# taz.de -- Debatte um heimliche Stallvideos: Behördenversagen gefilmt
       
       > Die FDP Niedersachsen will Vereinen die Gemeinnützigkeit entziehen, wenn
       > sie heimlich in Ställen filmen. Veterinäre nutzen das Material gern.
       
 (IMG) Bild: In der Realität oft mit großem Tierleid verbunden: Schlachtung
       
       Hannover taz | Es ist ganz still im Saal, als Friedrich Mülln vom
       Tierrechtsverein Soko Tierschutz ein Video abspielt. Es ist eine
       Zusammenstellung von Szenen, die Tierschützer heimlich in Ställen und
       Schlachthöfen aufgenommen haben. Auch die Bilder, auf denen
       [1][Schlachthofmitarbeiter in Bad Iburg] schwache Kühe an Ketten aus einem
       Transporter ziehen, sind dabei. „Bei jedem dieser Fälle kam raus, dass es
       eine lange Vorgeschichte gab“, sagt Mülln, auf dessen Pulli „Tierquäler
       können sich nicht verstecken“ steht.
       
       Es meldeten sich Informanten aus der Branche, um auf Missstände aufmerksam
       zu machen. Oft hätten die Whistleblower vorher auch schon die Behörden
       informiert, doch es sei nichts geschehen, sagt Mülln. Es gebe ein
       „unfassbares Behörden- und Kontrollversagen“.
       
       Der Tierrechtler berichtet darüber im niedersächsischen Agrarausschuss.
       Die FDP hat beantragt, Vereinen die Gemeinnützigkeit zu entziehen, wenn sie
       gegen geltende Strafgesetze verstoßen oder dazu aufrufen. Gemeint sind
       damit heimliche Aufnahmen in landwirtschaftlichen Betrieben. Unterstützt
       wird die FDP darin von der CDU und dem Landvolk.
       
       Für Veterinäre können die Videoaufnahmen auch hilfreich sein. Christine
       Bothmann vom Bundesverband der beamteten Tierärzte vergleicht das mit dem
       Ankauf von Steuer-CDs: „Ich finde dieses Filmmaterial ganz wichtig.“ Es sei
       ein „riesiger Denkanstoß“. Tierärzte bekämen ohne hinreichenden Verdacht
       keinen Durchsuchungsbeschluss oder dürften keine Kameras aufhängen. „Uns
       sind sehr enge Grenzen gesetzt.“ Darüber müsse man nachdenken, sagt
       Bothmann.
       
       Dennoch mahnt sie, dass auch die Grundrechte von Tierquälern geachtet
       werden müssten. Zu den Vorfällen, bei denen Veterinäre weggeschaut haben,
       sagt sie: „Keine Berufsgruppe ist frei von Fehlern.“
       
       7 Nov 2018
       
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