# taz.de -- Nach dem Abgang von Hassan al-Bashir: Sudans Opposition will an die Macht
       
       > Die Militärführer, die Sudans Diktator Bashir abgesetzt haben, stehen
       > weiter unter Druck. Die Protestbewegung verlangt die Auflösung aller
       > Milizen.
       
 (IMG) Bild: Wollen einen anderen Sudan: Demonstrant*innen in Khartum
       
       [1][Nach der Absetzung des Langzeitdiktators Omar Hassan al-Bashir] im
       Sudan durch das Militär drängt die Protestbewegung, die diesen Umsturz
       durch Massendemonstrationen vor dem Militärhauptquartier erzwungen hatte,
       weiter auf eine zivile Übergangsregierung. Die neue Regierung, deren Größe
       zwölf Minister nicht übersteigen dürfe, müsse aus Gesprächen mit der
       Protestbewegung hervorgehen, forderte die „Allianz für Freiheit und
       Wandel“, das Bündnis von Sudans Oppositionsparteien mit dem Berufsverband
       SPA (Sudanese Professionals Association), der die seit Dezember andauernden
       Proteste koordiniert. „Wir werden unsere Sitzblockaden bis zur Erfüllung
       unserer Forderungen fortsetzen“, erklärte Allianz-Führungsmitglied Omar
       el-Digeir.
       
       Am Donnerstagnachmittag hatte ein „Militärrat“ die Absetzung des [2][seit
       1989 regierenden Diktators Bashir] und eine zweijährige Übergangsfrist
       unter Führung des Militärs verkündet. Dies hatte die Protestbewegung, die
       seit dem 6. April das Militärhauptquartier belagert, nicht hingenommen,
       zumal als Chef des Militärrates der bisherige Vizepräsident und frühere
       Verteidigungsminister Ibn Ouf vorgesehen war. Er gilt als ein
       Hauptverantwortlicher für Kriegsverbrechen und Völkermord in der
       westsudanesichen Region Darfur. Ouf war daraufhin am Freitag durch den als
       vergleichsweise unbelastet geltenden [3][General Abdelfattah al-Burhan
       ersetzt worden].
       
       Burhan war zuletzt Generalinspekteur der Streitkräfte, zuvor
       Oberkommandierender der Armee und davor Sudans Militärattaché in China. Er
       versprach am Samstag in einer Fernsehansprache die Freilassung aller
       festgenommenen Demonstranten, die Verfolgung von Verantwortlichen der
       Repression und den Kampf gegen Korruption. Man werde das Bashir-Regime „an
       der Wurzel ausrotten“, so Burhan.
       
       Der gefürchtete langjährige Geheimdienstchef Salah Gosh war kurz zuvor
       zurückgetreten. Allerdings ist der Stellvertreter Burhans ein ebenfalls
       gefürchteter mutmaßlicher Kriegsverbrecher: Mohamed Hamdan „Hamitti“ Daglo,
       einst Kommandant der Janjaweed-Völkermordmilizen in Darfur, aus denen die
       mit europäischer Unterstützung im Grenzschutz tätige paramilitärische
       „Rapid Support Force“ (RSF) geworden ist. Hamitti rief am Samstag zu einer
       möglichst kurzen Übergangszeit hin zu einer zivilen Regierung auf und
       sagte, es sei nun Zeit, den Menschen in Khartum den „wahren Charakter“
       seiner Miliz zu zeigen. Die wolle nämlich die Demonstranten schützen und
       „Massaker durch Milizen des alten Regimes“ verhindern.
       
       Für die Protestbewegung ist wichtig, dass nicht nur Verantwortliche für
       staatliche Gewalt ihre Ämter verlieren, sondern auch die von ihnen
       geführten Strukturen aufgelöst werden. Die Oppositionsallianz verlangte am
       Sonntag in einer Erklärung die Auflösung aller Milizen und
       paramilitärischen Verbände im Sudan sowie des Geheimdienstes NISS und die
       Verstaatlichung all seiner Unternehmen. Sämtliche amtierenden Diplomaten
       und Minister sollten abgesetzt und Expräsident Bashir an den
       Internationalen Strafgerichtshof ausgeliefert werden.
       
       14 Apr 2019
       
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