# taz.de -- Kommentar Seehofer und Merkel: Das Problem ist die Union
       
       > Seit 2015 gibt es Streit zwischen CDU und CSU, zwischen Angela und Horst.
       > Mehr Rationalität würde helfen – danach sieht es aber nicht aus.
       
 (IMG) Bild: Der Mann kann einen aber auch wirklich ermüden…
       
       Die Große Koalition ist kaputt. Wenn sie noch lang so weitermacht,
       gefährdet sie die Demokratie. Das kann jeder sehen. Und das tut weh – vor
       allem der SPD, die wie immer am lautesten leidet. Aber das Hauptproblem ist
       nicht die Hilflosigkeit der SPD, die Angst vor Neuwahlen hat, sondern die
       Spaltung der Union.
       
       Seit dem Flüchtlingsherbst 2015 verläuft die alles dominierende Trennlinie
       der deutschen Politik nicht mehr zwischen Regierung und Opposition, nicht
       mehr zwischen links und rechts, sondern zwischen den Vorsitzenden von CDU
       und CSU. Angela gegen Horst – eigentlich ein lächerliches
       Klein-Klein-Duell, das sich hinzieht wie eine schlechte Serie mit
       Endloswiederholungen. Deshalb haben viele auch längst weggezappt – und
       andere Parteien angeklickt.
       
       Warum dreht sich trotzdem immer noch alles um Merkel und Seehofer? Weil sie
       die symbolischen Gegenpole in einem Streit sind, der quer durchs Land
       geführt wurde, quer durch alle Parteien, quer durch Familien und manchmal
       sogar quer durch Köpfe. Die Streitfrage: War die europaweit einzigartig
       liberale Flüchtlingspolitik 2015 mit Merkels Selfies richtig?
       
       Seehofer sagt seit dem ersten Tag: falsch. Er kämpft nur noch darum,
       Merkels Selfies irgendwie zu löschen – und nimmt dafür in Kauf, ins
       Rechtsextreme abzugleiten. Merkel hingegen versucht Rechtsabweichler wie
       Maaßen abzustrafen, bleibt bei Unionskonflikten immer auf der liberalen
       Seite – und nimmt dafür in Kauf, dass viele Wähler zur AfD abwandern.
       
       Wieder einen gemeinsamen Kurs zu finden, der Konservative und Liberale
       anspricht, ist für die Union schwierig. Wieder ruhiger und rationaler über
       Migration zu reden, über die Zukunft statt über 2015, wäre wichtig. Die
       entscheidende Trennlinie muss zwischen Demokraten und Demokratiefeinden
       verlaufen. Mit den ineinander verhakten Symbolfiguren Seehofer und Merkel
       gelingt das nicht mehr. Gut möglich, dass deshalb bald beide gestürzt
       werden. [1][Seehofer nach einer CSU-Niederlage in Bayern] – und [2][Merkel
       nach einem CDU-Desaster bei der Wahl in Hessen].
       
       20 Sep 2018
       
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