# taz.de -- Vergewaltigung und Abtreibungsrecht: UN ermahnen Argentinien
       
       > Ein Büro der UN-Menschenrechtskommissarin fordert Argentinien auf,
       > geltendes Recht zu achten. Ein Mädchen durfte trotz Missbrauch nicht
       > abtreiben.
       
 (IMG) Bild: Im vergangenen Jahr scheiterte der Versuch, das strikte Abtreibungsrecht in Argentinien zu lockern
       
       Die Vereinten Nationen fordern Argentinien auf, für Frauen und Mädchen den
       Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen im Rahmen geltenden Rechts zu
       gewährleisten. Das [1][berichtet] die argentinische Zeitung Página 12.
       Grund ist der besonders grausame Fall eines 11-jährigen Mädchens, das
       vergewaltigt wurde – aber trotzdem nicht abtreiben durfte.
       
       Die Sprecherin des Lateinamerika-Büros der Hohen Vertreterin für
       Menschenrechte, Birgit Gerstenberg, [2][unterstrich am Donnerstag]: „Die
       unberechtigte Verzögerung zum Zugang zu einem legalen
       Schwangerschaftsabbruch durch die Gesundheitsbehörde der Provinz und des
       Krankenhauses des Ostens Eva Perón hat die Rechte des Mädchens auf
       Gesundheit verletzt.“
       
       Beide Institutionen seien nach argentinischem Recht verpflichtet gewesen,
       dem Mädchen einen legalen Abbruch gewährleisten, ab dem Zeitpunkt, an dem
       das Mädchen wie auch die Mutter diesen Wunsch geäußert hätten. Mit großer
       Besorgnis beobachte das Regionalbüro der UN-Menschenrechtskommissiarin
       diesen und weitere Fälle in Argentinien. Desweiteren müsse der Staat
       Maßnahmen ergreifen, die verhindern, dass das medizinische Personal Frauen
       und Mädchen den Zugang zu legalen Abtreibungen verwehrt. Die getätigten
       Drohungen und Einschüchterungsversuche von Seiten des medizinischen
       Personals müssen untersucht werden, so das Büro.
       
       Der Fall der 11-Jährigen aus der Provinz Tucumán hatte Ende Februar über
       Argentinien hinaus für Aufmerksamkeit gesorgt. Der britische [3][Guardian
       zitierte das Mädchen] in einem Bericht mit einer Aussage gegenüber einem
       Psychologen: „Ich möchte, dass Sie das wegmachen, was der alte Mann in mich
       reingemacht hat.“ Nach 23 Wochen ordnete ein Gericht schließlich an, dass
       ein Kaiserschnitt bei dem Mädchen durchzuführen sei, um ihr Leben zu
       retten. Der Eingriff wurde dann, Ende Februar, außerhalb des staatlichen
       Krankenhauses, von einer privaten Ärztin durchgeführt.
       
       Das Mädchen war nach Darstellung des Guardian vom Partner ihrer Großmutter,
       bei der es unter Obhut stand, vergewaltigt worden. Sie sei bei ihrer
       Großmutter gewesen, da die Schwester vom Partner der Mutter im Vorfeld auch
       missbraucht worden war. Nachdem die 11-Jährige die Schwangerschaft bemerkt
       hatte, sei sie erst in die Notaufnahme gegangen und eine Woche später im
       Krankenhaus Eva Perón behandelt worden. Trotz der Aussagen sei das Mädchen
       nicht wie gewünscht behandelt worden. Zwar sei die 11-Jährige in staatliche
       Obhut gekommen. Das ärztliche Personal hat aber keinen Abbruch vorgenommen,
       es hat sogar verteidigt, dass dieser nicht notwendig sei.
       
       Der [4][argentinischen Plattform „Coseja Roja“ zufolge] wurden am 6. März
       mehrere Strafanzeigen gegen die Verantwortlichen im Fall des 11-Jährigen
       Mädchens vor Gericht eingebracht. Demzufolge wurden unter anderem die
       Gesundheitsministerin von Tucumán, Roxana Chahla, sowie die Direktorin des
       zuständigen Krankenahauses Evita Perón, Elizabeth Ávila, wegen
       Amtsmissbrauchs angezeigt. Wie Página 12 zudem berichtet, habe die
       lateinamerikanische Frauenrechtsorganisation „Cladem“ den Fall der
       11-Jährigen vor weiteren überstaatlichen Menschenrechts-Organisationen
       angezeigt.
       
       In Argentinien ist ein Abbruch der Schwangerschaft bis auf strenge
       Ausnahmen rechtlich strikt verboten. Zu den Ausnahmen gehört neben der
       Bedrohung des Lebens für die schwangere Frau auch Vergewaltigung. Im
       vergangenen Jahr scheiterte der Versuch, das Recht auf
       Schwangerschaftsabbruch insgesamt zu lockern [5][an der letzten Hürde im
       Senat].
       
       8 Mar 2019
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.pagina12.com.ar/179469-para-parar-el-trato-cruel
 (DIR) [2] http://acnudh.org/argentina-onu-derechos-humanos-insta-a-garantizar-el-acceso-a-la-interrupcion-legal-del-embarazo-a-las-mujeres-y-ninas/
 (DIR) [3] https://www.theguardian.com/global-development/2019/feb/28/girl-11-gives-birth-to-rapists-child-after-argentina-refuses-abortion
 (DIR) [4] http://cosecharoja.org/denunciaron-funcionarios-y-medicos-por-dilatar-un-aborto-legal/
 (DIR) [5] /Abstimmung-in-Argentiniens-Senat/!5526951
       
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