# taz.de -- Absage von Daniel Cohn-Bendit an Macron: Regierung? Non, merci!
       
       > Daniel Cohn-Bendit hätte der neue Umweltminister Frankreichs werden
       > können. Jetzt erteilte er dem Präsidenten eine Absage. Warum?
       
 (IMG) Bild: Hat Emmanuel Macron (rechts) eine Absage erteilt: Daniel Cohn-Bendit (links)
       
       PARIS taz | „Nein danke!“, sagt Daniel Cohn-Bendit nicht nur zur
       Atomenergie, sondern auch zum Angebot, als Nachfolger von Nicolas Hulot in
       Paris Minister für Umwelt und Klimawandel zu werden.
       
       Nicht dass die Vorstellung [1][für den früheren EU-Abgeordneten der Grünen]
       nicht attraktiv gewesen wäre. Aber letztlich, so sagte es Cohn-Bendit im
       französischen Originaltext, wäre das nur eine „fausse bonne idée“ gewesen,
       auf Deutsch eine „bloß scheinbar gute Idee“. Das heißt wohl aus der
       Politikersprache übersetzt: Zwar fühlte sich der 73-Jährige durchaus
       gebauchpinselt, zweifellos auch kompetent sowie hinreichend mit allen
       politischen Wassern gewaschen für diese Aufgabe.
       
       Doch als Cohn-Bendit alle Vor- und Nachteile abwog und vor allem an die
       Zwänge eines in seiner Handlungsfreiheit eingeschränkten Ministers dachte,
       verzichtete er lieber.
       
       „Wenn du Minister bist, verlierst du deine eigene Persönlichkeit, du hast
       nicht mehr deine Freiheit, willst du das?“, habe ihm Staatspräsident
       Emmanuel Macron am Sonntagabend bei einem Tête-à-tête sehr offen gesagt.
       Wahrscheinlich wusste er da bereits, was Cohn-Bendit antworten würde. Im
       Radio sagte der einstige Studentenführer und grüne Altstar später, Macron
       und er hätten die Entscheidung im gegenseitigen Einverständnis getroffen.
       Statt den Ministerposten zu akzeptieren, wolle er weiterhin den
       französischen Staatschef beraten, wie er dies bisher schon getan habe.
       
       Damit platzte ein Medienhype, der Frankreich bereits das ganze Wochenende
       in Atem gehalten hatte. Wer allerdings tatsächlich neuer Umweltminister
       wird, blieb damit vorerst noch offen. Hulot hatte vor einer Woche,
       frustriert von seiner Erfahrung als Minister und Nummer drei der Regierung,
       seinen Rücktritt angekündigt.
       
       In den Medien war der Politiker und Publizist Cohn-Bendit als Kandidat für
       den verwaisten Ministerposten gut angekommen. Bereits wenige Stunden nach
       Hulots Abgang zirkulierte sein Name. Wer, [2][wenn nicht „Dany le Rouge“
       wäre prominent genug und als Ikone der politischen Umweltbewegung] in der
       Lage, den Platz des populären Hulot einzunehmen, ohne als bloßer Ersatzmann
       dazustehen?
       
       ## Persönliche Revanche
       
       Cohn-Bendit ist zwar erst seit drei Jahren Franzose, aber er hatte Macron
       schon bei seiner Präsidentschaftskandidatur unterstützt. Zudem schätzt ihn
       der Präsident als Freund und Berater. [3][Als Ex-68er, der vor fünfzig
       Jahren an der Universität Nanterre die Studentenrevolte des Mai 1968
       angezettelt hat,] kann er in Frankreich auch mit seinen heute eher
       liberalen Ideen noch als „Linker“ durchgehen. Und Macron hat einen
       dringenden Bedarf, seine Politik den von ihm enttäuschten LinkswählerInnen
       zu verkaufen.
       
       Für andere, vor allem konservative Kreise, bleibt Cohn-Bendit
       unvermittelbar. Er hätte mit heftigsten Attacken inklusive verleumderischen
       Tiefschlägen rechnen müssen. Und darauf hatte er bestimmt nicht die
       geringste Lust. Außerdem besitzt Cohn-Bendit angeblich nicht mal eine
       Krawatte.
       
       Verlockend war die Chance zu einer Art persönlicher Revanche indes
       bestimmt: Der einst als Rebell und deutscher Jude ausgewiesene Dany an der
       Spitze der Staatsführung mit weitgehenden Kompetenzen in der Umweltpolitik,
       bei den erneuerbaren Energien oder der Ernährung.
       
       Er wusste aber nur zu gut, wie es anderen Umweltpolitikern vor ihm ergangen
       war: Hulot ist die letzte mehrerer Alibifiguren in Frankreich, die lieber
       in der Regierung versuchen wollten, ein paar Schritte zu erzielen, als bloß
       von außen zu kritisieren, dann aber gezwungen waren, eine Regierungspolitik
       zu tragen, die sie unverantwortlich fanden.
       
       Für diese undankbare Rolle hat Cohn-Bendit nun selber Vorschläge
       eingereicht: der gegenwärtige WWF-Direktor Pascal Canfin oder die Leiterin
       der europäischen Klimastiftung, Laurence Toubiana. Die Nominierung wird für
       diesen Dienstag oder Mittwoch erwartet.
       
       3 Sep 2018
       
       ## LINKS
       
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