# taz.de -- Identitären-Festival in Dresden: Österreicher, überall Österreicher!
       
       > Mobilisierung ist anderswo: Sowohl ein Identitären-Festival als auch die
       > Gegenproteste bringen in Dresden keine Massen auf die Straße.
       
 (IMG) Bild: Trägt den neuen sächsischen Polizeihelm: ein Identitärer. Morgen dann: Das LKA Sachsen gibt zu, dass der Mann dort arbeitet
       
       Dresden taz | Dresden tut sich nach wie vor schwer mit der Mobilisierung
       breiterer Bürgerschichten gegen rechte Umtriebe in der Stadt. Zwar fanden
       sich zum ersten bundesweiten Mini-Festival der Identitären Bewegung „Europa
       nostra“ auch nur etwa 500 Anhänger ein.
       
       Etwa die gleiche Anzahl überwiegend Dresdener Kulturbürger folgte dem
       Aufruf des Oberbürgermeisters, des Netzwerks „Weltoffenes Dresden“ und
       verschiedener Kultureinrichtungen zu einer gemeinsamen Singstunde vor dem
       Kulturpalast. Zuvor hatten bis zu 300 Bürger und Gäste der Stadt auf dem
       Neumarkt vor der Frauenkirche Konzerte von Musikensembles unter dem Motto
       „So klingt Dresden“ verfolgt.
       
       Die Identitären hatten bewusst den Veranstaltungsort Dresden als
       „Hauptstadt des Widerstandes“ gewählt. Dank guter Verbindungen zur
       örtlichen Pegida-Bewegung erhoffte man sich eine gewisse Resonanz. Der
       Termin am Sonnabend wurde erst relativ spät bekannt. Die Organisation von
       Protesten konnte erst in der vergangenen Woche beginnen. Die Veranstaltung
       der vom Verfassungsschutz beobachteten Rechtsextremen fiel zusammen mit den
       Spielzeiteröffnungen des Staatsschauspiels und der Dresdner Philharmonie.
       Beide stellten ebenso wie die Dresdner Musikfestspiele diesen Auftakt in
       den Dienst der Absicht, ein positives Bild kultureller Vielfalt von Dresden
       zu zeichnen.
       
       „So klingt Dresden, wie wir es uns wünschen, und nicht wie die Kakophonie
       auf der Cockerwiese“, spielte Oberbürgermeister Dirk Hilbert auf den
       Veranstaltungsort der Identitären an. „In unserer Stadt hat rechtes
       Gedankengut keinen Platz!“ Hilbert nahm Bezug auf die Wissenschaftsstadt
       Dresden, die notwendig weltläufig und offen sein müsse. Er sprach vom
       Balkon des Kulturpalastes, wo Bläser der Philharmonie und Mitglieder des
       Philharmonischen Chores das Bürgersingen begleiteten.
       
       ## Österreicher in Dresden
       
       Für [1][die Identitäre Bewegung] (IB) war Dresden 2018 ein Testlauf. Nach
       Misserfolgen herkömmlicher Demonstrationszüge in Berlin, die erfolgreich
       blockiert wurden, wich man auf das Format einer Präsentations- und
       Informationsveranstaltung für interessierte Bürger aus. Dafür wurde ein
       Teil der so genannten Cockerwiese eingezäunt, auf der 1988 Rockstar Joe
       Cocker sein legendäres Konzert in Dresden gegeben hatte. Die Wiese war
       bereits von Pegida für Kundgebungen im Jahr 2015 okkupiert wurden.
       
       Allerdings folgten weniger Dresdner als die erwarteten 800 der Einladung
       der völkischen Bewegung. Unter den etwa 500 Aktiven und Gästen waren viele
       [2][Stammgäste der Pegida-Demonstrationen] zu entdecken. An den
       Informationsständen und im Veranstaltungszelt fiel die österreichische
       Dominanz auf. Hauptredner war der österreichische IB-Wortführer Martin
       Sellner. Über Veranstaltungserfahrungen und Kollisionen mit Behörden und
       Gegnern berichteten Österreicher, die Zeitschrift Info-Direkt aus Linz
       präsentierte sich mit einem eigenen Stand.
       
       Gegenüber der taz spielte Sellner das neue Format zunächst herunter. Es sei
       nur „eine Ergänzung zu bestehenden Aktionsformen“. „Der Charakter eines
       geschützten Festivals erlaubt es vielen herzukommen, die sonst Angst vor
       einer Demonstration haben“, erläuterte er das Anliegen. Zugleich sprach er
       aber von einem „Erfolgsmodell“, das nach seinen Wünschen auch in Berlin
       Schule machen solle.
       
       ## Keine strafrechtlich relevanten Verstöße
       
       Eine ohnehin seit langem geplante Demokratiekonferenz der Stadt im Dresdner
       Hygienemuseum geriet durch die zufällige zeitliche Parallelität zur
       Gegenveranstaltung. Bei dieser jährlichen Konferenz treffen sich zunehmend
       mehr zivilgesellschaftliche Kräfte, um über die Stärkung der Demokratie zu
       beraten. Das Programm wurde kurzfristig um einen Workshop zur Rolle der
       Identitären erweitert.
       
       Ansonsten aber blieb das öffentliche Leben in Dresden bis auf wenige
       Verkehrseinschränkungen unbeeindruckt. Nur relativ wenige Polizisten waren
       im Einsatz. Sie kontrollierten unter anderem die Verkaufs- und
       Informationsstände der Identitären. Bis zum Nachmittag konnten aber keine
       strafrechtlich relevanten Verstöße festgestellt werden. In der Nähe des
       Zauns um das Veranstaltungsgelände demonstrierten nach einem Aufruf der
       Grünen und der Linken etwa 150 Gegner friedlich gegen das Festival. Seitens
       der sächsischen Staatsregierung waren nur die beiden SPD-Minister Eva-Maria
       Stange und Martin Dulig präsent.
       
       Ein im thüringischen Ort Mattstedt geplantes Rechtsrock-Konzert mit
       tausenden Teilnehmern konnte am Freitagabend hingegen verhindert werden.
       Das Verwaltungsgericht Weimar gab Beschwerden der Gemeinde und des
       Thüringer Innenminsteriums statt, die die Rechtmäßigkeit der
       Grundstücksnutzung angezweifelt hatten. Die Polizei wies anreisende
       Teilnehmer ab.
       
       25 Aug 2018
       
       ## LINKS
       
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