# taz.de -- Steuerhinterziehung in China: Die reumütige Rückkehr der Film-Diva
       
       > Drei Monate war die Schauspielerin Fan Bingbing verschwunden. Nun ist sie
       > wieder da – und muss 112 Millionen Euro Steuern nachzahlen.
       
 (IMG) Bild: An ihr soll wohl ein Exempel statuiert werden: Schauspielerin Fan Bingbing
       
       Peking taz | Plötzlich war sie weg. Seit dem 1. Juli postete die
       chinesische Schauspielerin Fan Bingbing weder etwas in den sozialen Medien,
       noch erschien etwas über sie in der chinesischen Klatschpresse. Dabei war
       sie im sozialen Netzwerk Weibo bis dahin äußerst mitteilungsbedürftig. Ihre
       62,74 Millionen Fans wissen, welche Gesichtscreme sie mag. Sie kennen
       Details über die Beziehung mit Schauspielkollege Li Chen. Und sie wussten
       Bescheid, auf welcher Weltbühne ihr mal wieder der rote Teppich ausgerollt
       wurde.
       
       Am Mittwoch hat sie sich das erste Mal seit drei Monaten wieder zu Wort
       gemeldet. Und zwar mit einem Geständnis: „Ich schäme mich zutiefst und
       fühle mich schuldig für das, was ich getan habe“, schreibt sie auf Weibo.
       Sie akzeptiere die Bestrafung und werde ihr Bestes tun, das Geld
       zusammenzubringen, um die Strafen und Steuern zu bezahlen. Und: „Ohne die
       gute Politik der Partei und des Staates und ohne die Liebe der Volksmassen
       gibt es keine Fan Bingbing.“
       
       Damit hat sie bestätigt, was seit Monaten bloß als Gerücht kursierte: Die
       chinesischen Behörden haben gegen sie wegen Steuerhinterziehung ermittelt.
       Sie soll sich einer unter chinesischen Schauspielerkreisen weit
       verbreiteten Praxis bedient und mit den Filmgesellschaften so genannte Yin-
       und Yang-Verträge abgeschlossen haben.Dabei werden zwei Verträge mit
       unterschiedlichen Gagen geschlossen. Die mit der niedrigeren Gage wird beim
       Finanzamt eingereicht.
       
       Chinesische Medien berichten, die Behörden hätten Fan Bingbing in einer
       Ferienanlage in der Provinz Jiangsu in einer Art Untersuchungshaft
       festgehalten. In dieser Anlage werden sonst Funktionäre der KP-Führung
       vernommen. Mittlerweile soll sie sich nicht mehr in Gewahrsam befinden.
       
       Offiziell verurteilt ist sie zwar nicht. Doch wie Chinas amtliche
       Nachrichtenagentur Xinhua nun berichtet, könne sie der Strafverfolgung
       entgehen, wenn sie bis Ende des Jahres 883 Millionen Yuan bezahlt, das
       entspricht 112 Millionen Euro.
       
       ## Mit mittelmäßigen Hollywoodfilmen weltweit bekannt
       
       Geboren in der ostchinesischen Stadt Qingdao machte sie bereits mit 17
       Jahren in der beliebten chinesischen Fernsehserie „Meine edle Prinzessin“
       ihre ersten Erfahrungen vor der Kamera. Seitdem spielte sie in mehr als 50
       Filmen und Fernsehproduktionen mit. International bekannt wurde sie mit
       ihren Auftritten in den eher mittelmäßigen Hollywood-Streifen „X-Man:
       Zukunft ist Vergangenheit“ und „Iron-Man3“. Immerhin wurde sie 2017 in die
       Wettbewerbsjury der Filmfestspiele von Cannes berufen. Im selben Jahr nahm
       auch die Academy of Motion Picture Arts and Sciences sie auf, die jährlich
       die Oscars vergibt.
       
       In China, dem inzwischen größten Filmmarkt der Welt, ist sie aber ein
       Superstar. Allein im vergangenen Jahr soll sie rund 38 Millionen Euro
       verdient haben. Damit ist sie die bestbezahlte Schauspielerin des Landes.
       
       Ganz offensichtlich will die chinesische Führung den Fall Fan Bingbing dazu
       nutzen, um ein Exempel zu statuieren. Die Finanzbehörden kündigten an,
       generell gegen Steuerhinterzieher in der Film- und Fernsehbranche
       vorzugehen. Wer sich bis Ende des Jahres freiwillig meldet und nachzahlt,
       kommt straffrei davon.
       
       4 Oct 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Felix Lee
       
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