# taz.de -- Berliner Schuldächer ohne Solaranlagen: Sinnloser Sonnenschein
       
       > Eigentlich könnte auf jeder neuen Schule eine Solaranlage Strom oder
       > Wärme produzieren. Nur gebaut wurde noch keine einzige.
       
 (IMG) Bild: Dem Himmel so nahe: Flachdächer sind ein ideales Biotop für Photovoltaikanlagen
       
       Wenn das mal keine Win-win-Situation ist: Die „Schulbauoffensive“ von
       Rot-Rot-Grün, ein 5,5-Milliarden-Euro-Paket, kommt in die Gänge, die ersten
       10 von geplanten 60 neuen Schulgebäuden befinden sich im Bau. Gleichzeitig
       will R2G die Stadt bis 2050 klimaneutral machen – wofür sich die Nutzung
       von Dachflächen zur CO2-freien Erzeugung von Strom und Wärme anbietet.
       
       Ganz viele neue Dachflächen und ganz viele Solaranlagen auf der Suche nach
       einem Standort? Match! Dachte sich auch Andreas Otto (Grüne), wollte es
       aber genauer wissen – man muss der Politik ja auf die Finger schauen,
       gerade wenn man selber die Gesetze macht. Jetzt hat die Senatsverwaltung
       für Bildung Ottos parlamentarische Anfrage beantwortet und klargestellt,
       wie viele Schulen der ersten Bauoffensiven-„Tranche“ mit Photovoltaik oder
       Solarthermie ausgestattet wurden: gar keine.
       
       Weder auf den Dächern noch an den Fassaden der zehn Neubauten seien solche
       Anlagen angebracht, teilte Bildungsstaatssekretär Mark Rackles mit. Auch
       nicht an der Integrierten Sekundarschule Mahlsdorf, wo am kommenden
       Mittwoch das erste Richtfest gefeiert wird.
       
       Nicht lustig, findet Otto: „Offenbar sind die Verabredungen der Koalition
       und die Erfordernisse des Klimaschutzes in puncto Erneuerbare Energien
       nicht beachtet worden.“ Es sei erklärtes Ziel der Koalition, so viel
       Solarnutzung wie möglich auf und an Berliner Gebäude zu bringen.
       
       ## Die Möglichkeit prüfen
       
       Stimmt: In dem bis 2021 angelegten Umsetzungskonzept des Berliner Energie-
       und Klimaschutzprogramms (BEK) heißt es, die öffentliche Hand habe eine
       „Vorbildwirkung bei Neubau und Sanierung öffentlicher Gebäude“ – man wolle
       diese „über die bestehenden Anforderungen hinaus vorbildhaft entwickeln“.
       Auch für den Neubau im Rahmen der Schulbauoffensive gelte das, die „Prüfung
       der Nutzung von erneuerbaren Energien“ sei hier ein wichtiger Aspekt.
       
       Für Andreas Otto ist klar: „Die Schulbauoffensive braucht dringend eine
       solare Nachrüstung, auf den Dächern der Schulen und bei den Entscheidern im
       Senat.“ Rackles spendet ihm Hoffnung und verspricht, bei den folgenden
       Bau-Tranchen Solaranlagen zu installieren. Nein, Moment: die Installation
       von Solaranlagen zu prüfen. Nee … jetzt: die Möglichkeit der Installation
       zu prüfen.
       
       Denn in den „Baustandards“ der Schulbauoffensive heißt es, „bei
       grundsätzlicher Eignung des Dachs zur Umsetzung von erneuerbaren Energien“
       sei bei der Konstruktionsplanung die „Vorbereitung für eine eventuelle
       Umsetzung zu berücksichtigen“. Also Platz zum Festschrauben zu lassen. Das
       ist doch schon ein Fortschritt.
       
       22 Feb 2019
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Claudius Prößer
       
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