# taz.de -- Wahlen in den USA: Nur eine halbe blaue Welle
       
       > Bei den Midterm Elections erlangen die Demokraten die Mehrheit im
       > Repräsentantenhaus. Im Senat verlieren sie aber Sitze an die
       > Republikaner.
       
 (IMG) Bild: In der zweiten Hälfte seiner Amtszeit wird es für US-Präident Trump sehr viel ungemütlicher
       
       BERLIN taz | Die US-Republikaner haben bei den Zwischenwahlen die Kontrolle
       über das Repräsentantenhaus verloren, ihre Mehrheit im Senat aber ausbauen
       können. Die Demokraten erreichten am frühen Mittwochmorgen die
       erforderliche Mehrheit von mindestens 218 der 435 Sitze. Im Senat hingegen
       haben die Demokraten mindestens drei Sitze an die Republikaner verloren, in
       Nevada allerdings einen Sitz neu erobern können. Es ist denkbar, dass die
       Republikaner am Ende der Auszählungen ihre Mehrheit von bislang 51:49
       Stimmen auf 55:45 ausbauen.
       
       Bei den gleichzeitig abgehaltenen Gouverneurswahlen in 36 Bundesstaaten und
       drei US-Territorien haben die Demokraten den Republikanern bislang
       mindestens sechs Staaten abjagen können: Kansas, New Mexico, Illinois,
       Maine, Michigan und Wisconsin werden zukünftig von Demokraten regiert
       werden.
       
       Allerdings [1][scheinen auch manche demokratische Hoffnungen enttäuscht zu
       werden]. Der viel beachtete Wahlkampf in Georgia zwischen der Demokratin
       Stacey Abrams und ihrem republikanischen Konkurrenten Brian Kemp war
       zunächst noch nicht entschieden – allerdings hatte Kemp nach Auszählung von
       100 Prozent der Stimmen einen deutlichen Vorsprung von 50,7 gegenüber 48,4
       Prozent. Abrams' Hoffnung, die erste Schwarze Gouverneurin der USA zu
       werden, wird sich wohl nicht erfüllen.
       
       Auch in Florida, wo der Demokrat Andrew Gillum alles daran setzte, als
       erster Schwarzer Kandidat zum Gouverneur gewählt zu werden, konnte sich
       sein Konkurrent von den Republikanern durchsetzen.
       
       ## Enges Rennen um Gouverneursposten
       
       In Wisconsin wurde bis zur letzten Stimme um die Frage gebangt, wer der
       nächste Gouverneur wird. Der republikanische Amtsinhaber Scott Walker,
       einer der berüchtigsten Gewerkschaftsfeinde, der sich durch die Abschaffung
       von Arbeitnehmerrechten im öffentlichen Dienst einen Namen gemacht hat,
       verlor am Ende denkbar mit 48.6 gegen 49,4 Prozent gegen seinen
       demokratischen Herausforderer Tony Evers – lediglich 31.000 Stimmen
       trennten die beiden.
       
       Ähnlich eng ist die Wahl um den Senatssitz in Florida. Hier trat der
       bisherige republikanische Gouverneur Rick Scott gegen den demokratischen
       Amtsinhaber Bill Nelson an. Nach Auszählung von 100 Prozent der Stimmen
       liegt Scott mit 50,2 vor Nelson mit 49,8 Prozent, ein Vorsprung von nicht
       einmal 40.000 Stimmen.
       
       In Texas lag nach Auszählung von 98 Prozent der Stimmen der ehemalige
       republikanische Präsidentschaftskandidat Ted Cruz mit 50,9 Prozent knapp,
       aber dennoch uneinholbar vor seinem demokratischen Herausforderer Beto
       O'Rourke mit 48,3 Prozent – Cruz verteidigt damit seinen Senatssitz.
       
       ## Trump spricht von „großartigem Erfolg“
       
       „Großartiger Erfolg heute Nacht. Vielen Dank euch allen!“ twitterte
       US-Präsident Donald Trump gegen 23 Uhr Washingtoner Zeit. Für ihn
       allerdings wird das politische Leben zukünftig schwieriger: Mit dem
       Repräsentantenhaus verliert seine Republikanische Partei eine von zwei
       Kammern des Parlaments – ein Durchregieren wie bislang ist damit für ihn
       nicht mehr möglich. Zudem können die Demokraten Untersuchungsausschüsse
       einsetzen und Auskünfte verlangen, etwa über Trumps Steuerzahlungen.
       
       Eine allgemeine „Blue Wave“, eine nach der Parteifarbe der Demokraten
       benannte „blaue Welle“, bedeuten diese Midterm Elections nicht. Ein Dämpfer
       für Donald Trump sind sie schon. Und einige der neuen jungen Abgeordneten
       des linken Flügels der Demokratischen Partei, wie etwa Alexandra
       Ocasio-Cortez, die ihren Wahlkreis in New York City klar gewann, werden
       auch innerhalb ihrer Fraktion für Unruhe sorgen. Ob die bisherige
       Fraktionschefin Nancy Pelosi auch zur Sprecherin des Repräsentantenhauses
       gewählt wird, war zunächst eine offene Frage.
       
       7 Nov 2018
       
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 (DIR) Bernd Pickert
       
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