# taz.de -- Faire Löhne für Kinomitarbeiter: Heile Welt Berlinale
       
       > Verdi ruft zum Streik für bessere Löhne in Berliner Kinos auf. Am Freitag
       > und Samstag Abend soll bunt und laut protestiert werden.
       
 (IMG) Bild: Gemischtwarenladen namens Berlinale: Ticketschalter vor dem Ansturm
       
       Für Freitag und Samstag, den 8. und 9. Februar, jeweils ab 18.45 Uhr, ruft
       die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi direkt vor dem Berlinale-Palast die
       Beschäftigten der Berliner Kinos zu Protesten „für existenzsichernde Löhne
       in den Kinos“ auf.
       
       In Berlin, so Verdi, arbeiten in 97 Kinos etwa 1.500 Mitarbeiter – und zwar
       zu einem durchschnittlichen Bruttolohn von etwa 1.600 Euro bei einer
       Arbeitszeit von 39 Stunden pro Woche. Das entspricht einem Stundenlohn von
       etwa 9,47 Euro brutto. Nach Berechnungen der Bundesregierung muss aber
       mindestens 12,63 Euro brutto verdienen, wer nicht in Altersarmut landen
       möchte.
       
       Daraus resultiere, dass die meisten Mitarbeiter der Berliner Kinos im Alter
       weiterarbeiten oder zum Jobcenter gehen müssen. „Aus fast allen
       Rentenbescheiden, die ich gesehen habe, geht hervor, dass ein Anspruch auf
       Grundsicherung bestehen wird“, so Jörg Reichel,
       Verdi-Landesgeschäftsführer.
       
       ## Gestiegene Eintrittspreise
       
       Dies sei besonders empörend, so Reichel, weil die Kinobranche trotz des
       schlechten Kinojahrs 2018 auf lange Sicht sowohl deutschlandweit als auch
       in Berlin eine wachsende sei – seit 2007 seien die Umsätze auch wegen der
       gestiegenen Eintrittspreise und des Mehrverkaufs von Getränken und Popcorn
       um insgesamt 30 Prozent gestiegen. In Berlin gehe es den Kinos sogar noch
       besser als anderswo, die Zahl der Lichtspielhäuser sei etwa gleich
       geblieben.
       
       „Die Löhne sind ein Skandal“, so Reichel. „Der rote Teppich auf der
       Berlinale gaukelt eine heile Welt vor.“ Wer in Berlin in der Kinobranche
       arbeite, dem reiche der Lohn oft kaum mehr für die Miete. „Die Belegschaft
       ist müde, und die Bedrohung steht in Berlin ja vor der Tür.“
       
       Verdi erwartet zum Auftakt der „bunten und lauten Proteste“ am Freitag etwa
       100 Teilnehmer, denn anders als in anderen Branchen seien im Kino mit rund
       einem Viertel überdurchschnittlich viele Mitarbeiter gewerkschaftlich
       organisiert.
       
       6 Feb 2019
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Susanne Messmer
       
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