# taz.de -- Kommentar USA gegen China: Kampf um die Technologiespitze
       
       > Im US-chinesischen Handelskrieg geht es um weit mehr als Strafzölle.
       > Trump und Xi provozieren einander ohne Rücksicht auf den Rest der Welt.
       
 (IMG) Bild: Ach, wäre der Handelskrieg doch auch so lustig
       
       Es wird in Peking spannend. Im letztens völlig festgefahrenen Handelsstreit
       zwischen China und den USA gibt es erstmals seit Monaten wieder direkte
       Verhandlungen. Eine US-Delegation wird am Montag zu zweitägigen Gesprächen
       erwartet.
       
       Trump wirft den Chinesen angesichts ihrer exorbitanten Exportüberschüsse
       eine unlautere Handelspolitik vor. China subventioniere seine heimische
       Industrie und benachteilige im Gegenzug ausländische Firmen. [1][Am Rande
       des G20-Gipfels] Anfang Dezember in Buenos Aires hatten sich US-Präsident
       Donald Trump und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping jedoch auf einen
       90-tägigen „Waffenstillstand“ geeinigt und die auf Waren im Wert von über
       200 Milliarden Dollar bereits erhobenen Strafzölle ausgesetzt.
       
       Die internationale Wirtschaftswelt, allen voran die deutsche Wirtschaft,
       die inzwischen eng an die der Chinesen gekoppelt ist, atmet auf. Vor ein
       paar Tagen hatten die beiden Staatschefs noch einmal miteinander
       telefoniert.
       
       Anschließend schrieb Trump auf Twitter: „Der Deal geht sehr gut voran.“
       Auch aus Peking kommen positive Signale. „Wir hoffen, dass sich die beiden
       Teams auf halbem Weg treffen, hart arbeiten und einen frühzeitigen
       Abschluss eines Abkommens erreichen“, sagte Xi.
       
       Doch allzu viel Optimismus ist auch weiterhin nicht angebracht. Denn im
       Kern der Sache haben sich beide Seiten nicht einander angenähert: in der
       Frage der technologischen Weltmarktführerschaft.
       
       ## Die USA abhängen
       
       Xi ist ein ehrgeiziger Machtpolitiker und steht im eigenem Land unter
       Erfolgsdruck. Sein Ziel ist nichts Geringeres, als die USA abzuhängen und
       sein Riesenreich in den kommenden sieben Jahren zum technologischen
       Weltmarktführer zu machen. [2][Die Landung einer chinesischen Sonde] auf
       der Rückseite des Mondes am Donnerstag war für Xi ein solches
       Erfolgserlebnis.
       
       Wenn die Chinesen stolz auf ihr Land sind, beklagen sie sich weniger über
       die allein regierenden Kommunisten. Umgekehrt sind Xis chauvinistische
       Töne, zum weltweiten Technologieführer aufsteigen zu wollen, für die
       bisherige Weltmacht USA eine Provokation. Selbst ein gemäßigterer
       US-Präsident würde eine solche Rhetorik nicht akzeptieren. Für einen Donald
       Trump kommt sie einer Kriegserklärung gleich.
       
       Und der ist ein Zocker. Er denkt in Kategorien von Siegern und Verlierern –
       und geht auch gerne das Risiko ein, den freien Welthandel zu ruinieren. Er
       fordert von China nichts Geringeres als die Abkehr von diesem
       industriepolitischen Ansinnen. Trump hat bereits Strafzölle erheben
       lassen, in einem Ausmaß, wie es die Welt seit den dreißiger Jahren nicht
       mehr erlebt hat. Noch mehr könnten folgen.
       
       Dem Exportweltmeister China [3][tun solche Strafzölle] weh. Waren im Wert
       von einer halben Billion Dollar haben die Chinesen noch im vergangenen Jahr
       in die USA eingeführt. Schon häufen sich die Gewinnwarnungen chinesischer
       Unternehmen. Zwar leiden auch [4][US-Unternehmen wie Apple], für die China
       inzwischen der drittwichtigste Markt ist, doch das schert Trump wenig.
       
       ## „Made in China 2025“
       
       Dennoch will die Führung in Peking nicht den Eindruck hinterlassen, sich
       von Trumps Drohgebärden einschüchtern zu lassen. Schon aus innenpolitischen
       Gründen darf Xi keine Schwäche zeigen, es würde seine Macht schmälern. An
       Chinas industriepolitischer Strategie „Made in China 2025“, dem Slogan, der
       den Anspruch auf genau diese technologische Weltmarktführerschaft zum
       Ausdruck bringt, wird er festhalten müssen. Sonst ist es vorbei mit seiner
       Glaubwürdigkeit.
       
       Längst wird in den USA der Handelskrieg als Teil eines neuen Kalten Krieges
       gesehen, mit dem die Supermacht den Aufstieg Chinas in der Welt bremsen und
       dessen Einfluss eindämmen will. Ähnlich ist die Wahrnehmung inzwischen auch
       in Peking. Nach Beilegung des Streits zwischen den beiden größten
       Volkswirtschaften der Welt klingt das nicht. 2019 wird ein turbulentes Jahr
       – für die ganze Welt.
       
       6 Jan 2019
       
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