# taz.de -- Kolumne Lügenleser: Kein Freund und Helfer
       
       > Die Polizei soll darauf achten, dass die Regeln eingehalten werden. Was
       > aber, wenn sie ein unkontrollierbares Eigenleben entwickelt?
       
 (IMG) Bild: Ein Mann zum Vertrauen?
       
       Der Ruf der Polizei ist nicht mehr der beste. Die Reaktion der Beamten
       darauf scheint sich an der alten „Ist der Ruf erst ruiniert
       …“-Binsenweisheit zu orientieren. Ob Staatsdiener wie jüngst in Dresden
       [1][mit voller Härte gegen Journalisten vorgehen], ob sie offenbar
       Kollegen decken, die unter dem Kürzel „[2][NSU 2.0]“ Drohbriefe an eine
       Anwältin verschicken, ob sie sich im Alltag aufführen wie Hooligans und
       Richter in einer Person, ob sie offen fremdenfeindlich agieren oder sogar
       Gefangene in ihrer Obhut sterben: Nichts davon hat bisher dazu geführt,
       eine externe Kontrollstelle einzurichten, die sich dieser strukturellen
       Probleme annimmt.
       
       Die Polizei, dein Freund und Helfer – für mich traf das leider noch nie zu.
       Bereits als Kind und Jugendlicher begannen die negativen Erfahrungen. Mal
       stürmten Beamte in Kampfmontur einen Kinderbauernhof, weil ihnen die
       Transparente dort nicht passten, mal nahmen sie Freunde von mir grundlos
       fest, weil ihnen deren Haarfarbe nicht gefiel, mal wurde ich auf der Wache
       brutal zusammengeschlagen, weil ich in meiner Jugend gerne mit Spraydosen
       hantierte.
       
       Mir ist schon klar, wie die Verteidiger der Staatsmacht argumentieren
       werden, wenn man auf die strukturelle Gewalttätigkeit und den notorischen
       Rassismus in der Polizei hinweist: „Komisch, warum ist mir das noch nie
       passiert?“ Oder: „Selber schuld, wenn sie Gesetze brechen.“ Gerne auch:
       „Aber dann die Polizei rufen, wenn Not am Mann ist.“
       
       Warum diesen Menschen noch nie etwas Vergleichbares passiert ist, kann man
       oft so erklären: Weder kommen sie aus einer sozial schwachen Gegend, die
       bei der Polizei einen schlechten Ruf hat. Noch beteiligen sie sich an
       Demonstrationen. Sie haben keine dunkle Haut oder Haare. Und sie
       widersprechen nicht, wenn sie sehen, wie Polizisten illegal handeln.
       
       ## Regelbewahrer?
       
       Dass man sich nicht beschweren muss, wenn man sich nicht an die Regeln
       hält, ist ein Widerspruch in sich. Denn die Polizei ist ja angeblich dazu
       da, diese Regeln zu bewahren. Einen Jugendlichen grün und blau zu schlagen,
       der Wände mit Farbe anmalt, ist nicht Teil dieses Regelkatalogs.
       
       Dafür muss man normalerweise in Länder fahren, die etwa die Scharia
       anwenden. Komischerweise sind die Verteidiger von solch überhartem Vorgehen
       der Polizei meist die gleichen Menschen, die unbegründet Angst davor haben,
       den islamischen Strafkatalog bald in Deutschland über sich ergehen zu
       lassen. Paradox!
       
       Und ja, natürlich rufe ich die Polizei, wenn ein Einbrecher in meiner
       Wohnung ist. Deswegen darf ich die unzumutbaren Zustände trotzdem
       kritisieren. Wenn komplette Einheiten die Gewalttäter, Rassisten und
       Rechtsbrecher in den eigenen Reihen schützen, dann gilt auch das Argument
       nicht mehr, dass es sich um einzelne schwarze Schafe handeln würde. Die
       Polizei hat längst ein unkontrollierbares Eigenleben entwickelt. Zeit, dass
       endlich richtig kontrolliert wird, wer uns da so kontrolliert.
       
       19 Feb 2019
       
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