# taz.de -- Kommentar CO2-Grenzwerte für Autos: EU zwingt Autokonzerne zur Zukunft
       
       > Die EU verschärft CO2-Grenzwerte für Pkws. Nun müssen Europas
       > Autokonzerne den Rückstand zur Konkurrenz aus Asien aufholen.
       
 (IMG) Bild: Tanken per Kabel: Elektroauto
       
       BERLIN taz | Positive Überraschungen sind in der Klimapolitik derzeit
       selten. Die Entscheidung der EU, auf Druck des Europäischen Parlaments
       [1][die CO2-Grenzwerte für Pkws bis 2030 stärker zu verschärfen] als bisher
       vorgesehen, macht aber Mut. Zwar reicht auch der neue Grenzwert bei Weitem
       nicht, um die Klimabilanz des Verkehrs so zu verbessern, wie es zur
       Einhaltung der Ziele des Pariser Klimaabkommens nötig wäre. Doch die
       EU-Entscheidung dürfte immerhin die Umstellung der Autoindustrie zu
       emissionsarmen Antrieben stark beschleunigen.
       
       Mit der beschlossenen Absenkung des zulässigen CO2-Ausstoßes um 37,5
       Prozent von 2021 bis 2030 ist endgültig klar, dass alle Hersteller künftig
       auf Elektroautos setzen müssen. Denn allein mit Verbesserungen am
       Verbrennungsmotor ist dieser Wert nicht zu schaffen. Und einfach die
       Strafen für eine Überschreitung der Grenzwerte zu zahlen, wird sich kein
       Hersteller auf Dauer leisten können. Die Elektroautos werden also im
       Massenmarkt ankommen müssen, und zwar schneller als derzeit geplant.
       
       Wenn diese Entwicklung erst einmal Fahrt aufnimmt, dürfte sie sich zudem
       von selbst weiter beschleunigen. Mit den steigenden Produktionszahlen
       sinken die Kosten der Elektroautos, sodass sie finanziell immer
       interessanter werden. Mit der steigenden Verbreitung werden sich die
       Vorteile bei Verbrauch und Wartung immer weiter herumsprechen, die die
       sparsamen Elektrofahrzeuge auch für die VerbraucherInnen zu einem Gewinn
       machen. Sofern der Staat – etwa mit einer CO2-Steuer – endlich die
       richtigen Anreize setzt. Zudem muss sich durch wachsende Nachfrage
       zwangsläufig auch die Lade-Infrastruktur verbessern, die derzeit für
       AutonutzerInnen ohne eigene Garage noch ein echtes Problem darstellen kann,
       das einen Umstieg derzeit verhindert.
       
       Mit ihrer Kritik, dass es bei der Verfügbarkeit von Ladesäulen in vielen
       Ländern noch gewaltige Defizite gibt, hat die Autoindustrie darum völlig
       recht. Hier ist die Politik gefordert, jetzt schnell die Rahmenbedingungen
       zu schaffen, die notwendig sind, um das von ihr festgesetzte Ziel erreichen
       zu können. Davon abgesehen ist das Gejammer der Autolobby über den
       EU-Kompromiss, der an ähnliche Untergangsszenarien bei der Einführung von
       Katalysator und Diesel-Filter erinnert, aber unberechtigt.
       
       Statt sich zu beklagen, sollten [2][VW], Daimler und Co. der europäischen
       Politik dankbar sein. Denn diese zwingt sie, sich endlich auf den Weg in
       die Zukunft zu machen. In vielen Regionen werden Verbrennungsmotoren in
       absehbarer Zeit verboten oder Quoten für Null-Emissionsfahrzeuge eingeführt
       – etwa im Wachstumsmarkt China. Wenn die Europäer auf Druck der EU nun
       endlich den Rückstand zu ihrer asiatischen Konkurrenz aufholen müssen,
       trägt das darum nicht zu ihrem Untergang bei, wie die Branche klagt.
       Sondern es sichert ihre Zukunftsfähigkeit.
       
       18 Dec 2018
       
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