# taz.de -- Zuschlag für solidarische Baugruppen: Dem Traumhaus näher
       
       > Solidarische Baugruppen haben den Zuschlag für Grundstücke auf dem
       > Dedesdorfer Platz in Bremen-Walle bekommen.
       
 (IMG) Bild: Hohe Baukosten, nicht solidarisch bewirtschaftet: Schloss Neuschwanstein
       
       Bremen taz | Die jahrelange Arbeit war nicht umsonst: Fünf Baugruppen, die
       sich mit einem gemeinsamen Konzept für die Grundstücke auf dem Dedesdorfer
       Platz beworben hatten (taz berichtete), haben den Zuschlag bekommen. „Wir
       freuen uns sehr über das Vertrauen der Stadt ins uns“, sagte Martin Mauritz
       von der Gruppe „Solidarisch Wohnen“.
       
       Es sei immerhin das erste Mal in Bremen, dass die Stadt Grundstücke in
       öffentlichem Besitz an Projekte verkauft, die – bis auf eines – nach dem
       Konzept des Mietshäuser Syndikats bauen wollen. Die Mieter*innen sind dabei
       ihre eigenen Vermieter*innen. Das Freiburger Mietshäuser Syndikat ist als
       Gesellschafter beteiligt und soll Immobilienspekulationen verhindern: Ohne
       seine Zustimmung kann das Haus nicht verkauft werden.
       
       Das Konzept des Syndikats, so die Idee, soll Menschen ohne viel
       Eigenkapital ermöglichen, sich an solchen Bauprojekten zu beteiligen. Das
       Geld aller Mitglieder landet in einem Topf, der den Grundstock bildet, um
       Bankkredite aufnehmen zu können. Bis zu einer bestimmten Summe können sich
       auch Menschen finanziell beteiligen, die nur ihr Geld in einem Wohnprojekt
       anlegen, aber nicht selbst darin wohnen wollen.
       
       Ursprünglich handelte es sich bei den Syndikatsprojekten um bestehende
       Gebäude, die von ihren Mieter*innen übernommen wurden. Die älteren haben
       nach Angaben auf der Syndikats-Homepage teilweise extrem niedrige Mieten
       wie 3,50 Euro kalt pro Quadratmeter.
       
       Wie hoch die Mieten bei den Wohnprojekten auf dem Dedesdorfer Platz genau
       sein werden, hängt von der weiteren Entwicklung der Baukosten und der
       Ausgestaltung der Gebäude ab.
       
       Doch schon jetzt ist klar: Wegen der sehr hohen Grundstückskosten werden
       die Kaltmieten voraussichtlich über zehn Euro pro Quadratmeter betragen.
       Zum Vergleich: Das Mehrgenerationenhaus „Mosaik“ in Huckelriede, das im
       Sommer 2016 fertiggestellt wurde, gibt eine Kaltmiete von neun Euro pro
       Quadratmeter an. Mit einer knappen Million Euro ist das Grundstück auf dem
       Dedesdorfer Platz, auf dem die Gruppe „Solidarisch Wohnen“ mit einem
       weiteren Projekt bauen wird, etwa fünf Mal so teuer wie das von Mosaik.
       
       „Wir wissen mehr, wenn wir die Detailplanung gemacht haben“, sagte Mauritz
       von „Solidarisch Wohnen“, „ob wir beispielsweise einen Keller bauen oder ob
       wir uns das nicht leisten können.“
       
       Noch teurer wird das nächste Grundstück, auf das ausschließlich
       Baugemeinschaften bieten können: Es liegt auf dem ehemaligen Gelände des
       Klinikums Mitte, das als neuer Stadtteil „Neues Hulsberg“ genannt wird.
       Noch im Januar, so hatte es der Sprecher von Bausenator Joachim Lohse der
       taz gesagt, solle das Grundstück an der Friedrich-Karl-Straße öffentlich
       ausgeschrieben werden.
       
       ## Orientierung an den aktuellen Verkehrswerten
       
       Legt man den Grundstückspreis für eine andere Fläche im Neuen Hulsberg
       zugrunde, die im Sommer ausgeschrieben wurde, so wird es mindestens 2,3
       Millionen Euro kosten. Für die weiteren Grundstücke auf dem Gelände, die
       für Baugemeinschaften ausgeschrieben werden, sind noch höhere Preise zu
       erwarten, weil die Stadt zwar an Baugemeinschaften zu Festpreisen vergibt,
       sich in ihren Ausschreibungen dennoch an den aktuellen Verkehrswerten
       orientieren muss.
       
       Und die sind abhängig von der Entwicklung der Grundstückspreise in der
       Nachbarschaft. Aber: Je begehrter eine Lage ist, umso teurer wird sie. Und
       andere Grundstücke, die nicht für Wohnprojekte reserviert sind, werden am
       „Neuen Hulsberg“ zum Höchstgebot verkauft.
       
       Andere Kommunen, wie Verden oder Hamburg, sind deshalb dazu übergegangen,
       Grundstücke nach dem Erbbaurecht zu vergeben. Dabei wird das Grundstück
       nicht verkauft, sondern für mehrere Jahrzehnte verpachtet, was am Ende
       günstiger sein soll. „Das Thema wird auch im Interesse des Bauressorts
       immer stärker im politischen Raum diskutiert“, sagte dazu der Sprecher des
       Bausenators, Jens Tittmann. Aus seiner Sicht müsste das Parlament dafür
       aber erst eine entsprechende Gesetzesänderung beschließen.
       
       8 Jan 2019
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Eiken Bruhn
       
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