# taz.de -- Meppener Moorbrand bedroht Ökosystem: Bundeswehr gegen Schmetterlinge
       
       > Der Moorbrand im Emsland hat in einem Schutzgebiet große Schäden an der
       > Umwelt angerichtet. Für die Kosten wird wohl die Allgemeinheit aufkommen.
       
 (IMG) Bild: Es schwelt noch immer, das Feuer im Moor bei Meppen
       
       Göttingen taz | Der Moorbrand auf einem Bundeswehr-Testgelände im Emsland
       scheint weitgehend unter Kontrolle. Das bislang letzte offene Feuer wurde
       am Sonntag gelöscht, Glutnester in der Erde schwelen aber weiter. Noch
       knapp 1.000 Einsatzkräfte sind vor Ort, alle zivilen Helfer sollen bis zum
       Wochenende von Soldaten abgelöst werden.
       
       Der Landkreis Emsland hat den Katastrophenalarm bereits am Donnerstag
       aufgehoben – den Bewohnern von [1][zwei Dörfern drohte sogar die
       Evakuierung]. Der Brand war am 3. September ausgebrochen, nachdem ein
       Hubschrauber eine Rakete abgefeuert hat. Danach breitete sich das Feuer in
       dem ausgetrockneten Gebiet auf bis zu 12.000 Hektar aus.
       
       Auf einem Drittel der betroffenen Fläche liegt das Natur- und
       Vogelschutzgebiet „Tinner Dose-Sprakeler Heide“, es ist das größte noch
       überwiegend intakte Hochmoor Niedersachsens. Das Schutzgebiet besitzt eine
       herausragende Bedeutung für bedrohte Vogelarten, seltene Schmetterlinge,
       Heuschrecken und Libellen, sagt BUND-Landesgeschäftsführerin Susanne
       Gerstner: „Durch den Brand gehen geschützte Lebensräume verloren,
       bodenlebende Arten wie Reptilien, Amphibien und Insekten werden dabei
       getötet.“
       
       ## Stickoxide in der Luft
       
       Durch das Feuer gelangten Schadstoffe wie Feinstaub und Stickstoffoxide in
       die Luft. Letztere werden auch von Dieselfahrzeugen emittiert. Sie
       begünstigen nach einer Studie des Bundesumweltministeriums
       Lungenkrankheiten, Diabetes, Bluthochdruck und Schlaganfälle. Asthmatiker
       leiden unter einer Verengung der Bronchien. Feinstaubteile sind so klein,
       dass sie ungehindert in Lungenbläschen und Blutkreislauf wandern. Dort
       können sie Entzündungen, Wucherungen, Asthma, Bronchitis, Krebs oder
       Herzinfarkte auslösen.
       
       Der Brand setzt auch große Mengen Kohlendioxid frei, weil Moore effektiv
       CO2-Speicher sind. Mindestens [2][500.000 Tonnen] waren es nach Schätzungen
       von BUND und Klimahaus Bremerhaven, 300.000 Tonnen nennt das Land
       Niedersachsen. „Auch nachdem das Feuer gelöscht sein wird, werden die
       entwässerten Hochmoore Niedersachsens durch Austrocknung und
       Mineralisierung weiterhin große Mengen CO2 in die Atmosphäre abgeben“,
       schreibt die Aktion Moorschutz, ein Zusammenschluss von Umweltverbänden.
       
       Franziska Tanneberger von der Universität Greifswald beziffert die
       Umweltschäden durch den Moorbrand auf 80 bis 120 Millionen Euro. Dieser
       Betrag werde weder der Bundeswehr noch dem Hubschrauberhersteller Airbus in
       Rechnung gestellt: „Dafür kommt die Allgemeinheit auf“, sagt Tanneberger.
       
       Für alle Betroffenen hat die Bundeswehr am Montag in Meppen ein
       Schadensbüro eröffnet. Die zunächst mit vier Mitarbeitern besetzte Stelle
       soll Schadensanzeigen möglichst unbürokratisch aufnehmen, sagt Klaus
       Steinl, Leiter des Bundeswehr-Dienstleistungszentrums Leer. Das Bundesamt
       für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr in
       Berlin entscheidet dann über Entschädigungen. Einige Betroffene hatten sich
       schon in den vergangenen Tagen beim Bürgertelefon gemeldet – etwa wegen
       eines abgebrannten Hochsitzes oder weil die Kühe weniger Milch geben. Ein
       Pferdehof klagt über Verdienstausfälle, weil die Tiere evakuiert werden
       mussten.
       
       Die Kosten für die Hilfskräfte will der Bund übernehmen. Die Armee hatte –
       viel zu spät, wie Kritiker bemängeln – Mitte September ein Ersuchen an die
       niedersächsische Landesregierung gestellt, dass bei dem Brand auch zivile
       Feuerwehren löschen sollen. Mehrere Kommunen und Kreise setzten daraufhin
       ihre Wehren in Marsch.
       
       Der Nachbar-Landkreis Grafschaft Bentheim beispielsweise schickte 140
       Einsatzkräfte. „Das dürfte allein für drei Tage für unsere Leute Kosten von
       50.000 Euro ausmachen“, rechnete Thomas Heinrich vom Ordnungsamt des
       Landkreises in der Neuen Osnabrücker Zeitung vor. Auch Sachkosten fallen
       an: für Fahrzeuge, Pumpen, Schläuche und andere Ausrüstung. Für
       Luftmessungen war eigens ein Messwagen aus Nordrhein-Westfalen angefordert
       worden.
       
       Und die juristischen Folgen? Die Staatsanwaltschaft Osnabrück ermittelt
       wegen des Brandes gegen Unbekannt und hat Liegenschaften der Bundeswehr
       durchsuchen lassen. Noch ist ungeklärt, ob die Bundeswehr oder der
       Hubschrauberproduzent Airbus Helicopters die Rakete abgeschossen hat, die
       das Moor in Brand setzte.
       
       Das Unternehmen gibt an, das Moor sei durch eine Schießerprobung mit einem
       ihrer Hubschrauber entzündet worden. Doch auch das
       Bundesverteidigungsministerium pocht auf Mitwirkung: Auf eine Frage des
       FDP-Bundestagsabgeordneten Jens Beeckeinem schreibt es, Schießversuche der
       Wehrtechnischen Dienststelle 91 in Meppen hätten das Moor in Brand gesetzt.
       
       2 Oct 2018
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Reimar Paul
       
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