# taz.de -- Kommentar Brexit-Abstimmung: Der Deal ist faktisch tot
       
       > Das britische Unterhaus hat Mays Brexit-Deal abgelehnt. Die Botschaft
       > dahinter ist klar: So nicht! Möglicherweise ist ein harter Ausstieg doch
       > die bessere Lösung.
       
 (IMG) Bild: Es wird eng: In gut zwei Monaten ist der Termin für den EU-Austritt
       
       Es war völlig erwartbar – dennoch ist es ein politisches Erdbeben erster
       Güte. Mit 432 gegen 202 Stimmen hat das britische Unterhaus am
       Dienstagabend [1][den Brexit-Deal abgelehnt], den die britische Regierung
       mit der EU ausgehandelt hat. Das ist mehr als eine Zweidrittelmehrheit
       gegen Theresa May, und das Ausmaß dieser Niederlage liegt am oberen Ende
       der politischen Erwartungsskala.
       
       Der Deal ist jetzt faktisch tot. Und man sollte sich in der EU keine
       Illusionen machen: Das Votum war auch keine Liebeserklärung an die
       Europäische Union. Das Nein der Parlamentarier richtet sich nicht nur gegen
       Theresa May, sondern auch gegen Michel Barnier, Jean-Claude Juncker, Donald
       Tusk und all die anderen. Die Motive für die Entscheidung mögen sehr
       unterschiedlich gewesen sein – manche Abgeordnete wollen einen harten
       Brexit, manche wollen gar keinen, – aber ihre gemeinsame Position ist klar
       und deutlich: So nicht!
       
       Nun ist Theresa May gezwungen, das zu tun, was sie von Anfang an hätte tun
       sollen: einen überparteilichen Konsens anstreben, um das massive Nein zum
       bisherigen Deal in ein massives Ja zu einer neuen Lösung zu verwandeln.
       Gespräche der Regierung mit Labour und den anderen Parteien sind jetzt die
       einzige Möglichkeit, irgendeine Brexit-Position zu erreichen, die im
       Parlament eine Mehrheit finden würde.
       
       Genau das hat May in Reaktion auf ihre Niederlage angekündigt, und damit
       erweist sich die britische Premierministerin wieder einmal als
       Überlebenskünstlerin. Sie dürfte sogar die von Labour umgehend angekündigte
       Vertrauensfrage im Parlament, über die am Mittwochabend abgestimmt werden
       soll, unbeschadet überstehen – und daraus sogar noch gestärkt hervorgehen.
       Die Konservativen werden voraussichtlich geschlossen hinter ihr stehen, um
       sich nicht selbst zu stürzen. Tory-Politiker sind erfahrungsgemäß für jeden
       Blödsinn zu haben, aber politischen Selbstmord begehen sie nicht.
       
       ## Noch zwei Monate und eine Woche
       
       Das einzige Problem: Die Zeit drängt. Es sind noch zwei Monate und eine
       Woche bis zum Brexit – wäre das genug, hätten die vergangenen zwei Jahre
       anders ablaufen können. Die Politiker in London könnten zwar die Frist nach
       hinten verlegen wollen – aber das würde die Unsicherheit vergrößern, und
       weder in Brüssel noch in London gibt es dafür wirklich Sympathien.
       
       Möglicherweise also verlässt Großbritannien die EU am 29. März tatsächlich
       ohne Deal – aber genau in dem Moment, in dem es sich in Sachen [2][Brexit]
       endlich ein wenig zusammengerauft hat. Für das Land wäre das eine gute
       Lösung.
       
       15 Jan 2019
       
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