# taz.de -- Nach der Anschlagserie in Sri Lanka: Zahl der Toten steigt auf 310
       
       > Zwei Tage nach den Anschlägen auf Kirchen und Hotels in Sri Lanka hat
       > sich die Zahl der Todesopfer auf 310 erhöht. Präsident Sirisena hat den
       > Notstand verhängt.
       
 (IMG) Bild: Der Dienstag ist in Sri Lanka zum Tag der Trauer erklärt worden
       
       Colombo dpa/ap | Die Zahl der Todesopfer nach den Anschlägen in Sri Lanka
       ist auf 310 gestiegen. Das teilte die Polizei am Dienstag mit. 40
       Verdächtige seien festgenommen worden. Zuvor hatte der Präsident von Sri
       Lanka Maithripala Sirisena dem Militär per Notstandsverordnung
       weitreichende Befugnisse zum Festnehmen von Verdächtigen erteilt. Der
       Notstand trat am Dienstag um Mitternacht in Kraft.
       
       Staatspräsident Maithripala Sirisena verhängte sie, um die öffentliche
       Sicherheit und Ordnung zu bewahren sowie die Versorgung mit Waren und
       Dienstleistungen für die Bürger sicherzustellen, hieß es in einer Erklärung
       des Präsidenten. Mit den Regelungen erhalten Sicherheitsbehörden erweiterte
       Befugnisse, etwa für Durchsuchungen und zur Festnahme. Sirisena berief
       zudem ein dreiköpfiges Untersuchungsteam ein, auch Interpol will Experten
       entsenden. Unterdessen sorgen sich deutsche Politiker um die Lage der
       Christen in aller Welt.
       
       Die Anschläge gingen nach Einschätzung der Regierung auf das Konto
       [1][einer regionalen radikal-islamischen Gruppe]. Die Regierung ist jedoch
       überzeugt, dass die verdächtigte Gruppe National Thowheeth Jamaath die
       Attacken nur mit Unterstützung eines internationalen Netzwerks verübt haben
       kann, wie ein Sprecher sagte.
       
       Die Regierung von Sri Lanka betrachtet die Anschläge als Rache für das
       Massaker in zwei [2][neuseeländischen Moscheen in Christchurch Mitte März].
       Das sagte der Staatsminister im Verteidigungsministerium, Ruwan
       Wijewardene, am Dienstag im Parlament. Beweise führte er nicht an und
       erklärte auch nicht, wie er zu dieser Schlussfolgerung gekommen ist.
       
       Das von Sirisena einberufene dreiköpfige Team soll die Anschlagsserie
       untersuchen und in zwei Wochen einen ersten Bericht vorlegen. Die
       internationale Polizeiorganisation Interpol kündigte die Entsendung von
       Spezialisten mit Expertise in den Bereichen Tatortuntersuchung,
       Sprengstoff, Terrorismusbekämpfung und Opferidentifizierung an. [3][Einem
       Bericht der Washington Post zufolge] entsandte auch die US-Bundespolizei
       FBI Ermittler nach Sri Lanka und bot offiziell Unterstützung an, etwa bei
       Laboruntersuchung von Sprengstoffresten. Die Zeitung beruft sich auf
       Ermittlerkreise.
       
       ## Tag der Trauer
       
       Nach den Worten von Kabinettssprecher Rajitha Senaratne gab es vor den
       Attacken Hinweise auf Anschlagspläne. Ausländische Geheimdienste hätten
       bereits am 4. April über mögliche Selbstmordanschläge auf Kirchen und
       Touristenziele in Sri Lanka informiert. „Wir tragen die Verantwortung, es
       tut uns sehr leid“, sagte Senaratne im Namen der Regierung. „Wir glauben
       nicht, dass diese Angriffe von einer Gruppe von Menschen verübt wurden, die
       auf dieses Land begrenzt waren“, sagte er. „[4][Es gab ein internationales
       Netzwerk], ohne das diese Angriffe nicht gelungen wären.“
       
       Sirisena hatte den Dienstag zum Tag der Trauer erklärt. Unter den
       Festgenommenen sind der Fahrer eines Wagens, den die Selbstmordattentäter
       angeblich genutzt hatten, sowie der Besitzer eines Hauses, in dem einige
       von ihnen gewohnt hatten.
       
       Die meisten Opfer hatte es [5][bei den Anschlägen in den Kirchen] gegeben,
       als gerade Ostergottesdienste stattfanden. In dem Inselstaat sind etwa
       sieben Prozent der 20 Millionen Einwohner Christen. Politiker von CDU, FDP
       und Grünen beklagen vor dem Hintergrund der Anschläge die gewachsene
       Bedrohung christlicher Minderheiten in vielen Staaten.
       
       23 Apr 2019
       
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