# taz.de -- Nancy Faeser und die Hessen-SPD: „Niemand sollte sie unterschätzen“
       
       > Nach dem Rückzug von Hessens SPD-Chef Thorsten Schäfer-Gümbel: Die
       > Generalsekretärin der Landespartei, Nancy Faeser, könnte ihn beerben.
       
 (IMG) Bild: SPD-Generalsekretärin Nancy Faeser ist Nummer zwei nach SPD-Chef Thorsten Schäfer-Gümbel
       
       Wiesbaden taz | Nancy Faeser gilt seit Jahren als Nummer zwei der
       hessischen SPD, hinter Landeschef Thorsten Schäfer-Gümbel. Vor [1][der
       Landtagswahl] pries der Chef sie als „weltbeste Generalsekretärin“. Bei
       einer Regierungsbeteiligung der SPD sollte die Juristin Innenministerin
       werden. Sie wäre bundesweit erst die zweite Frau an der Spitze dieses
       Ressorts gewesen, nach Annegret Kramp-Karrenbauer im Saarland. Die ist
       heute als CDU-Chefin in Berlin. Auch Nancy Faeser würde gern nach Berlin
       gehen, als Bundesjustizministerin und Nachfolgerin von Katarina Barley. Das
       wäre ihr Traumjob.
       
       Doch jetzt ruft wohl die Pflicht. [2][TSG hat bei der Ankündigung seines
       Rückzugs am Dienstag] der Partei empfohlen, den Vorsitz von Partei und
       Fraktion in einer Hand zu lassen. Damit wäre der andere mögliche Kandidat
       neben Faeser für den Parteivorsitz, Europa-Staatsminister Michael Roth, aus
       dem Rennen: Er gehört dem Bundestag und nicht dem Landtag an.
       
       Die 48-jährige Faeser drängt sich nicht nach vorne, aber sie kann kämpfen.
       Das gehört zu ihrem Alltag als Rechtsanwältin in einer großen Kanzlei. Auch
       im Landtag kann sie Attacke. Zuletzt musste Innenminister Peter Beuth (CDU)
       das erleben. Unerbittlich fordert sie vom Innenminister die Aufklärung der
       rechten Umtriebe in der hessischen Polizei. [3][Die umstrittene
       Durchsuchung der Fan-Räume von Eintracht Frankfurt] nannte sie überzogen.
       Während die Ultras der Frankfurter Eintracht den Innenmister mit
       Schmähparolen angreifen, kann Nancy Faeser sich mit Eintracht-Schal im
       Stadion zeigen. Denn auch als Fan der Eintracht ist sie glaubwürdig.
       
       In mehreren Untersuchungsausschüssen hat sie der Regierung zugesetzt. Im
       Ton verbindlich, in der Sache hart fragt sie nach. Sie hat die Akten
       studiert, die Fakten parat und lässt nicht locker. Selbst politische
       GegnerInnen schätzen ihre Verlässlichkeit und ihren Humor. „Sie ist eine
       der wenigen Sozis, die erst mal grundsätzlich fröhlich ist“, so etwa der
       grüne Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir. FDP Fraktionschef René Rock sagt:
       „Nancy Faeser ist eine Politikerin, die mit beiden Beinen fest auf dem
       Boden steht und sich auch durchsetzen kann. Niemand sollte sie
       unterschätzen.“
       
       ## Die Erste ihrer Familie mit Studium
       
       Ihr Vater, ein gestandener Sozialdemokrat, kam einst aus dem Ruhrgebiet
       nach Schwalbach am Taunus, um dort das Bürgermeisteramt zu übernehmen. Die
       soziale Gerechtigkeit war früh ihr Thema, auch wenn sie erst mit 18 Jahren
       in die SPD eintrat. Die Parteikarriere startete nach Jura-Examen und
       Berufseinstieg. Sie ist die Erste ihrer Familie, die erfolgreich ein
       Studium abgeschlossen hat. Sie genießt ihren Erfolg und das Leben mit Sohn
       und Ehemann, ebenfalls Jurist. Und durch ihren Wahlkreis kurvt sie in einem
       flotten Cabrio. Ihr Motto: „Politiker, die Ahnung vom echten Leben haben,
       das bekommen Sie nur bei der SPD.“
       
       Die umgängliche Abgeordnete strahlt Optimismus aus. Den konnte sie sich
       erhalten, trotz vieler Niederschläge, die sie hinnehmen musste. Sie war
       2008 designierte Justizministerin, als die damalige SPD-Parteichefin Andrea
       Ypsilanti bei dem Versuch scheiterte, Ministerpräsident Roland Koch, CDU,
       mit Hilfe der Linken in Pension zu schicken.
       
       Dreimal verlor sie als „Schattenministerin“ an der Seite von TSG eine
       Landtagswahl. Auch ihren Wahlkreis Main-Taunus 1, der zu Frankfurts
       „Speckgürtel“ gehört, können Nancy Faeser und die SPD nicht gewinnen.
       Zunächst hieß der Sieger immerhin Roland Koch, zuletzt verlor sie zwei Mal
       gegen einem weithin unbekannten CDU-Nachwuchsmann. Immerhin: Sie erhält
       stets mehr Erststimmen als ihre Partei Zweitstimmen.
       
       21 Mar 2019
       
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