# taz.de -- Freie Wähler wollen in den Bundestag: Bayern-Wahl lässt Aiwanger träumen
       
       > Der Erfolg in Bayern beflügelt Hubert Aiwanger. Der Chef der Freien
       > Wähler hat die Hessen-Wahl im Blick – und danach Berlin.
       
 (IMG) Bild: Anderen unterschätzen ihn, er überschätzt sich: Hubert Aiwanger
       
       BERLIN taz | Wer denkt, jetzt sei Hubert Aiwanger am Ziel seiner Träume,
       irrt. Bei den K[1][oalitionsverhandlungen seiner Freien Wähler mit der CSU]
       scheint es zwar ausschließlich um das Wie und längst nicht mehr um das Ob
       einer gemeinsamen Regierung zu gehen. Am Dienstag zogen er und
       Ministerpräsident Markus Söder bereits eine positive Zwischenbilanz: Alles
       laufe bestens, Familienkoalition wolle man sein. Dass Aiwanger
       stellvertretender Ministerpräsident in Bayern werden dürfte, scheint
       ausgemacht. Und doch: [2][Der 47-Jährige] ist in Gedanken nicht mehr nur am
       Verhandlungstisch. Sondern längst auch in Wiesbaden. Und in Berlin.
       
       „Das Potenzial für den Einzug in den Bundestag haben wir auf jeden Fall“,
       tönt er im Interview mit den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Sollte die
       große Koalition in Berlin vorzeitig scheitern, sehe er die Freien Wähler in
       der Lage, die Fünf-Prozent-Hürde zu überwinden. „Wenn wir genügend Zeit
       hätten für einen guten Wahlkampf, könnte uns das in den Bundestag tragen.“
       
       Der taz hatte Aiwanger noch kurz vor der Bayern-Wahl gesagt, für die
       nächste Bundestagswahl rechne er sich zwar noch keine Chancen aus, aber für
       2025 halte er einen Einzug der Freien Wähler für machbar. Nun, beflügelt
       vom Erfolg in Bayern, will er wohl nicht mehr so lange warten. Im
       Gegenteil: Seinen nächsten Erfolg will Aiwanger schon am Sonntag in Hessen
       einfahren.
       
       Bislang hat dort niemand die Freien Wähler auf dem Radar. In den Umfragen
       werden sie unter „Sonstige“ gelistet. Als eine Umfrage das Ergebnis für die
       Freien Wähler Anfang September doch mal einzeln ausgewiesen hat, lagen sie
       bei 1,5 Prozent. Doch das ficht Aiwanger nicht an.
       
       ## Protestwähler der rechten Mitte
       
       Sein Kalkül: Er bietet sich offensiv als neue Option für Protestwähler der
       rechten Mitte an. Für solche, die der Union nicht mehr ihre Stimme geben
       wollen, aber vor einer Partei wie der AfD dann doch zurückschrecken. Mit
       den Freien Wählern, so wirbt Aiwanger, gebe man zudem einer
       koalitionsfähigen Partei seine Stimme, habe also potenziell Einfluss auf
       künftiges Regierungshandeln. Pläne in Sachen Bundespolitik schmiedet
       Aiwanger freilich schon länger. 2013 standen die Freien Wähler erstmals auf
       dem Stimmzettel einer Bundestagswahl. Als Spitzenkandidaten hatte man
       Stephan Werhahn ins Rennen geschickt, einen Enkel Konrad Adenauers, der
       wegen der Euro-Rettungspolitik aus der CDU ausgetreten war. Der verließ die
       Freien Wähler aber nach kurzer Zeit, ging zur CDU zurück und gehört
       mittlerweile der FDP an. Am Wahlabend landeten die Freien Wähler
       schließlich bei einem Prozent, ebenso wie vier Jahre später.
       
       Ihre Kraft zieht die Partei aus ihren Erfolgen auf kommunaler Ebene, wo sie
       schon seit Jahrzehnten stark verankert sind. Sie stellen insbesondere auf
       dem Land Bürgermeister, mitunter sogar Landräte, gelten als solide
       Ansprechpartner für die Probleme der Bürger vor Ort. Bislang sind sie außer
       in Bayern in keinem Landtag vertreten.
       
       Ambitionen auf Landes- und Bundesebene werden auch innerhalb der Partei
       sehr unterschiedlich gesehen. „Wir sind ein Verein – keine Partei!“ begrüßt
       einen etwa die Homepage des baden-württembergischen Landesverbands. Dort
       sind die Freien Wähler zwar durchaus stark, wollen sich allerdings auf ihre
       kommunale Kernkompetenz beschränken.
       
       24 Oct 2018
       
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