# taz.de -- Mordfall Jamal Khashoggi: Todes-„Faustkampf“ mit 18 Gegnern?
       
       > Saudi-Arabien räumt endlich ein: Der regierungskritische Journalist Jamal
       > Khashoggi wurde in Istanbul getötet. 18 Verdächtige seien in Gewahrsam.
       
 (IMG) Bild: Fahne Saudi-Arabiens in Istanbul
       
       Dubai ap | Saudi-Arabien hat die Tötung des seit mehr als zwei Wochen
       [1][vermissten Journalisten Jamal Khashoggi] eingeräumt. Er sei im
       saudi-arabischen Konsulat in Istanbul mit Verdächtigen in einen Streit
       geraten, der in einen „Faustkampf“ ausgeartet sei, meldete die amtliche
       Nachrichtenagentur SPA und das Staatsfernsehen unter Berufung auf
       Staatsanwälte in der Nacht zum Samstag.
       
       Die Prügelei habe zum Tod Khashoggis und Versuchen der Personen geführt,
       das Geschehene zu verbergen. 18 saudi-arabische Verdächtige seien in
       Gewahrsam genommen worden. Wie all diese Personen in die angebliche
       Auseinandersetzung verwickelt sein konnten, war indes zunächst ebenso
       unklar wie der Verbleib von Khashoggis Leiche.
       
       Die Staatsmedien gaben auch die Entlassung von vier ranghohen
       Geheimdienstlern an, darunter Generalmajor Ahmed bin Hassan Assiri, ein
       Vertrauter von Kronprinz Mohammed bin Salman. Zugleich werteten Beobachter
       die Erklärung als Versuch, den Thronanwärter selbst aus der Sache
       herauszuhalten. König Salman habe seinen Sohn zum Leiter eines Gremiums
       ernannt, das die Geheimdienste des Königreichs als Konsequenz aus dem Fall
       Khashoggi umstrukturieren solle, hieß es weiter.
       
       Khashoggi hatte sich in Kolumnen der Zeitung Washington Post kritisch
       [2][über den politischen Aufstieg des Kronprinzen geäußert]. Der Journalist
       war zuletzt lebend gesehen worden, als er am 2. Oktober das Konsulat in
       Istanbul betrat. Dort hatte er Dokumente für eine geplante Hochzeit mit
       seiner türkischen Verlobten abholen wollen. Türkischen Medienberichten
       zufolge wurde er von Agenten mit Verbindungen zum saudi-arabischen
       Kronprinz Mohammed getötet und dessen Leiche daraufhin zerstückelt.
       
       Die regierungsnahe türkische Zeitung Yeni Safak hatte erst am Mittwoch
       gemeldet, es existiere [3][eine Audioaufnahme von der Ermordung
       Khashoggis]. Danach habe das saudi-arabische Kommando den Journalisten
       überrumpelt, als er das Konsulat betreten habe. Erst seien ihm die Finger
       abgeschnitten worden, später sei er enthauptet worden.
       
       ## Wo ist die Leiche?
       
       Türkische Ermittler äußerten die Vermutung, dass die Leiche des vermissten
       Journalisten Jamal Khashoggi aus dem Konsulat geschafft wurde. Aus ihren
       Kreisen verlautete am Freitag, die sterblichen Überreste Khashoggis seien
       entweder in einen Wald nördlich von Istanbul oder die Stadt Yalova gebracht
       worden. Zuvor hatten türkische Ermittler das saudi-arabische Konsulat und
       die nahe Residenz des Generalkonsuls durchsucht sowie Personal befragt.
       
       Riad hatte Berichte über eine saudi-arabische Verwicklung sowie eine Tötung
       Khashoggis als haltlos zurückgewiesen, bis zuletzt aber keine Erklärung für
       dessen Verschwinden geliefert.
       
       In der nun von saudi-arabischen Staatsmedien verbreiteten Darstellung hieß
       es, die Verdächtigen seien nach Istanbul gereist, um „sich mit dem Bürger
       Jamal Khashoggi zu treffen“, da es Hinweise auf dessen mögliche Rückkehr
       ins Land gegeben habe. Im Konsulat „liefen Gespräche mit ihm nicht wie
       verlangt ab und entwickelten sich auf eine negative Weise, die zu einem
       Faustkampf geführt“ habe. Das Königreich drücke sein tiefes Bedauern über
       den Tod Khashoggis aus.
       
       ## Trump reagiert verhalten
       
       Dass Riad nun einlenkte, führten Beobachter auf den wachsenden
       internationalen Druck zurück. Nachdem US-Präsident Donald Trump das
       Königreich zunächst in Schutz genommen hatte, ging auch er zuletzt auf
       Distanz. Er drohte Saudi-Arabien am Donnerstag mit „sehr ernsthaften“
       Konsequenzen, sollte dessen Verwicklung in den mutmaßlichen Mord belegt
       werden.
       
       Auf die Nachricht aus Saudi-Arabien reagierte Trump indes verhalten.
       Zunächst wolle er mit dem Kronprinz sprechen, ehe er nächste Schritte
       ergreife, sagte Trump am Freitag am Luftwaffenstützpunkt Luke im Staat
       Arizona, wo er eine Kundgebung abhielt. Die Tötung Khashoggis nannte er
       „inakzeptabel“ und ein „furchtbares Ereignis“, das nicht „unbemerkt“
       geblieben sei. Dass Riad Festnahmen verkündet habe, sei ein „guter erster
       Schritt“ und wichtig gewesen, ergänzte Trump.
       
       Über den Umfang einer US-Reaktion wolle er sich mit dem Kongress abstimmen.
       Ihm schwebe „eine Form von Sanktion“ vor. Doch würde er es vorziehen, wenn
       amerikanische Unternehmen und Jobs nicht unter einer milliardenschweren
       Kürzung von Waffendeals mit dem Königreich leiden müssten. Auf die Frage,
       ob er Saudi-Arabiens Erklärung zum Tod Khashoggis für glaubwürdig halte,
       sagte der Präsident: „Das tue ich.“ Doch sein ihm nahestehender
       Parteikollege Lindsey Graham machte aus seinen Zweifeln an Riads
       Darstellung keinen Hehl: „Zu sagen, dass ich der neuen saudi-arabischen
       Erzählung über Herrn Khashoggi skeptisch gegenüberstehe, wäre eine
       Untertreibung“, twitterte der Senator.
       
       20 Oct 2018
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Grausame-Details-im-Fall-Khashoggi/!5540765
 (DIR) [2] /Verschwundener-Journalist/!5544084
 (DIR) [3] /Verschwundener-Kolumnist-Khashoggi/!5540412
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Jamal Khashoggi
 (DIR) Saudi-Arabien
 (DIR) Mohammed bin Salman
 (DIR) Mohammed bin Salman
 (DIR) Jamal Khashoggi
 (DIR) Jamal Khashoggi
 (DIR) Saudi-Arabien
 (DIR) Jamal Khashoggi
 (DIR) Saudi-Arabien
 (DIR) Jamal Khashoggi
 (DIR) Jamal Khashoggi
 (DIR) Jamal Khashoggi
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Mohammed bin Salman in Washington: Zynische Realpolitik
       
       Trump und der saudische Kronprinz: Milliarden verbinden, da ist ein Mord
       egal – denn die Golfmonarchie wird inzwischen wieder gebraucht.
       
 (DIR) Siemens-Chef sagt Saudi-Arabien ab: Investorenkonferenz ohne Kaeser
       
       Nach starkem öffentlichen Druck verzichtet der Siemensvorstand auf den
       Besuch in Riad. Hintergrund ist Fall des getöteten Journalisten Jamal
       Khashoggi.
       
 (DIR) Saudi-Arabien nach Tod Jamal Khashoggis: Diskussion um Waffenexporte
       
       Die Bundesregierung stellt künftige Exporte infrage, den Grünen geht das
       nicht weit genug. Das saudische Königshaus telefoniert derweil mit
       Hinterbliebenen.
       
 (DIR) Kommentar Saudi-Arabien und Khashoggi: Der falsche Verbündete
       
       Saudi-Arabien ist eine Diktatur, die jeden Widerspruch ausmerzt und nicht
       mal vor Mord zurückschreckt. Deshalb ist ein „Weiter so!“ undenkbar.
       
 (DIR) Trump zu Tötung von Jamal Khashoggi: Auffällige Zurückhaltung
       
       Für den US-Präsidenten geht es nicht nur um lukrative Waffengeschäfte mit
       Riad. Die USA sind derzeit auf saudisches Öl angewiesen.
       
 (DIR) Khashoggi-Tötung durch Saudi-Arabien: Zweifel an Rüstungsexporten
       
       Die Bundsregierung hält saudische Erklärungen für nicht ausreichend.
       Außenminister Heiko Maas sieht die Genehmigung weiterer Waffenlieferungen
       kritisch.
       
 (DIR) Gastkommentar Fall Khashoggi: Saudische Diplomaten ausweisen
       
       Der Westen muss auf das Verschwinden des saudischen Regimekritikers
       Khashoggi entschlossen reagieren. Die Sicherheit in Nato-Staaten hat
       Vorrang.
       
 (DIR) Verschwundener Journalist: Khashoggis letzter Text
       
       Die „Washington Post“ veröffentlicht den wohl letzten Artikel des
       saudischen Journalisten Khashoggi. Darin macht er sich für Pressefreiheit
       stark.
       
 (DIR) Grausame Details im Fall Khashoggi: Für Washingtons Darling wird es eng
       
       Im Fall des verschwundenen Journalisten verdichten sich die Hinweise auf
       einen Auftragsmord. Der Druck auf Saudi-Arabiens Kronprinz wächst.