# taz.de -- Nach Kritik an #Unteilbar-Aufruf: Wagenknecht fühlt sich gemobbt
       
       > Einige Linke machen Sahra Wagenknecht für das maue Abschneiden in Bayern
       > verantwortlich. Sie selbst fürchtet eine Kampagne gegen sich.
       
 (IMG) Bild: Sieht sich wegen ihrer Kritik an der Unteilbar-Demo einer Kampagne ausgesetzt: Sahra Wagenknecht
       
       Berlin taz | Die kritischen Äußerungen Sahra Wagenknechts zur
       [1][„Unteilbar“-Demonstration gegen Rassismus] am Wochenende beschäftigten
       die Linksfraktion auch in dieser Woche. Das Thema wird höchstwahrscheinlich
       in der Fraktionssitzung am Dienstag aufgerufen. „Wir werden und wir müssen
       darüber reden“, sagt der Abgeordnete Niema Movassat der taz.
       
       Unter dem Tagesordnungspunkt „Aktuelles“ werden die Abgeordneten unter
       anderem auch über die Bayern-Wahl reden, bei der die Linke [2][mit 3,2
       Prozent] den Einzug in den Landtag klar verpasst hat. Movassat sieht einen
       Zusammenhang zwischen dem mauen Abschneiden am Sonntag und der
       Distanzierung Wagenknechts von „Unteilbar“ am Sonnabend. „Im Vorfeld der
       Bayern-Wahl war das sicherlich nicht hilfreich“, meint Movassat.
       
       Wagenknecht hatte vergangene Woche Dienstag auf einer von der Fraktion
       bezahlten Podiumsdiskussion gesagt, sie halte es zwar für richtig, wenn
       viele Menschen gegen Rechts auf die Straße gingen. Sie sehe aber in der
       Tendenz, dass die Position „Offene Grenzen für alle“ [3][als die
       bestimmende dargestellte werde]. Die von ihr gegründete
       [4][Sammlungsbewegung „Aufstehen“] werde sich formal nicht beteiligen.
       
       Die Linksfraktion, die Wagenknecht gemeinsam mit Dietmar Bartsch führt, war
       allerdings auf der Demo nicht nur vertreten, sondern hatte sogar einen
       Beschluss gefasst, die Demonstration offiziell zu unterstützen. Der
       außenpolitische Sprecher der Fraktion, Stefan Liebich, warf Wagenknecht im
       [5][Interview mit der taz] deshalb vor, eine Grenze überschritten zu haben.
       
       ## „Regulierung von Migration unerlässlich“
       
       Sahra Wagenknecht hat ihre Kritik am Unteilbar-Aufruf indessen per Facebook
       und in einem Brief an ihre Fraktion verteidigt. Am Freitag vergangener
       Woche verschickte sie eine Mail an alle FraktionskollegInnen und ging mit
       den Kritikern ins Gericht. Unter dem Betreff „Aktuelle Äußerungen von
       Fraktionsmitgliedern“ schreibt Wagenknecht: „bevor sich weitere Mitglieder
       der Fraktion motiviert sehen, sich an der […] von verschiedenen
       Parteifreunden dankbar aufgegriffenen Kampagne gegen mich zu beteiligen,
       möchte ich Euch das, was ich zur ‚unteilbar‘-Demonstration gesagt habe,
       gern einmal im Wortlaut zur Verfügung stellen.“
       
       Wagenknecht verweist im Folgenden darauf, dass sie als Vertreterin von
       „Aufstehen“ und nicht als Fraktionsvorsitzende befragt worden sei und
       präzisiert ihre Kritik am Aufruf des Bündnisses, die sie auch [6][auf
       Facebook stellte]. Es gebe auch viele Menschen, die sich gegen Rassismus
       und Fremdenfeindlichkeit wehren wollten, und zugleich eine Regulierung der
       Migration für unerlässlich hielten.
       
       „Dass das keine ‚Absage‘ an die Demo oder eine ‚Grenzüberschreitung‘ ist,
       sollten auch weniger Wohlmeinende begreifen“, schreibt sie in der Mail. Das
       zielt unter anderem auf die Kritik Liebichs, der sich auf Anfrage der taz
       jedoch nicht mehr äußern wollte.
       
       ## Druck auf Wagenknecht wächst
       
       Klare Worte kommen hingegen selbst von Wagenknecht äußerst wohl gesinnten
       Fraktionskollegen. Der rheinland-pfälzische Abgeordnete Alexander Ulrich,
       der Wagenknecht im Frühjahr noch gegen das „Mobbing“ der Fraktion in Schutz
       genommen hatte, schreibt laut [7][Tagesspiegel-Redakteur Matthias Meisner]
       per Facebook: „Sahra Wagenknecht sollte einfach mal die Klappe halten“.
       
       Ulrich schreibt in seinem Facebook-Kommentar: „Kann man nicht einfach
       sagen, dass die Fraktion dazu aufgerufen hat und auch viele von Aufstehen
       hin gehen werden. Ist es so schwer, einmal das Verbindende zu suchen?“ Wem
       wolle „Aufstehen“ eigentlich Druck machen, wenn man sich heute mit
       hunderten Organisationen inhaltlich anlege, fragt Ulrich. Er warte ab, ob
       Wagenknecht sich entschuldige.
       
       Dazu hätte sie am Dienstag Gelegenheit. Der Druck aus der Fraktion auf
       Wagenknecht wächst. Gleichwohl wird die Linke so kurz vor der Hessen-Wahl
       keinen Eklat und schon gar keinen Bruch mit Wagenkecht riskieren. Die
       Partei steht in Umfragen stabil bei 8 Prozent und hat gute Aussichten,
       erneut in den Landtag einzuziehen.
       
       15 Oct 2018
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Demonstration-gegen-Rassismus/!5540470
 (DIR) [2] /Ergebnis-der-bayerischen-Landtagswahl/!5541350
 (DIR) [3] /Kritik-an-Sahra-Wagenknecht/!5542584
 (DIR) [4] /Linke-Sammelbewegung-trifft-sich/!5536589
 (DIR) [5] /Kritik-an-Sahra-Wagenknecht/!5542584
 (DIR) [6] https://www.facebook.com/sahra.wagenknecht/posts/2378118375538879?__xts__%5B0%5D=68.ARARfI9f0PCWd00lATIrY9_OUOmjg561_fUEMfisA6Kjy8cCUS6pB-Fc2FjcnYWLBIJZzBx9z9Oa71J3OBfl67Z4iYFNV--fBpBupH8MEH_JjTZPjZN0Id2sAGeyCEWda3AAArmsI2pcVuP0msdu5jfoDwU1zPxCuxWVDBkFT6M0FLUijxIVzA&__tn__=-R
 (DIR) [7] https://twitter.com/MatthiasMeisner/status/1051380431357190144
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anna Lehmann
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Bayernwahl
 (DIR) #Unteilbar
 (DIR) Die Linke
 (DIR) Sahra Wagenknecht
 (DIR) Schwerpunkt Europawahl
 (DIR) Anti-Rassismus
 (DIR) #Unteilbar
 (DIR) #Unteilbar
 (DIR) Sahra Wagenknecht
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Linkspartei will EU-freundlicher werden: Die Linke streicht drei böse Worte
       
       Der Vorstand schwächt EU-Kritik im Wahlprogramm ab. Nun will die Partei
       vielleicht sogar etwas Positives über die EU sagen. Gysi und andere legen
       vor.
       
 (DIR) Kolumne Schlagloch: Wir müssen die Eliten erobern
       
       Die Unteilbar-Demo hat gezeigt: Es gibt viele Ideen für eine
       Übergangsgesellschaft, aber niemand ist bereit, sie in Politik umzusetzen.
       
 (DIR) Kommentar zur „Unteilbar“-Demo: „Aufstehen“ links liegenlassen
       
       „Unteilbar“ war ein Erfolg, weil die Demo breit aufgestellt war. Das zeugt
       nicht von Beliebigkeit, sondern davon, was gesellschaftlich auf dem Spiel
       steht.
       
 (DIR) Kritik an Sahra Wagenknecht: „Aufstehen“ und „unteilbar“ sein
       
       Die Kritik an Sahra Wagenknecht innerhalb ihrer Partei hält an. Nun
       bekennen sich auch enge Mitstreiter zur Großdemo am Samstag.
       
 (DIR) Kritik aus der Fraktion an Wagenknecht: „Sahra muss sich entscheiden“
       
       Mit ihrer Distanzierung von der Unteilbar-Demo habe Sahra Wagenknecht eine
       Grenze überschritten. Das sagt der Linken-Abgeordnete Stefan Liebich.