# taz.de -- Angriff auf Konsulat in Pakistan: Anschlag auf die Seidenstraße
       
       > Separatisten haben ein Konsulat Chinas in Pakistan angegriffen.
       > Hintergrund ist die wirtschaftliche Zusammenarbeit der beiden Staaten.
       
 (IMG) Bild: Karatschi am Freitag: Der Anschlag war nicht der erste auf Chinesen in Pakistan
       
       Neu-Delhi taz | Bei einem Selbstmordanschlag auf das chinesische Konsulat
       in der pakistanischen Hafenstadt Karatschi sind am Freitag fünf Menschen
       ums Leben gekommen. Am Freitagmorgen hatten drei Bewaffnete der
       Separatistengruppe „Befreiungsarmee Belutschistans“ (BLA) die diplomatische
       Vertretung gestürmt. In dem folgenden Feuergefecht mit der pakistanischen
       Polizei wurden alle drei Angreifer sowie zwei Polizisten getötet. Ein
       Wachmann des Konsulats wurde verletzt.
       
       China beute Pakistans Ressourcen aus, sagte ein Sprecher der BLA, Jiand
       Baloch, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Die BLA betrachtet China
       als „Unterdrücker“ an der Seite der pakistanischen Armee.
       
       Pakistans Regierungschef Imran Khan bezeichnete den Angriff als Teil einer
       „Verschwörung“ gegen die wirtschaftliche und strategische Zusammenarbeit
       zwischen Peking und Islamabad. Damit spielte Khan auf eine vermeintliche
       Unterstützung Indiens für die Separatisten an.
       
       China ist in den vergangenen Jahren zum wichtigsten Verbündeten Pakistans
       geworden, da die USA das Land zunehmend unter Druck setzen. Washington
       wirft Islamabad vor, den Krieg in Afghanistan anzuheizen, indem es den
       radikal-islamischen Taliban Unterschlupf gewährt. China auf der anderen
       Seite ist seit Jahren Pakistans größter Auslandsinvestor.
       
       Der „Chinesisch-pakistanische Wirtschaftskorridor“ ist einer der
       wichtigsten Bausteine in der als „neue Seidenstraße“ bekannten „Belt and
       Road“-Initiative, die durch massive Investitionen in die Infrastruktur
       China, Zentralasien und Europa verbinden soll. Mit Investitionen von 13,1
       Milliarden US-Dollar will China Pakistan fest in der Wertschöpfungskette
       der chinesischen Wirtschaft verankern.
       
       Der Wirtschaftskorridor, der die chinesische Provinz Xinjiang mit dem Hafen
       Gwadar bei Karatschi verbindet, führt in weiten Teilen durch Belutschistan,
       das eine lange Geschichte des Separatismus hat. Die Region gehört
       administrativ zu drei Ländern, neben Pakistan sind dies Afghanistan und
       Iran. Der pakistanische Teil ist rohstoffreich (vor allem Öl und Gas).
       
       Belutschische Nationalisten werfen der Regierung in Islamabad seit
       Jahrzehnten vor, den Reichtum der Provinz auszubeuten. Dies und das oft
       brutale Vorgehen der pakistanischen Armee in Belutschistan sind der
       Nährboden für verschiedene Separatistengruppen. Seit dem Start des
       Wirtschaftskorridors greift die BLA verstärkt chinesische Projekte in
       Belutschistan an.
       
       Im Mai wurde in Karatschi auf zwei Chinesen geschossen, einer der Männer
       starb. Im August hatte ein Selbstmordattentäter einen Bus mit chinesischen
       Arbeitern in Südwest-Belutschistan angegriffen und fünf Menschen verletzt.
       
       Amir Rana, Geschäftsführer der unabhängigen Denkfabrik „Pakistan Institute
       for Peace Studies“ in Islamabad bezeichnete den Anschlag auf das
       chinesische Konsulat am Freitag als „Eskalation“ der Gewalt durch
       belutschische Separatisten. „Ich sehe aber nicht, dass dies Auswirkungen
       auf die chinesischen Projekte in Pakistan haben wird“, sagte Rana.
       
       23 Nov 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Britta Petersen
       
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