# taz.de -- Erdoğan-Staatsbesuch in Deutschland: Beim Staatsbankett war's nicht so nett
       
       > Im Schloss Bellevue gab's Ärger. Der türkische Staatspräsident eröffnet
       > nun in Köln eine Ditib-Moschee. Tausende Anhänger und Gegner werden
       > erwartet.
       
 (IMG) Bild: Frank-Walter Steinmeier (r-l), Recep Tayyip Erdogan, seine Frau Emine und Elke Büdenbender, Frau des Bundespräsidenten, begrüßen vor einem Staatsbankett auf Schloss Bellevue die Gäste
       
       Berlin dpa | Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan setzt am Samstag
       [1][seinen Staatsbesuch in Deutschland] fort. Am letzten Tag der Reise
       steht zunächst ein Frühstück mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) auf dem
       Programm. Danach reist Erdogan weiter nach Köln, wo er an der Eröffnung der
       Ditib-Zentralmoschee teilnehmen will.
       
       Die geplante Veranstaltung vor der Moschee, zu der viele tausend Anhänger
       Erdogans erwartet wurden, wurde am Freitagabend kurzfristig aus
       Sicherheitsgründen untersagt. Die Eröffnungszeremonie könne stattfinden,
       aber nur mit geladenen Gästen, erklärte die Stadt Köln.
       
       Zum Auftakt des Staatsbesuches hatte es am Freitag kaum Anzeichen für eine
       Wiederannäherung im deutsch-türkischen Verhältnis gegeben. Kanzlerin Angela
       Merkel (CDU) und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mahnten die
       Einhaltung der Pressefreiheit und der Menschenrechte an. Merkel sprach von
       weiterhin „tiefgreifenden Differenzen“. Erdoğan wies die deutschen Vorwürfe
       am Abend bei einem Staatsbankett nochmals in aller Deutlichkeit zurück.
       
       Steinmeier sagte am Abend in Schloss Bellevue: „Ich sorge mich als
       Präsident dieses Landes um deutsche Staatsangehörige, die aus politischen
       Gründen in der Türkei inhaftiert sind.“ Erdoğan wich daraufhin von seinem
       Redemanuskript ab. Er forderte nachdrücklich Respekt für die türkische
       Justiz und damit für das Auslieferungsersuchen für den in der Türkei
       verurteilten [2][Journalisten Can Dündar]. „Hunderte, Tausende“ von
       Terroristen liefen in Deutschland frei herum, sagte Erdogan. „Sollen wir
       darüber etwa nicht sprechen? Sollen wir dazu nichts sagen?“
       
       Dündar, ehemals Chefredakteur der regierungskritischen Zeitung Cumhuriyet,
       war wegen eines Artikels zu Waffenlieferungen des türkischen Geheimdiensts
       nach Syrien verurteilt worden und lebt in Deutschland im Exil. Erdoğan
       besteht auf der Auslieferung Dündars. „Eigentlich hätte ich an diesem Abend
       nicht über so etwas reden wollen“, sagte er in seiner Rede. „Aber da der
       Herr Präsident das angesprochen hat, war ich gezwungen, darüber zu
       sprechen.“
       
       ## Neuer Ort für Laschet-Erdoğan-Treffen
       
       Trotzdem schien die türkische Seite zunächst nicht unzufrieden mit dem
       Besuch. „Man war ehrlich zueinander. Ich denke, es ist ein Fundament
       geschaffen worden, auf dem man vieles aufbauen kann“, hieß es am späten
       Abend aus dem Umfeld des Präsidenten. Auch türkische Medien – die meisten
       auf Regierungslinie – berichteten wohlwollend. „Merkel betont gemeinsame
       strategische Interessen mit der Türkei“, titelte zum Beispiel die
       staatliche Nachrichtenagentur Anadolu.
       
       Nach einem Frühstück mit Merkel fliegt Erdoğan an diesem Samstag nach Köln.
       Vor der Eröffnung der Ditib-Moschee ist ein Gespräch mit dem
       nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet (CDU) geplant.
       Für das Treffen, das ursprünglich auf Schloss Wahn stattfinden sollte,
       musste eilig ein neuer Ort gefunden werden, weil die Schlossbesitzer einen
       Empfang Erdogans aus politischer Überzeugung abgelehnt hatten. Nun soll das
       Treffen auf dem militärischen Teil des Flughafens Köln/Bonn stattfinden.
       
       Laschet hat bereits deutlich gemacht, dass er auch kritische Themen wie die
       Pressefreiheit in der Türkei und die Lage der dort inhaftierten Deutschen
       ansprechen will. An der Moschee-Eröffnung will der Ministerpräsident nicht
       teilnehmen. Weder Bund noch Land oder die Stadt Köln werden vertreten sein.
       
       ## Mehrere Tausend Polizisten im Einsatz
       
       Rund um die Moschee ist ein großer Sicherheitsbereich festgelegt worden.
       Von der Ditib sei kein ausreichendes Sicherheitskonzept vorgelegt worden,
       deshalb könne die geplante Außenveranstaltung nicht stattfinden, sagte die
       Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker am Freitagabend. „Das ist sehr
       bedauerlich, aber eine unüberschaubare Menschenansammlung dürfen wir
       einfach nicht akzeptieren.“
       
       Die Ditib hatte auf Facebook zu der Veranstaltung eingeladen und mit bis zu
       25.000 Besuchern gerechnet. Neben der Moschee-Eröffnung sind in Köln
       mehrere Kundgebungen angemeldet. Viele Tausend Anhänger [3][und Gegner
       Erdoğans] aus allen Teilen Deutschlands werden erwartet. Mehrere Tausend
       Polizisten sind deshalb in Köln in Einsatz. In der Großstadt herrscht die
       höchste Sicherheitsstufe.
       
       Die Kölner Zentralmoschee der Türkisch Islamischen Union Ditib – sie ist
       der Religionsbehörde Diyanet in Ankara direkt unterstellt – wird zwar schon
       seit einiger Zeit genutzt. Die offizielle Eröffnung hatte sich nach Streit
       der Ditib mit Architekten und einem Bauunternehmen aber immer wieder
       verzögert. Der größte Dachverband in Deutschland steht unter anderem wegen
       seiner großen Nähe zu Erdogan, Spitzelaffären einiger Ditib-Imame und
       zunehmender Abschottung in der Kritik.
       
       29 Sep 2018
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Erdoan-auf-Deutschland-Besuch/!5539192
 (DIR) [2] /Pressefreiheit-in-der-Tuerkei/!5534992
 (DIR) [3] /Demonstration-gegen-Erdoan-in-Berlin/!5539219
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Angela Merkel
 (DIR) Schwerpunkt Türkei unter Erdoğan 
 (DIR) Recep Tayyip Erdoğan
 (DIR) Frank-Walter Steinmeier
 (DIR) Ditib
 (DIR) Schwerpunkt Türkei unter Erdoğan 
 (DIR) Schwerpunkt Türkei unter Erdoğan 
 (DIR) Deutsch-Türkische Beziehungen
 (DIR) Ditib
 (DIR) Recep Tayyip Erdoğan
 (DIR) Recep Tayyip Erdoğan
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Meşale Tolu über Staatsempfang: „Erdoğan sollte sich zu Hause fühlen“
       
       Nach seinem Besuch in Deutschland ist der türkische Präsident wieder
       abgereist. Die Journalistin Meşale Tolu, die monatelang in der Türkei in
       Haft saß, zieht Bilanz.
       
 (DIR) Nach Erdoğans Moschee-Eröffnung: Debatte über Ditib neu entbrannt
       
       Der Moscheeverband Ditib gilt als verlängerter Arm Erdoğans. Nach dessen
       Staatsbesuch wird wieder diskutiert, ob er genauer beobachtet werden
       sollte.
       
 (DIR) Türkischer Staatspräsident in Köln: Hinterzimmer statt Schlossempfang
       
       Unter Ausschluss der deutschen Öffentlichkeit hat Recep Tayyip Erdoğan eine
       der größten Moscheen Europas eröffnet.
       
 (DIR) Armin Laschet zu Hambach und Erdoğan: „Die Revolution ist abgesagt“
       
       Angela Merkel sollte Parteichefin bleiben, sagt der NRW-Ministerpräsident.
       Armin Laschet über Erneuerung der CDU, den Forst und den Umgang mit
       Erdoğan.
       
 (DIR) Demonstration gegen Erdoğan in Berlin: „In unserer Stadt nicht willkommen“
       
       5.000 Menschen demonstrieren in Berlin gegen den Staatsbesuch.
       Menschenrechtsverletzungen in der Türkei und in Syrien werden kritisiert.
       
 (DIR) Erdoğan-Besuch in Berlin: T-Shirt-Freiheit beschränkt
       
       Der türkische Staatschef Erdoğan fordert die Festnahme des Journalisten Can
       Dündar. Merkel beklagt Differenzen. Ein Reporter wird abgeführt.