsextreme den Mord gefeiert hatten. Wie viele andere hatte
       Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier diese Kommentare als „zynisch,
       geschmacklos, abscheulich, in jeder Hinsicht widerwärtig“ verurteilt.
       Staatsanwaltschaft und LKA sind dabei, diese Posts auf strafrechtlich
       relevante Inhalte zu überprüfen.
       
       16 Jun 2019
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/region-und-hessen/festnahme-im-fall-luebcke-spur-fuehrt-in-rechte-szene-16239417.html
 (DIR) [2] /Mordfall-Walter-Luebcke/!5601486
 (DIR) [3] /Mordfall-Walter-Luebcke-in-Hessen/!5599505
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christoph Schmidt-Lunau
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Mordfall Walter Lübcke
 (DIR) Hessen
 (DIR) Mord
 (DIR) Rechtsextremismus
 (DIR) Schwerpunkt Mordfall Walter Lübcke
 (DIR) Schwerpunkt Mordfall Walter Lübcke
 (DIR) Schwerpunkt Mordfall Walter Lübcke
 (DIR) Schwerpunkt Mordfall Walter Lübcke
 (DIR) Lesestück Recherche und Reportage
 (DIR) Schwerpunkt Mordfall Walter Lübcke
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Kommentar zum Fall Walter Lübcke: Das muss ein Wendepunkt sein
       
       Immer wieder wird auch bei schwerster rechtsextremer Gewalt gezögert, das
       Wort Terrorismus in den Mund zu nehmen.
       
 (DIR) Kommentar Mord an Kasseler Politiker: Trauern um Walter Lübcke
       
       Im Netz heißt es Hassrede, wo es um Mordfantasien geht. Die Demokratie kann
       sich Toleranz gegenüber dieser Form von Hetze nicht mehr leisten.
       
 (DIR) Ermittlungen zum Mord an Lübcke: „Rechtsextremistischer Hintergrund“
       
       Die Bundesanwaltschaft übernimmt die Ermittlungen zum Mord an CDU-Politiker
       Lübcke. Der Tatverdächtige fiel mit rechtsextremen Straftaten auf.
       
 (DIR) Mordfall Walter Lübcke: Vorübergehende Festnahme
       
       Ein jüngerer Mann aus dem privaten Umfeld des Opfers geriet unter
       Tatverdacht. Doch die Polizei ließ ihn am Sonntagmorgen wieder frei.
       
 (DIR) Mordfall Walter Lübcke in Hessen: Die Stille nach dem Schuss
       
       Der CDU-Politiker Walter Lübcke ist erschossen worden. Nicht nur die
       Politik weiß nicht so recht, wie sie mit dem Fall umgehen soll.
       
 (DIR) Tod des Kasseler Regierungspräsidenten: 80 Hinweise zum Schuss auf Lübcke
       
       Im Fernsehen wird der tragische Fall besprochen. Danach klingelt bei den
       Ermittlern das Telefon – eine Spur, auch ins rechte Lager, gab es zunächst
       aber wohl nicht.