# taz.de -- Nach Anschlägen auf Kirchen in Sri Lanka: Rache für Christchurch? Eher nicht
       
       > Der sogenannte „Islamische Staat“ bekennt sich zu den Anschlägen in Sri
       > Lanka. Die sieben Selbstmordattentäter waren allerdings Bürger des
       > Landes.
       
 (IMG) Bild: Ein Land in Trauer: Die ersten Opfer der Anschläge am Ostersonntag wurden beerdigt
       
       Berlin taz | Die islamistische Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) hat
       die Anschläge auf drei Kirchen und drei Hotels in Sri Lanka am Ostersonntag
       für sich reklamiert. Das IS-Propagandaorgan Amaq berichtete am Dienstag,
       dass die Angreifer, die die Attacken auf „Bürger der Koalition und die
       christliche Gemeinschaft“ durchgeführt haben, Kämpfer des „Islamischen
       Staates“ gewesen seien. Als Bürger der Koalition bezeichnet der IS
       Staatsbürger von Ländern, die der internationalen Anti-IS-Koalition in
       Syrien und Irak angehören.
       
       Beweise für die Urheberschaft der Tat wurden nicht angeführt, und die
       Echtheit des Bekennerschreibens lässt sich nicht unabhängig überprüfen. Es
       erfolgte über die üblichen Kanäle, über die bereits in der Vergangenheit
       nicht überprüfbare Bekenntnisse der Terrorgruppe zu Anschlägen verbreitet
       wurden.
       
       Es liegt im Interesse des nach den Niederlagen in Irak und Syrien
       militärisch geschwächen IS, sich mit einem Sri-Lanka-Benntnis als
       omnipotent und global agierend darzustellen. Umgekehrt galten die Anschläge
       in Sri Lanka [1][als technisch zu anspruchsvoll], um von einer unerfahrenen
       kleinen lokalen Gruppe wie der von den Behörden beschuldigten National
       Thowheeth Jama’ath (NTJ) allein durchgeführt worden zu sein. Zugleich
       ähnelt die Machart des Anschlags früheren Terrorattacken des IS.
       
       Die sieben bei den Anschlägen getöteten Selbstmordattentäter waren laut
       Medienberichten sämtlich Staatsbürger Sri Lankas und gehörten angeblich zu
       NTJ. Ein Attentäter soll vor wenigen Monaten wegen der Beschädigung von
       Buddha-Statuen festgenommen worden sein. Zwei weitere seien die Söhne eines
       wohlhabenden Gewürzhändlers aus Colombo gewesen, die sich als Gäste der
       beiden Luxushotels ausgaben, in denen sie sich jeweils in die Luft
       sprengten. Festgenommen wurden auch neun Mitarbeiter einer Fabrik, die
       einem der Attentäter gehörte.
       
       ## 40 Personen verhaftet
       
       Am Dienstag sagte in einer Sondersitzung des Parlamentes in Colombo der
       Staatsminister in Sri Lankas Verteidigungsministerium, Ruwan Wijewardene,
       die Attentate seien ein „Vergeltungsakt für den Angriff auf Muslime in
       Christchurch“ gewesen. Er nannte entsprechende Hinweise aus „vorläufigen
       Untersuchungen“, aber keine Details. Der IS hat in seinem Bekennerschreiben
       keinen Bezug zu Christchurch hergestellt.
       
       Medienberichten zufolge waren in den letzten Wochen Postings von Muslimen
       in sozialen Netzwerken in Sri Lanka aufgetaucht, die Vergeltung forderten
       für das Massaker eines australischen Rechtsradikalen in zwei Moscheen im
       neuseeländischen Christchurch am 15. März, bei dem 50 Muslime ermordet
       worden waren.
       
       Experten verweisen allerdings darauf, dass komplexe Selbstmordanschläge an
       mehreren Orten zeitgleich wie jetzt in Sri Lanka ein Jahr Vorbereitungszeit
       und einen großen logistischen Aufwand benötigen und nicht in fünf Wochen
       mal eben so organisiert werden können.
       
       Am Dienstag gaben die Behörden die Zahl der Todesopfer [2][mit inzwischen
       321 an]. Laut Unicef sind darunter 45 Kinder, das jüngste war erst 18
       Monate alt. Die Zahl der getöteten Ausländer stieg auf 38. Bisher wurden 40
       Personen im Zusammenhang mit den Anschlägen verhaftet, 20 Häuser wurden
       durchsucht.
       
       ## Landesweit drei Schweigeminuten
       
       Seit Dienstagfrüh ist landesweit ein Ausnahmezustand in Kraft, der den
       Sicherheitsbehörden weitreichende Vollmachten bei Festnahmen und
       Hausdurchsuchungen einräumt, wie es sie in Sri Lanka bereits während des
       27-jährigen Bürgerkriegs gab. Abends und nachts gilt Ausgangssperre.
       Soziale Netzwerke wie Facebook bleiben gesperrt, um Gerüchte und Fake News
       zu unterbinden.
       
       Am Dienstagmorgen wurde landesweit mit drei Schweigeminuten der Getöteten
       gedacht. Schulen und Geschäfte blieben geschlossen. Auch wurden die ersten
       Opfer beerdigt. In Negombo nördlich von Colombo, wo es bei dem Anschlag auf
       die Sankt Sebastian Kirche die meisten Opfer gegeben hatte, gab es eine
       Massenbeerdigung. Zum Zeitpunkt des Anschlags während der Ostermesse
       hielten sich mehr als eintausend Personen in der Kirche auf.
       
       23 Apr 2019
       
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 (DIR) Sven Hansen
       
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