# taz.de -- Wechsel bei der Nord-SPD: Sie lacht noch mehr als Ralf Stegner
       
       > Die deutsch-türkische SPD-Politikerin Serpil Midyatli will in
       > Schleswig-Holstein den bisherigen SPD-Landeschef Ralf Stegner beerben.
       > Wer ist die Frau?
       
 (IMG) Bild: Serpil Midyatli, die potentielle neue SPD-Landeschefin im Norden
       
       Hamburg taz | Für Serpil Midyatli ist der Weg nun frei: Nach dem Verzicht
       von Ralf Stegner auf eine erneute Kandidatur als SPD-Landeschef in
       Schleswig-Holstein kann die 43-Jährige mit türkischen Wurzeln das neue
       Gesicht der Nord-SPD werden. Bereits am 25. August hatte sie ihre
       Kandidatur angekündigt – und damit Stegner unter Druck gesetzt.
       
       Midyatli gilt als Paradebeispiel für gelungene Integration. Im Jahr 2000
       trat sie in die SPD ein, seit 2009 ist sie Landtagsabgeordnete, seit 2012
       stellvertretende Fraktionschefin. Daneben ist sie seit dem Jahr 2015
       Vizepräsidentin des schleswig-holsteinischen Heimatbundes. Temperament,
       Natürlichkeit, Humor und politische Leidenschaft werden der ersten
       türkischstämmigen Abgeordneten in der Geschichte Schleswig-Holsteins
       nachgesagt.
       
       Neben ihren Rollen als Mutter und Politikerin hat sich die Muslimin auch
       als Unternehmerin verwirklicht. Von 1994 bis 2003 leitete Midyatli in Kiel
       ein Restaurant. 2004 gründete sie gemeinsam mit ihrem Mann einen Kultur-
       und Veranstaltungsservice. Midyatli kam 1975 als Kind türkischer
       Einwanderer in Kiel zur Welt. „Wir zogen von einem Brennpunkt in den
       nächsten“, sagte sie einmal der Welt.
       
       Zwar habe sie einen muslimischen Hintergrund, „ich wurde aber nicht streng
       erzogen, musste nie ein Kopftuch tragen.“ Midyatli wohnt seit 2013 mit
       ihrem Mann Atilla und den beiden Söhnen in Gettorf. Zur Schule ging sie in
       Kiel. Ihre Selbstbeschreibung: „Frauen können mehrere Bälle gleichzeitig in
       der Luft halten.“
       
       ## Neue Dynamik in der Partei
       
       Als Politikerin konzentriert sich die stellvertretende Fraktionsvorsitzende
       auf die Themen Migration, Integration und Familie. Zuletzt fragte sie:
       „Warum gelingt es uns nicht, Menschen mit ausländischen Wurzeln zu
       integrieren, obwohl sie schon sehr lange hier leben?“ Midyatli ist
       Fraktionssprecherin für Familienpolitik, Gleichstellung, Integration und
       Kinderbetreuung. Dem SPD-Landesvorstand gehört sie bereits seit zehn Jahren
       an. Seit Dezember 2017 ist sie außerdem Beisitzerin im Bundesvorstand der
       SPD.
       
       Ihre Kandidatur begründet die Frau mit einer neuen Dynamik in der Partei,
       die sich nach den letzten Wahlen entwickelt habe: „Aktuell läuft ein äußert
       erfolgreicher Reformprozess, den wir im letzten November begonnen haben.
       Diesen Prozess möchte ich als SPD-Landesvorsitzende weiter vorantreiben.“
       Die notwendigen Veränderungen würden aber nur als glaubwürdig wahrgenommen,
       wenn sich die Nord-SPD auch personell selbst neu aufstelle.
       
       Mit 13 Jahren hatte Midyatli ein Schlüsselerlebnis für ihr Heimatempfinden.
       Als die Familie 1988 nach einem Besuch aus der Türkei zurückkehrte,
       erzählte sie jetzt der dpa, hopsten alle wie verrückt im Auto – als sie
       endlich in Schleswig-Holstein waren, „unserem Zuhause“. Sie schätze das
       Land und die Leute, „weil die Menschen hier bodenständig, ehrlich und
       aufrichtig sind“.
       
       5 Sep 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Marco Carini
       
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