# taz.de -- Olympische Spiele 2026: Calgary sagt Nein zu Olympia
       
       > In der kanadischen Metropole fand ein Referendum zur Ausrichtung der
       > Olympischen Winterspiele 2026 statt. Die Mehrheit ist gegen eine
       > Bewerbung.
       
 (IMG) Bild: In 2018 fanden die Winterspiele auch in Pyeongchang statt. Nach Calgary kommen sie 2026 nicht
       
       Vancouver taz | Die Kanadier sind bekanntlich begeisterte Wintersportler.
       Ob Skifahren, Curling, Eishockey oder Eiskunstlauf: Im Ahornland steht der
       Freizeitspaß auf Eis und Schnee gemeinhin hoch im Kurs. Ganz besonders gilt
       das auch für Calgary. [1][1988 richtete die Metropole am Fuße der Rocky
       Mountains] die 15. Olympischen Winterspiele aus und viele Bewohner waren
       stolz, die Welt bei sich zu Gast zu haben.
       
       Dreißig Jahre später ist von der Begeisterung von einst nicht viel
       geblieben. Am Dienstag waren die Bürger von Calgary aufgerufen, in einem
       Referendum über eine abermalige Olympiabewerbung ihrer Stadt zu
       entscheiden. 2026 sollte Calgary nach dem Willen von Bürgermeister Naheed
       Nenshi, der kanadischen Regierung und dem nationalen Olympiaverband wieder
       Gastgeber der Winterspiele sein.
       
       Doch dazu wird es nicht kommen. Bei der Abstimmung votierten laut
       vorläufigem Ergebnis nur 43,6 Prozent für eine Bewerbung, 56,4 Prozent
       waren dagegen. Auch wenn das Ergebnis rechtlich nicht bindend ist, steht
       die Bewerbung Calgarys damit vor dem Aus. „Die Bürger haben gesprochen und
       sie haben klar gesprochen“, sagte Nenshi. Er rechne damit, dass die
       Bewerbung nun zurückgezogen werde.
       
       An dem Referendum hatten sich rund 300.000 Bürgerinnen und Bürger
       beteiligt. Das entspricht einer Wahlbeteiligung von knapp 40 Prozent. Für
       kanadische Verhältnisse gilt das als hoch, besonders für eine
       unverbindliche Abstimmung. Die Regierung der kanadischen Provinz Alberta
       hatte ihre finanzielle Unterstützung für die Spiele von einem positiven
       Ausgang der Abstimmung abhängig gemacht.
       
       ## Öl-Hauptstadt in der Krise
       
       Vorausgegangen war der Abstimmung eine monatelange Debatte, die große Teile
       der Bevölkerung Calgarys gespalten hatte. Die Kritiker der Bewerbung hatten
       die hohen Kosten beklagt und auf die ökonomischen Schwierigkeiten der Stadt
       verwiesen. Calgary gilt als die Öl-Hauptstadt Kanadas und steckt angesichts
       sinkender Rohölpreise seit geraumer Zeit in der Krise. Viele Bürogebäude
       stehen leer.
       
       Die Befürworter dagegen hatten sich eine wirtschaftliche Sogwirkung und
       viel Aufmerksamkeit durch die Spiele erhofft. Sie hatten argumentiert, die
       Bewerbung bringe zusätzliches Kapital in die Stadt und der Großteil der
       Infrastruktur sei bereits vorhanden. Tatsächlich wollten die Planer
       Wettkampfstätten aus dem Jahre 1988 wiederverwenden, nur wenige sollten
       komplett neu gebaut werden.
       
       Die Gesamtkosten der Spiele waren auf rund 5,2 Milliarden Dollar angesetzt
       gewesen (3,5 Milliarden Euro). Das entspricht nur etwa einem Drittel der
       Kosten der letzten Spiele in Südkorea. Kritiker hatten die Zahlen
       allerdings für beschönigt und unrealistisch gehalten. Die letzten
       Winterspiele in Kanada, die im Jahre 2010 in Vancouver stattgefunden
       hatten, waren mit 7,7 Milliarden Dollar zu Buche geschlagen.
       
       Das Votum der Bürger von Calgary gilt in Kanada auch als eine [2][Ohrfeige
       für das Internationale Olympische Komitee.] Viele Kanadier werfen dem IOC
       Korruption und Verschwendung vor. Nach dem Nein aus Calgary bleiben für die
       Winterspiele 2026 nur noch zwei Bewerber übrig: Mailand in Italien und
       Stockholm in Schweden. Über diese Bewerbungen will das IOC nun im Juni 2019
       entscheiden.
       
       [3][Allerdings gelten auch die beiden verbliebenen Bewerbungen als
       problematisch.] Stockholms neuer Stadtrat hat sich bereits gegen die
       Olympia-Kampagne ausgesprochen. Mailand, das zusammen mit Cortina d’Ampezzo
       antritt, fehlt noch staatliche Unterstützung seitens der italienischen
       Regierung. Gut möglich, dass das IOC nach dem Nein der Kanadier am Ende
       ganz mit leeren Händen dasteht.
       
       14 Nov 2018
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Olympische-Winterspiele/!5149177
 (DIR) [2] /Kolumne-Pressschlag/!5342604
 (DIR) [3] /Klimawandel-bedroht-Winterspiele/!5484654
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jörg Michel
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
 (DIR) Kanada
 (DIR) IOC
 (DIR) Winterspiele
 (DIR) Olympia 1936
 (DIR) Olympia 1936
 (DIR) Eishockey
 (DIR) IOC
 (DIR) Argentinien
 (DIR) Ruhrgebiet
 (DIR) Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Olympische Winterspiele in Italien: Fünf Sterne stehen als Verlierer da
       
       Italien holt sich die Winterspiele 2026. Die Regierungspartei Lega rastet
       aus vor Freude, die Koalitionspartnerin Fünf Sterne dagegen eher weniger.
       
 (DIR) Olympia 2036 in Berlin?: Innensenator korrigiert seinen Fehler
       
       Andreas Geisel denkt laut über eine mögliche Olympia-Bewerbung der
       Hauptstadt nach und rudert dann zurück. So ein Hickhack. En
       Wochenkommentar.
       
 (DIR) Kommentar Sommerspiele 2036 in Berlin: Und ewig grüßt das Olympia-Tier
       
       Sportsenator Andreas Geisel (SPD) will die Spiele 2036 nach Berlin holen –
       mit Hilfe der ganzen „Nation“. Warum? Damit die Stadt mehr U-Bahn bekommt.
       
 (DIR) Eishockey in Kanada: Kultur des Missbrauchs
       
       In Kanada sorgen Offenbarungen des früheren Eishockeyprofis Daniel Carcillo
       für Aufsehen. Er schildert entwürdigende Aufnahmerituale.
       
 (DIR) Kommentar Olympische Winterspiele: Olympia braucht neue Ideen
       
       Das Abstimmungsergebnis in Calgary war schon die neunte Absage in Folge. Es
       wird immer schwieriger, einen Austragungsort für die Spiele zu finden.
       
 (DIR) Olympische Jugendspiele in Buenos Aires: Die wollten nur Spiele
       
       Den Zuschlag für Jugend-Olympia gab es für ein soziales Konzept. Davon ist
       nichts mehr zu erkennen. Nun will Argentinien das ganz große Spektakel.
       
 (DIR) Kolumne Pressschlag: Olympiavirus im Rhein-Ruhrgebiet
       
       In NRW fantasiert man von profitablen, sozialen und ökologischen
       Sommerspielen 2032. Die Fakten der Geschichte zeugen vom Gegenteil.
       
 (DIR) Berliner Wochenkommentar II: Keine Lust auf Sommermärchen
       
       Auch wenn Regierende Bürgermeister und Exkanzler das nicht glauben wollen:
       Die BerlinerInnen träumen nicht von Olympia in ihrer Stadt.