# taz.de -- Kommentar Labour und Antisemitismus: Auf Bewährung
       
       > Labour hat die allgemein anerkannte Antisemitismus-Definition übernommen.
       > Wie viel das bringt, kann nur die Zukunft zeigen.
       
 (IMG) Bild: Zwei Schritte vor, einer zurück: Peter Willsman, der die Antisemitismus-Vorwürfe in seiner Partei als das Werk „Trump-fanatischer Juden“ bezeichnete, ist wieder im Vorstand
       
       Endlich. [1][Die Labour Party hat nun den kompletten Wortlaut der allgemein
       anerkannten Antisemitismus-Definition] der Internationalen Holocaust
       Remebrance Alliance (IHRA) in ihren Verhaltenskodex übernommen. Der
       Entscheidung beendet [2][eine wochenlange Krise der Partei.]
       
       Margaret Hodge, [3][die jüdische Labour-Abgeordnete, die Corbyn als
       Antisemiten bezeichnet hatte], sprach von zwei Schritten voran und einem
       zurück. Denn in einer hinzugefügten Bemerkung zur Übernahme der
       IHRA-Definition erklärte Labour, „dass die Meinungsfreiheit über Israel und
       die Rechte der Palästinenser*Innen weiter gelten müssten“. Dabei steht im
       IHRA- Originaltext ohnehin, „dass Kritik an Israel, wenn sie ähnlich jeder
       Kritik an jeglichem anderen Land gemacht werde, nicht als antisemitisch
       bezeichnet werden könne“.
       
       Die Entscheidung soll Wunden heilen. Doch man muss sich Folgendes fragen:
       Wieso wurde Peter Willsman, ein Corbyn-Anhänger, wieder in den
       Parteivorstand aufgenommen? Er war erst jüngst aus dem Gremium
       rausgeflogen, weil er die Antisemitismus-Vorwürfe in seiner Partei samt und
       sonders als das Werk „Trump-fanatischer Juden“ bezeichnete. Gab es so große
       Personalnot am Montag, dass keine anderen Anwärter*Innen auf diesen Posten
       als ein Antisemit zu finden waren?
       
       Auch alle fragwürdigen Äußerungen Corbyns zu Israel und Palästina aus
       seiner Zeit als Hinterbänkler wurden von ihm und der Partei verteidigt. Wie
       viel sind die jüngsten Bekenntnisse zur IHRA-Definition also wert? Werden
       nun antisemitische Kommentare tatsächlich aus dem Jargon einzelner
       Genoss*Innen verschwinden?
       
       Das werden nur zukünftige Fälle zeigen, bei denen die
       Antisemitismus-Definition des IHRA getestet werden kann. So lange sind die
       Partei und ihre Führungsspitze auf Bewährung.
       
       Wer Konflikte lösen und zum Frieden beitragen will, muss vor allem den
       richtigen Ton finden, alle Argumente auf den Tisch legen, mit allen Seiten
       verhandeln und sie zusammenbringen können. Das gilt beim Antisemitismus
       genauso wie in der Beziehung zwischen Labour und der jüdischen Community in
       Großbritannien und erst recht in Fragen der Verarbeitung des Konflikts
       zwischen Israelis und Palästinensern.
       
       5 Sep 2018
       
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