# taz.de -- Björn Höcke droht ein Strafverfahren: Thüringer AfD-Chef ohne Immunität
       
       > Der rechte Politiker verwendete das Bild der ermordeten Sophia Lösche.
       > Die Familie hatte wegen missbräuchlicher Verwendung Anzeige erstattet.
       
 (IMG) Bild: AfD-Chef Björn Höcke auf einer Pegida-Demo
       
       Dem Vorsitzenden der thüringischen [1][AfD-Landtagsfraktion Björn Höcke]
       droht ein Strafverfahren. Der Justizausschuss des Landtages in Erfurt hat
       in einer vertraulichen Sitzung bereits die Immunität des Abgeordneten
       aufgehoben. Mit der Entscheidung folgt der Ausschuss einem Antrag der
       Staatsanwaltschaft Chemnitz, die gegen Höcke wegen des Vorwurfs der
       missbräuchlichen Verwendung eines Fotos der getöteten Sophia Lösche
       ermittelt.
       
       Im September hatten die Eltern der 28-jährigen Frau eine Anzeige gestellt.
       Seit Monaten wehrt sich die Familie gegen die Instrumentalisierung des
       tragischen Schicksals durch die AfD. Ihre Tochter war im Juni dieses Jahres
       als Tramperin Opfer eines Gewaltverbrechens geworden. Die Behörden nahmen
       einen marokkanischen LKW-Fahrer im August in Untersuchungshaft.
       
       Auf seiner Facebook-Seite hatte Höcke einen Tag nach einem
       [2][Schweigemarsch in Chemnitz am 1. September] ein Foto gepostet, auf dem
       Lösche zu sehen war. Mit dem Marsch wollte die AfD an den Tod von Daniel H.
       erinnern, der am Rande eines Stadtfestes niedergestochen worden war.
       Ermittelt wird gegen drei Männer aus Syrien und dem Irak. An der Spitze des
       Trosses trugen Marschierende Fotografien von Opfern der „Herrschaft des
       Unrechts“ – wie Höcke es ausdrückt. Rechts am Rande seines Posts, der bis
       heute noch online ist, ist ein Bild von Lösche zu sehen.
       
       Das Foto, welches bei dem Marsch in Plakatgröße hochgezogen wurde, hatte
       der Bruder der Getöteten, Andreas Lösche, der Polizei für ihre Ermittlungen
       übergeben. Mit der Verwendung der Aufnahme auf seiner Facebook-Seite hätte
       Höcke das Bild „für die eigene Gesinnung instrumentalisiert“, betonen die
       Eltern. Mit der Aufnahme hätten die Verantwortlichen unterstellt, dass ihre
       Tochter auch Opfer der von der AfD so genannten „Messer-Migration“ geworden
       sei, heißt es in ihrer Anzeige.
       
       ## Rassistische Instrumentalisierung
       
       Andreas Lösche hat gegenüber der Presse schon mehrmals erklärt, dass der
       Umgang der AfD mit dem Mordfall gegen die Überzeugung seiner Schwester
       gewesen wäre. Sie war Juso-Vorsitzende in Bamberg und in der
       Flüchtlingshilfe stark aktiv. Mehrmals hatte sie sich in einem Camp auf der
       griechischen Insel Lesbos um Geflüchtete bemüht.
       
       [3][Schon nach dem Trauermarsch betonte der Bruder]: „Wir lassen nicht zu,
       dass das Andenken an unsere Sophia für ausländerfeindliche Zwecke
       missbraucht wird. Wir stellen uns in ihrem Namen gegen die
       Instrumentalisierung ihrer Person für Hetze, Rassismus und Hass“. Und er
       hob am 4. September hervor: „Sophia ist kein Opfer von irgendeiner
       Einwanderungspolitik – nicht nur weil der Tatverdächtige gar kein in
       Deutschland lebender Immigrant war“.
       
       Ganz gelassen gibt sich Höcke. Er weist die Vorwürfe als „vollkommen
       haltlos“ zurück. Auf seiner Facebook-Seite hätte er bloß eine „öffentliche
       Veranstaltung“ dokumentiert, an der er teilgenommen habe. „Mehr gibt es
       dazu nicht zu sagen“, meint der AfD-Politiker.
       
       14 Dec 2018
       
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