# taz.de -- „Lonely-Planet“-Tipps für Berlin-Touristen: Labbrige Billigwürste
       
       > Ein neuer Reiseführer aus dem „Lonely Planet“-Verlag empfiehlt Wurst vom
       > Umhängegrill als ultimatives Gastro-Erlebnis in Berlin. Was sagt uns das?
       
 (IMG) Bild: Populär bei Berlin-Touristen: Wurst mit Soße
       
       Manche haben ja regelrecht Angst, dass ihre Lieblingskneipe irgendwann in
       der Touristen-Bibel schlechthin auftaucht: dem „Lonely Planet“. Der „Lonely
       Planet“, das sind diese in dunkelblau gehaltenen Reiseführer, die mal als
       Nachschlagewerke für finanzschwache Interrail-Traveller gestartet sind, die
       so ein bisschen alternativ drauf waren – was immer das heißt.
       
       Das Feindbild des Wanderers am Horizont seines einsamen Planeten waren
       jedenfalls der Pauschaltourist und die Bettenburg auf Mallorca. Das
       „Loneley-Planet“-Versprechen geht demzufolge so: Mit uns bist du (klar duzt
       man sich!) immer einen klitzekleinen Steinwurf weg vom Mainstream. Mit uns
       latscht du in deinen Birkenstocksandalen da, wo die anderen Touristen nicht
       herumtrampeln!
       
       Hm. Schaut man sich das neueste Werk aus dem Hause „Lonely Planet“ an, das
       sich mit Berlin befasst, muss man sagen: Die Sorge, dass einem
       Touristenhorden womöglich bald die unaufgeregte Kneipe an der Ecke oder den
       sympathischen Falafel-Laden nebenan madig machen, ist äußerst gering.
       „Ultimative Foodie-Ziele. Die Top 500 Spezialitäten weltweit und wo man sie
       isst“, heißt da ein neuer Reiseführer (ja, auch der Interrailer von einst
       hat inzwischen einen Job und mag es lieber satt und gemütlich. Er war sogar
       mit den Kindern auf Mallorca wandern, an so einem „Geheimtipp“-Strand, den
       er aus dem „Lonely Planet“ hatte – so wie die anderen Wanderer dort leider
       auch).
       
       Der Restaurantführer empfiehlt nun jedenfalls in Berlin – eine Currywurst
       zu essen. Und zwar ausgerechnet bei Konnopke, dieser Bude unter der
       Hochbahn an der Eberswalder Straße in Prenzlauer Berg, oder am Mehringdamm
       in Kreuzberg, bei Curry 36. Wahnsinn, echt. Die Quellen der
       „Lonely-Planet“-AutorInnen möchte man haben! Konnopke und Curry 36 sind
       wohl die ersten Adressen, die jedem auch ohne Recherche einfallen.
       
       Aber dann: Auch bei einem der Grillwalker soll man zugreifen. Das ist dann
       allerdings schon wieder echt ein bisschen wild: Dem Bratwurstmann vorm
       Elektronikfachmarkt eine seiner labbrigen Billigwürste vom Umhänge-Grill
       abkaufen! Das trauen sich selbst viele Einheimische nicht.
       
       Was sagt uns das? Dass die von „Lonely Planet“ nicht recherchieren können?
       Ein netter Gedanke wäre ja: Diese Stadt gehört vielleicht doch noch nicht
       ganz den Rollkoffern, mögen die Kastanienallee und die Bergmannstraße auch
       verloren sein. In jedem Fall sollte man sich künftig besser nicht zu viel
       auf das Café mit den tollen Croissants einbilden, das „Lonely Planet“ einem
       für den Paris-Trip empfiehlt.
       
       30 Oct 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anna Klöpper
       
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