# taz.de -- Mueller-Bericht in den USA: Sagen, ohne was zu sagen
       
       > Robert S. Mueller verabschiedet sich als US-Sonderermittler zu russischer
       > Einmischung in den US-Wahlkampf. Klingt unspektakulär, ist es aber nicht.
       
 (IMG) Bild: Gegen ihn wollen die Demokraten ein Amtsenthebungsverfahren: US-Präsident Donald Trump
       
       Es war der [1][erste öffentliche Auftritt des US-Sonderermittlers Robert S.
       Mueller], seit er Ende März seinen Abschlussbericht über mögliche
       Verwicklungen des US-Präsidenten Donald Trump in russische
       Wahlkampfeinmischung und der Behinderung der Justiz vorlegte. Nicht einmal
       zehn Minuten lang äußerte sich Mueller in einem abgelesenen Statement. In
       der Sache hatte er nichts Neues vorzutragen. Erneut wurde allerdings auch
       am Mittwoch klar, dass die von Trump wieder und wieder behauptete
       Reinwaschung so im Bericht nicht zu finden ist. Trump warf am Donnerstag
       Mueller vor, die Untersuchung voreingenommen geleitet zu haben.
       
       Es sei von jeher die Politik des Justizministeriums gewesen, dass ein
       amtierender Präsident von den Strafermittlungsbehörden nicht belangt werden
       könne, sagte Mueller. Insofern sei es bei seinen Ermittlungen nicht darum
       gegangen, ein Verfahren einzuleiten, sondern vielmehr, ob der Präsident von
       allen Vorwürfen zu entlasten sei. Das sei aber beim Vorwurf der Behinderung
       von Ermittlungen eindeutig nicht der Fall gewesen: „Wenn wir sicher wären,
       dass der Präsident ganz klar keine Straftat begangen hat, hätten wir das so
       gesagt“, betonte Mueller. Aber es obliege eben nicht dem Justizsystem,
       einen amtierenden Präsidenten anzuklagen. Was Mueller meinte, aber nicht
       sagte: Diese Aufgabe kann nur eine Institution übernehmen, nämlich der
       Kongress mittels eines Amtsenthebungsverfahrens (impeachment).
       
       Mueller erklärte offiziell die Schließung seiner Kommission und seinen
       eigenen Rücktritt von der Tätigkeit für das Justizministerium. Er wolle
       sich ins Privatleben zurückziehen und sei auch nicht gewillt, sich noch
       einmal zum Fall zu äußern. Auch vor dem Kongress nicht, wo ihn die
       Demokraten gern befragen würden. Das erklärte Mueller präventiv auch für
       sinnlos: Er habe nichts zu sagen, was nicht bereits im Bericht stünde. „Der
       Bericht ist meine Zeugenaussage.“
       
       Damit belässt er das Problem tatsächlich bei den Demokraten. Die hatten
       gehofft, irgendwelche prägnanten Zitate von Mueller zu hören, die in der
       Öffentlichkeit gut zu verwenden wären. Denn natürlich haben nur die
       wenigsten die veröffentlichten, in einigen Teilen geschwärzten 448 Seiten
       des im Juristenjargon geschriebenen Berichts gelesen. Festgesetzt hat sich
       stattdessen die zwar falsche, aber einprägsame Conclusio, die
       Justizminister William Parr keine 24 Stunden nach Übergabe des Berichts in
       die Welt setzte: Da sei einfach nichts.
       
       Auch deshalb dürften die Demokraten weiter insistieren, Mueller in den
       Kongress zu laden. Wie es der Schauspieler [2][Robert de Niro am Donnerstag
       in einem als Meinungsbeitrag für die New York Times ] geschriebenen Brief
       an Mueller formulierte: „Das Land muss Ihre Stimme hören. Ihre wirkliche
       Stimme. […] denn Ihr Land hat Sie aufgefordert, diesen Bericht zu
       erstellen, und jetzt müssen Sie ihm Gewicht und Klarheit verleihen.“ De
       Niro spielt eine Parodie Muellers in der Comedy-Show „Saturday Night Live“.
       
       Auf demokratischer Seite fielen die Reaktionen auf Muellers Auftritt wie
       schon seit Wochen gespalten aus: Zwar treten mehr Demokraten denn je,
       darunter auch etliche der inzwischen 23 Präsidentschaftskandidaten in spe,
       öffentlich für ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump ein. Senatorin
       Kamala Harris erklärte, das sei nunmehr eine verfassungsmäßige
       Verpflichtung. Nancy Pelosi jedoch, die Sprecherin des
       Repräsentantenhauses, bleibt bei ihrem Nein. Auch Kandidaten-Frontrunner
       Joe Biden sprach sich gegen ein Impeachment-Verfahren aus. Der beste Weg,
       um Trump loszuwerden, führe über die Wahlurnen im November 2020, sagte er.
       
       Ein Impeachment-Verfahren kann im Repräsentantenhaus beschlossen werden.
       Die Kammer führt daraufhin Anhörungen durch und sammelt Indizien.
       Beschließt eine Mehrheit dann, das Verfahren weiterzuführen, geht die
       Verantwortung an den Senat über, der eine Verhandlung ähnlich eines
       normalen Gerichtsverfahrens führt – mit dem Unterschied, dass keine Jury
       entscheidet, sondern der gesamte Senat. Stimmen zwei Drittel der
       Senator*innen für die Amtsenthebung, ist der Präsident weg. Aber die
       Mehrheit in der Kammer halten die Republikaner – ein Erfolg im Verfahren
       gilt als aussichtslos.
       
       30 May 2019
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Mueller-spricht-ueber-Trump-Ermittlung/!5599309
 (DIR) [2] https://www.nytimes.com/2019/05/29/opinion/robert-de-niro-robert-mueller-we-need-to-hear-more.html
       
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 (DIR) Bernd Pickert
       
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