# taz.de -- Krieg in Syrien: Offensive auf letztes Rebellengebiet
       
       > Nach schweren Luftangriffen rücken Bodentruppen auf das syrische
       > Rebellengebiet Idlib vor. Kliniken wurden gezielt bombardiert.
       
 (IMG) Bild: Rauch nach Luftangriffen: Süd-Idlib
       
       BERLIN taz | In Syrien hat die Regierungsarmee eine Bodenoffensive gegen
       [1][das letzte verbleibende Rebellengebiet in der Provinz Idlib] und dem
       angrenzenden Norden der Provinz Hama begonnen. Regierungsnahe Medien
       meldeten die Einnahme mehrerer Ortschaften bei der Offensive, die je nach
       Quelle gegen „Terroristen“ oder „Krebsgeschwüre“ geführt werde.
       
       Die Bodenoffensive folgt auf wochenlange Angriffe der syrischen und
       russischen Luftwaffen. Dabei fielen in den vergangenen neun Tagen Bomben
       auf zwölf Krankenhäuser, die bei der UN-Nothilfeagentur als solche
       registriert sind und deren Koordinaten damit den syrischen und russischen
       Regierungen bekannt sind, erklärte die in Kanada ansässige
       Hilfsorganisation syrischer Ärzte im Exil UOSSM.
       
       UN-Quellen sprachen vom Einsatz geächteter Fassbomben. „Die Angriffe mit
       Fassbomben sind die schlimmsten, die wir seit 15 Monaten gesehen haben“,
       erklärte der humanitäre UN-Koordinator Panos Moumtzis. Ein Video aus einem
       Vertriebenenlager im Süden Idlib zeigt, wie „Weißhelme“ versuchen,
       schwerverletzte Zivilisten zu versorgen, während um sie herum verkohlte
       Leichen geborgen werden.
       
       Das Gebiet um Idlib im Nordwesten Syriens ist das letzte größere
       Rebellengebiet des Landes. Eigentlich gilt hier ein Waffenstillstand, den
       Russland und die Türkei als Schutzmächte beider Seiten garantieren. Er ist
       brüchig geworden, seit im Januar die Al-Qaida-nahe Miliz Haiat Tahrir
       al-Scham (HTS) gemäßigte Rebellen aus zahlreichen Orten verdrängte.
       
       ## Drei Millionen Menschen
       
       Die Angriffe gelten unterschiedslos Orten aller Fraktionen. Außerdem wurden
       bei der Einnahme anderer Rebellengebiete Syriens immer wieder
       Zivilbevölkerungen in das Gebiet Idlib evakuiert – dort leben jetzt drei
       Millionen Menschen, ein Drittel der noch in Syrien befindlichen
       Bevölkerung, viele davon schutzlos in Flüchtlingslagern.
       
       Die Offensive kommt zu einer Zeit, in der sich die Regierung Assad
       zunehmenden Protesten im eigenen Lager erwehren muss, da Benzinlieferungen
       aus dem Iran ausbleiben und das Überleben im Regierungsgebiet immer
       schwieriger wird.
       
       Im Rebellengebiet mussten aufgrund der Angriffe sämtliche humanitären
       Aktivitäten eingestellt werden. Schulen, Krankenhäuser und andere zivile
       Einrichtungen können nicht mehr sicher arbeiten. „Ein Großeinmarsch bedroht
       das Leben von rund drei Millionen Zivilisten, mindestens die Hälfte davon
       Kinder“, warnt das in Großbritannien ansässige islamische Hilfswerk Umma
       Welfare Trust.
       
       Die Vereinten Nationen warnen vor einer erneuten Massenflucht Richtung
       Türkei: Seit Februar seien im Nordwesten Syriens bereits knapp 140.000
       Menschen in die Flucht getrieben worden, hieß es, und Tausende mehr seien
       jetzt unterwegs. Unklar ist, wie sich die Türkei verhalten wird, falls ihre
       „Beobachtungsposten“ im Rebellengebiet zur Überwachung der Waffenruhe in
       das Kampfgeschehen hineingezogen werden.
       
       6 May 2019
       
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