# taz.de -- Kieler Landtag regelt Elternbeiträge: Krippen kriegen Deckel
       
       > Schleswig-Holstein deckelt ab 2020 die Elternbeiträge für Kitas und
       > investiert in mehr Erzieher. Für manche Eltern wird es teurer, kritisiert
       > die SPD.
       
 (IMG) Bild: Ob ihre Eltern künftig mehr oder weniger zahlen? An der Liebe zum Verein hängt es nicht
       
       Hamburg taz | Schleswig-Holstein ist bislang das Land mit den bundesweit
       höchsten Kita-Gebühren, ein Kita-Platz in den Hamburger Randgemeinden
       konnte schon 500 Euro und mehr im Monat kosten. Die Jamaika-Koalition
       beschloss nun eine Reform der Finanzierung. „Wir sorgen landesweit für
       gleiche und faire Startchancen für die Kleinsten und beenden das
       Gebühren-Dickicht, das kein Mensch nachvollziehen konnte“, sagte
       FDP-Sozialminister Heiner Garg.
       
       Der Kern ist die Deckelung der Gebühren. Ab 1. August 2020 wird landesweit
       pro Betreuungsstunde ein Höchstbeitrag festgelegt. Ein achtstündiger
       Krippenplatz darf dann für die Eltern maximal 288 Euro im Monat kosten, ein
       Acht-Stunden-Platz für Kinder über drei Jahre höchstens 233 Euro. Die
       Krippenplätze dürfen teurer sein, weil die Betreuung der Kleinsten als
       aufwendiger gilt.
       
       Der Elternbeitrag variiert mit der täglichen Betreuungszeit. So kostet ein
       Fünf-Stunden-Platz in der Krippe 180 und in der Elementargruppe 145 Euro.
       Ferner soll es künftig eine 50-Prozent-Ermäßigung für das erste
       Geschwisterkind geben, jedes weitere kostenfrei betreut werden.
       
       Erstmals landesweit geregelt wird auch die Ermäßigung für Familien mit
       wenig Geld. Empfänger von Sozialleistungen zahlen durch Bundesrecht ab dem
       1. August 2019 generell keinen Beitrag. Familien, die mit ihren Einkünften
       über dieser Grenze liegen, zahlen immer noch jeweils die Hälfte dieser
       Differenz – bis zu besagter Deckelung. Zum Beispiel zahlt eine Familie mit
       300 Euro Einkommen über Hartz-IV-Satz 150 Euro für den Ganztagsplatz.
       
       ## Mehr Kinder, mehr Geld
       
       Die am Dienstag beschlossene Kita-Reform fasst auch künftig Landes- und
       Bundesmittel zu einer Pauschale pro Kind zusammen. „Mehr Kinder bedeutet
       damit für die Kommunen automatisch mehr Geld“, sagt Garg. Der Zuschuss soll
       von 2.000 Euro pro Kind im Jahr 2017 auf rund 4.400 Euro im Jahr 2020
       wachsen. Die Landes- und Bundesmittel sollen sich in dieser Zeit von 245
       Millionen Euro auf 568 mehr als verdoppeln. Der Anstieg ist etwa zu einem
       Drittel dem „Gute-Kita-Gesetz“ des Bundes zu verdanken.
       
       Ein Teil der Summe soll in bessere Qualität fließen. So dürfen die Gruppen
       für über Dreijährige nur 20 Kinder haben und im Ausnahmefall 22. Die
       bisherige Erweiterungsmöglichkeit auf 25 Kinder wird gestrichen. Und statt
       1,5 Fachkräften sollen diese künftig zwei Fachkräfte betreuen. Ferner soll
       die Platzsuche erleichtert werden, durch die verbindliche Nutzung eines
       „Online-Kita-Portals“.
       
       Unzufrieden mit Gargs-Paket ist der Gemeindetag. Denn trotz neuer Pauschale
       zahlen die Kommunen immer noch den Löwenanteil der Kinderbetreuung. Man
       erwarte „endlich eine durchgreifende Entlastung“, sagt
       Landesgeschäftsführer Jörg Bülow. Ohne eine deutliche Absenkung des
       kommunalen Finanzierungsanteils auf ein Drittel der Kosten, sei der weitere
       Kita-Ausbau gefährdet.
       
       Ein Blick auf die Statistik zeigt, dass bei den Betreuungsquoten noch Luft
       nach oben ist. So besuchte zum Stichtag 1. März 2018 nur jedes dritte
       Kleinkind eine Krippe, und nur neun von zehn Vorschulkindern eine Kita.
       
       ## Der Kita-Hunderter fällt weg
       
       Ein Wermutstropfen aus Elternsicht ist ferner, dass der erst im Januar 2017
       eingeführte „Kita-Hunderter“ wegfällt, das waren 100 Euro, die die Eltern
       für einen Krippenplatz als Zuschuss bekamen. Die SPD-Fraktion hat
       nachgerechnet, was das bedeutet. „Tatsächlich gibt es für viele eine
       Mehrbelastung“, sagt Pressesprecher Heimo Zwischenberger.
       
       So koste in Kiel künftig ein Acht-Stunden-Platz für Krippen de facto 68
       Euro mehr. Und in Flensburg, Lübeck, Norderstedt und Neumünster hätten die
       Eltern gar 100 Euro mehr zu zahlen. In Hamburger Randgemeinden wiederum
       profitieren die Eltern.
       
       FDP-Minister Garg hielt dem entgegen, dass allein die Stadt Kiel bis 2022
       rund 23,5 Millionen Euro mehr für die Kitas erhalte als 2017. Kiel habe
       genug Geld, um die Plätze wieder günstiger zu machen. Doch auch Garg sagt,
       sein Ziel bis zum Ende der nächsten Legislatur wäre Beitragsfreiheit. Das
       wäre 2027 und würde noch mal 250 Millionen Euro kosten.
       
       6 Jun 2019
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Kaija Kutter
       
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