# taz.de -- Gastkommentar zur Krise in Venezuela: Nullen zu streichen, ändert nichts
       
       > Geldscheine zu verändern, wird an der Inflation Venezuelas nichts ändern.
       > Ausschlaggebend ist Vertrauen und das ist schon verloren gegangen.
       
 (IMG) Bild: Nichts wert: alte Bolivarscheine im Müll
       
       Stoppt das [1][Streichen von ein paar Nullen] auf dem Geldschein, wie jetzt
       in Venezuela geschehen, eine Hyperinflation? Die Antwort ist klar: nur auf
       dem Papier. Solange nicht gleichzeitig garantiert ist, dass die Zentralbank
       unabhängig von der Regierung agieren kann, ist es nur eine Frage der Zeit,
       bis erneut Nullen weggestrichen werden müssen.
       
       Der Grund hierfür ist, dass Regierung und Zentralbank den Wert eines
       bedruckten Stücks Papiers – nennen wir es Geld – nicht direkt steuern
       können. Preise in einer Ökonomie werden von den Firmen gesetzt, Löhne von
       den beteiligten Parteien verhandelt. Vertrauen alle darauf, dass der Wert
       des Geldes beziehungsweise die Preise stabil bleiben, werden sie Preise und
       Löhne nicht erhöhen. Haben sie dieses Vertrauen nicht, dann werden sie die
       Löhne und Preise erhöhen.
       
       Das zentrale Wort ist hier Vertrauen. Vertrauen, dass die Zentralbank im
       Rahmen ihrer Möglichkeiten alles unternimmt, um den Wert des Geldes zu
       erhalten. Dabei kann die Zentralbank in einen Zielkonflikt mit der
       Regierung geraten: Letztere bevorzugt in der Regel eine lockere Geldpolitik
       mit niedrigen Zinsen, um durch günstige Kredite die Wirtschaft zu
       stimulieren und gleichzeitig günstig ein Haushaltsdefizit zu finanzieren.
       Um aber Preisstabilität zu garantieren, muss die Zentralbank die Zinsen
       erhöhen können. Damit die Regierung die Zentralbank nicht zu niedrigen
       Zinsen zwingen kann, muss die Zentralbank unbedingt und ohne jeden Zweifel
       unabhängig sein.
       
       Andernfalls verlieren die Marktakteure das Vertrauen in die Stabilität des
       Geldes und setzen immer wieder höhere Preise und Löhne fest. Genau das ist
       in Venezuela passiert. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan sollte
       sich den Anfang der Hyperinflation in Venezuela genau anschauen, denn sie
       begann mit der Beschneidung der Unabhängigkeit der Zentralbank durch den
       damaligen Präsidenten. Verfolgt Erdoğan seine Politik weiter, ist es nur
       eine Frage der Zeit, bis in der Türkei auch Nullen weggestrichen werden
       müssen.
       
       21 Aug 2018
       
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