# taz.de -- Kommentar über Klarnamenpflicht: Das Problem heißt Hass
       
       > CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer fordert eine Klarnamenpflicht im
       > Internet. Das wird Hasskommentare im Netz allerdings nicht verhindern.
       
 (IMG) Bild: CDU-Chefin @AKK will im Netz hart durchgreifen
       
       [1][Hass im Netz] wird ganz einfach weniger, wenn wir alle unseren echten
       Namen angeben müssen und sich niemand mehr hinter Pseudonymen verstecken
       kann. Diesen Irrglauben verbreiten CDU-Politiker immer mal wieder, aktuell
       die Chefin selbst. „Ich möchte wissen, wer hinter solchen Kommentaren
       steckt“, forderte [2][Annegret Kramp-Karrenbauer] angesichts der rechten
       Hetze gegen den ermordeten Kasseler Regierungspräsidenten.
       
       Da ist sie nicht allein, klar. Das Problem ist nur: Eine Klarnamenpflicht
       verhindert keine Hasskommentare. Facebook fordert seine User schon lange
       dazu auf, sich mit echten Namen zu registrieren, auch wenn eine
       entsprechende Verpflichtung im vergangenen Jahr für rechtswidrig erklärt
       wurde. Das hält Nutzer aber nicht davon ab, Beleidigungen und Morddrohungen
       zu posten. Das Problem heißt nicht Anonymität, das Problem heißt schlicht:
       Hass.
       
       Der nachlassenden Impulskontrolle in den Kommentarspalten sollte man mit
       entschiedener und besser aufs digitale Zeitalter zugeschnittener
       Strafverfolgung begegnen, die auch die Konzerne in die Pflicht nimmt. Wie
       wertvoll dagegen Anonymität im Netz ist, könnte @AKK, wie die
       CDU-Vorsitzende sich selbst auf Twitter nennt, von jeder Person erfahren,
       die sich in Onlineforen über chronische Erkrankungen oder Mobbing am
       Arbeitsplatz mit anderen austauscht.
       
       Eine Klarnamenpflicht würde nicht nur wenig gegen Hass im Netz helfen,
       sondern könnte dessen Opfer gefährden. Soll sich jemand, der in
       Reichsbürgerforen [3][recherchiert oder unter Pseudonym] über das Leben als
       Transperson twittert, zur Zielscheibe machen für die, denen Hasskommentare
       nicht weit genug gehen?
       
       In Berlin reicht es, Vor- und Zuname sowie Geburtsdatum und Familienstand
       einer Person anzugeben, um ihre Anschrift aus dem Melderegister abzufragen,
       Kostenpunkt: fünf Euro. Bevor sie also totale Transparenz im Internet
       fordert, sollte die CDU sich fragen, ob es da nicht näherliegende
       Baustellen gäbe – und etwa ihre Haltung zu Lobbyismus und zur
       Kennzeichnungspflicht für Polizisten überdenken.
       
       10 Jun 2019
       
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