# taz.de -- Kommentar Vergabe der Fußball-EM 2024: Menschenrechte verrechnet
       
       > Bei der EM-Vergabe triumphiert Deutschland. Kein Wunder: Der Konkurrent
       > hieß Türkei, da konnte selbst der DFB nicht verlieren.
       
 (IMG) Bild: Die helle und die dunkle Seite der Macht im deutschen Fußball – zuordnen müssen Sie aber selbst
       
       Deutschland hat vom europäischen Fußballverband erstmals den
       Demokratiepreis im schweizerischen Nyon verliehen bekommen. So könnte man
       überspitzt die Vergabe der Fußball-Europameisterschaft 2024 [1][vom
       Uefa-Exekutivkomitee an Deutschland interpretieren].
       
       Schließlich wurde der Gegenkandidat, die Türkei, von vielen Beobachtern
       bereits vorab vor allem aufgrund der zahlreichen Menschenrechtsverletzungen
       des Erdoğan-Regimes [2][als nicht vermittelbar disqualifiziert]. Auch von
       der Uefa gab es deshalb im Evaluierungsbericht schlechte Noten.
       
       Als vor gut einem Jahr die Uefa bekannt machte, man wolle die
       Menschenrechtslage bei der Gastgeberauswahl seiner Turniere zu einem
       entscheidenden Kriterium machen, bemerkte deren Präsident Aleksander
       Čeferin: Die Verteidigung der Menschenrechte habe für die Uefa höchste
       Priorität.
       
       Geraten jetzt also autoritäre Regime wie Russland und Katar beim Buhlen um
       sportliche Großereignisse ins Hintertreffen? Mitnichten. Die ökonomisch
       instabile Lage in der Türkei dürfte den Ausschlag gegeben haben.
       
       ## Eine Win-win-Situation
       
       Die Euro 2024 in Deutschland verspricht für die europäischen
       Fußballverbände größere Profite. Sie handeln weiter wie
       Wirtschaftsunternehmen und nicht wie Menschenrechtsorganisationen. Wenn
       sich allerdings ökonomische Gewinne noch mit menschenrechtlicher
       Unbedenklichkeit kombinieren lassen, ist das eine Win-win-Situation. Eine
       Chance, die bei der Wahl [3][für Russland] und Katar so nicht gegeben war.
       
       Die Versuche in der Türkei, auf die rassistischen Begleiterscheinungen
       [4][bei der Özil-Affäre] und auf das unsägliche Verhalten von DFB-Präsident
       Grindel zu verweisen, blieben wirkungslos. Der Mann, der den Rücktritt von
       Özil aus der Nationalmannschaft und viel mehr noch die abnehmende
       Integrationskraft des deutschen Fußballs mitzuverantworten hat, geht
       gestärkt aus dieser Wahl hervor.
       
       Grindel hat mit seiner Prognose, dass diese Affäre sich bei der
       Entscheidung nicht negativ auswirken wird, recht behalten. Die
       Uefa-Funktionäre mögen sich wie Amnesty-International-Aktivisten gebärden.
       Am Ende zählen andere Dinge.
       
       27 Sep 2018
       
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